Hirschkäfer: das Insekt des Jahres 2012

Ein Artikel von Mag. Eva-Maria Mayr | 18.01.2012 - 13:22

Mit dem Hirschkäfer (Lucanus cervus) wurde ein Tier gewählt, das bei uns vom Aussterben bedroht ist. Dennoch ist das Tier vielen ein Begriff. Sie sind bis zu 9 cm groß und die größten Käfer in Mitteleuropa überhaupt. Nur die Männchen haben die gewaltigen, großen Geweihe, mit denen sie miteinander kämpfen. Die etwas kleineren Weibchen können Sie aufgrund ihrer Größe von 6 cm trotzdem sofort als Hirschkäfer erkennen. Mit den riesigen, 3 cm langen Oberkiefern nehmen die Männchen keine Nahrung auf. Nur bei Rivalenkämpfen und zum Festhalten der Weibchen während der Paarung werden sie gebraucht.
 
Die Hirschkäfer schwärmen von Mitte Juni bis Ende Juli an lauen Abenden mit lautem Brummen in Laubwäldern herum. Sie lieben besonders alte Eichen. Männchen und Weibchen brauchen für die Reifung ihrer Keimzellen Baumsaft, der bestimmte Pilze enthält. Den finden sie an Wundstellen eines Baumes, der durch Frostrisse, Windbruch oder Blitzschlag verletzt worden ist. 

Ein langer Lebenszyklus

Das Weibchen gräbt sich nach der Begattung in die Erde ein, um seine Eier außen an morsche Wurzelstöcke, vor allem von Eichen, zu legen. Nach etwa 14 Tagen schlüpfen die Larven. Diese ernähren sich von morschem, feuchtem und verpilztem Holz, das sie mit der Zeit zu Mulm abbauen. Nach 5, manchmal auch erst nach 6 oder 8 Jahren verpuppen sich die Larven. Nach etwa 6 Wochen schlüpfen die Käfer, bleiben aber den Winter über im Boden. Erst im Frühjahr graben sie sich nach oben durch und leben dort nur wenige Wochen. Die meiste Zeit seines Lebens verbringt der Hirschkäfer also unter der Erde.

Besonderer Schutz

Der Hirschkäfer ist besonders geschützt, da er überaus selten ist. Wir haben ihm in unseren Breiten in den vergangenen 100 Jahren keine geeigneten Brutsubstrate gelassen. Auch an Saftleckstellen mangelt es. Die Ursachen liegen in der Intensivierung der Forstwirtschaft, bei der die Stubben gerodet werden und damit kein morsches Holz im Boden zurückbleibt. Daher ist der Hirschkäfer kaum zu finden und in vielen Gebieten völlig ausgerottet. Allerdings gibt es seit einigen Jahren Programme, die den Naturschutz in den Wäldern fördern sollen. Es sieht so aus, als könnten sich die Hirschkäfer wieder besser vermehren. Für eine endgültige Aussage ist es jedoch zu früh, da die Generationsfolge mit 5 bis 8 Jahren sehr lang ist und merkbar mehr Tiere erst nach Jahrzehnten zu erwarten sind.

Wohlert Wohlers/Red.