Natürlich färben mit Pflanzen

Ein Artikel von Christiane Bartal | 17.11.2021 - 10:06
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Durch Kochen lassen sich die Farbstoffe aus den Pflanzenteilen extrahieren © Karnwela/Shutterstock

Im Grunde stecken in jeder Pflanze Farbstoffe: in den Blüten, in den Blättern und Pflanzenteilen und sogar in den Wurzeln. Durch Kochen oder Extraktion mit Alkohol und Salz entfalten sie ihre Färbekraft und geben ihre Farben beispielsweise an Wolle und Textilien ab. Die Tradition, mit Pflanzen zu färben, reicht bis 3.000 v. Chr. zurück. Auch die alten Griechen und Römer nutzten Färberpflanzen, um Leinen, Wolle und Seide einzufärben. Von synthetischen Farbstoffen im 19. Jh. verdrängt, erleben sie nun mit dem steigenden Umweltbewusstsein wieder ein kleines Revival.

Besonders interessant: Ein und dieselbe Pflanze enthält unterschiedliche Farbstoffe. Auch Farbton und Intensität können je nach Anbau und Erntezeitpunkt stark variieren. Das macht es natürlich nicht leichter, mit Pflanzen zu färben, wenn man eine bestimmte Farbe erzielen möchte – aber dafür bietet das Ergebnis umso mehr Überraschungen.

Wichtig zu wissen: Nicht alle Stoffe lassen sich erfolgreich färben. Generell nehmen reine Naturfasern (z. B. Baumwolle, Leinen, Wolle) die Farbe besser auf, synthetische Fasern (z. B. Polyester, Acryl und Polyacryl) hingegen nur schlecht bis gar nicht. Auch die Nähte sollten bei den Kleidungsstücken aus natürlichen Fasern bestehen, damit kein farblicher Kontrast zwischen Stoff und Naht sichtbar wird.

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Zum Färben mit Pflanzen eignen sich nur Naturfasern wie Wolle, Leinen oder Baumwolle © Snoopytkd/Shutterstock

Färberpflanzen nach Farben

Gelb und Orange: Die meisten Pflanzen erzeugen diesen gelbe und orange Farbtöne. Hier einige Beispiele: Ringelblume, Löwenzahn, Färberkamille, Färberginster, Schafgarben, Kurkuma, braune Zwiebelschalen

Rot: Färberkrapp (Rubia tinctorum)

Rosa und Violett: Purpur-Sonnenhut, Hibiskus, Rote Rüben, Hollerbeeren, Rotkraut, Brombeerblätter

Blau: Indigo, Färberwaid (Isatis tinctoria), Liguster, Kornblume, violette Karotten

Grün:
Spinat, Brennnessel, Kohlblätter, Sonnenblumen, Gewöhnlicher Sonnenhut, Karotten, Goldrute

Beige und Braun: Schwarzer Tee, Kaffee, äußere Schalen der Walnuss

So funktioniert's:

1. Für ein farbechtes und langanhaltendes Ergebnis muss der Stoff vor dem Färben mit Fixiermittel (Beize) behandelt werden: Für Farben aus Beeren wird der Stoff mit einer Lösung aus 1 Teil Salz und 16 Teilen Wasser vorbehandelt, für Farben aus Pflanzenteilen und Blättern nimmt man 1 Teil Essig auf 4 Teile Wasser.
Kochen Sie den Stoff 1 Stunde lang in der jeweiligen Beize. Danach mit kaltem Wasser ausspülen.

2. Für das Färbebad die Beeren bzw. Pflanzenteile klein hacken, die doppelte Menge Wasser hinzugeben und alles in einem Edelstahltopf zum Kochen bringen. Mindestens 1 Stunde sanft köcheln lassen, dabei immer wieder mit einem Holzlöffel umrühren. Zuletzt die Pflanzenteile herausfiltern.

3. Den gebeizten, ausgewaschenen Stoff in das Färbebad geben und darin so lange köcheln lassen, bis er die gewünschte Farbintensität angenommen hat. Noch kräftiger wird die Farbe, wenn Sie den Stoff über Nacht (ohne Erhitzen) einweichen. Bedenken Sie jedoch, dass die Farbe nach dem Trocknen heller erscheint.

4. Den gefärbten Stoff mit kaltem Wasser und einem natürlichen Waschmittel auswaschen und in ein Essigbad legen, um die Farbe zu fixieren. Danach den Stoff im Schatten trocknen lassen (Sonne könnte die Farbe ausbleichen).

Eine Ausnahme bilden beispielsweise Färberwaid und Indigo: Hier verfärben sich die Stoffe erst durch das Trocknen im Freien durch das Zusammenwirken von Sonnenlicht und Sauerstoff von Gelbbraun nach Blau. Allerdings ist auch die Extraktion der nicht wasserlöslichen Farbstoffe bei diesen Färberpflanzen aufwendiger.

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