Vogelfutter war früher einmal ein Winterthema. In der kalten Jahreszeit wurde das Vogelhaus aufgestellt, die Meisenknödel in den Baum gehängt, Sonnenblumenkerne ausgestreut. Jetzt werden immer mehr Stimmen unter anderem auch von Ornithologen laut, die eine Ganzjahresfütterung von Gartenvögeln empfehlen. Die natürliche Nahrungssituation der Wildvögel in freier Natur hat sich in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch verändert. Die Monokulturen, die heute unsere Landwirtschaft prägen, greifen so sehr in das Gleichgewicht der Natur ein, dass es für Insekten, aber auch für Wildpflanzen eng geworden ist: Die Wildvögel haben das Nachsehen!
Wo allerdings Blütenpflanzen fehlen, fehlen auch deren Samen und die solche Pflanzen begleitenden Insekten. Sie sind das A und O der Vogelernährung und heute vielerorts Mangelware für die Gefiederten. Mit den Insektenpopulationen gehen also auch die Vogelpopulationen zurück, da die Brut nicht mehr richtig ernährt werden kann.
Heimkehrende Zugvögel seien bei Ankunft in hiesigen Brutgebieten im Frühjahr immer weniger in der Lage, zu den für die Brut erforderlichen Kräften zu kommen. Sie finden immer seltener überwinterte Samenstände von krautigen Pflanzen, in denen letzte Saat zu finden wäre oder in denen Insekten überwintert haben könnten. Übrigens gilt inzwischen für den privaten, modernen Hausgarten mit seinen ausgesuchten Zierpflanzen inzwischen weitgehend das gleiche wie für Feld und Flur: Vogelnahrhaftes ist leider kaum mehr verfügbar.
Wenn füttern, dann richtig!
Billig-Futter, das den Vögeln nichts bringt, ist oft nicht artgerecht. Billige Füllkomponenten im Futter sind z.B. Getreidekörner und alte Sämereien. Getreidekörner (ebenso Sonnenblumenkerne) können von Vogelbrut und Jungvögeln nicht aufgenommen werden. Für die Schnäbel von Weichfressern wie auch Jungvögel sind sie zu hart! Körnerbetontes Futter bedient zudem einseitig die Körnerfresser unter den Singvögeln. Beeren- und Weichfresser gehen damit leer aus. Für Vögel weniger geeignet sind auch gehärtetes (raffiniertes) Fett und billiges Speiseöl in der Rezeptur, weil es von den Vögeln entweder wenig oder gar nicht aufgeschlossen werden kann.
Fördern Sie Pflanzenvielfalt mit langer Blütezeit und breiter Insektenakzeptanz. Belassen Sie Samenstände bis zum Frühjahr an der Pflanze. Schaffen Sie vielfältige Nistmöglichkeiten: nicht nur für Stare, Meisen und andere Höhlenbrüter, sondern auch für Halbhöhlenbrüter.