Im Jahre 1818 unternahm ein berühmter Botaniker eine Expedition nach Brasilien, um tropische Pflanzen für den europäischen Markt zu sammeln. Ausgewählte Pflanzen wurden sorgfältig in Kisten verpackt. Als „Verpackungsmaterial” für seine „Beute” benutzte er Teile von irgendwelchen anderen Pflanzen, die ihm gerade zur Verfügung standen. Empfänger dieser Sendung war der englische Pflanzenliebhaber William Cattley.
Der war aber nicht nur an dem Eingepackten interessiert, sondern vor allem auch an dem Verpackungsmaterial, das aus eigenartigen, länglichen Pflanzenteilen bestand. Aus Neugierde pflanzte er einige dieser „Stängel” in ein Kompostgemisch und stellte sie in sein Gewächshaus. Riesig war das Erstaunen, als im nächsten Jahr aus diesen „Stängeln” wunderbare, nie gesehene Orchideenblüten wuchsen. Ihm zu Ehren wurde diese neu entdeckte Orchideen-Gattung Cattleya genannt. Bei den Pflanzen handelte es sich um Cattleya labiata, die somit eine der ersten epiphytische Orchideen war, die in Europa kultiviert wurden.
Besonderheit unter den Orchideen
Noch heute sind die Cattleya-Arten etwas Besonderes unter den Orchideen. Die traumhaft schönen Blüten, der Duft und das vielfältige Farbspiel begeistern viele Pflanzen- und Orchideenliebhaber. Im ruhenden, nicht blühenden Zustand sind die Pflanzen eher unscheinbar und ihre länglichen Pseudobulben (knollige Stängel) enden in ein oder zwei, mehr oder weniger harten Blättern. Diese sind zusätzlich noch als Schutz gegen Sonne mit einer Wachsschicht überzogen.
Die Pflege dieser Orchidee ist eigentlich recht einfach, weil fast alle bekannten Arten – es sind bis heute ca. 45 aus Mittel- und Südamerika – unter ähnlichen Temperaturbedingungen anzutreffen sind. Sie wachsen epiphytisch, also auf Bäumen, oder lithophytisch, auf Felsen. In der Wachstumszeit wollen sie es schön warm haben, etwa 20 bis 30 °C. In der Ruheperiode dagegen begnügen sie sich mit 15 bis 17 °C. Die Ruhezeit ist für die Cattleya wichtig, weil sie sonst nicht zur Blüte kommen kann. Der Standort soll das ganze Jahr über möglichst hell sein und bei starker Sonneneinstrahlung muss schattiert werden, da sonst Verbrennungsgefahr besteht. In der Wachstumszeit wird häufiger gegossen, wobei der Wurzelballen nie austrocknen darf, aber auch nicht zu nass sein darf. Bei jedem dritten Gießen wird ein Orchideendünger dem Wasser beigemengt.
Da die Wachstumsruhe bei der Cattleya nicht an eine bestimmte Jahreszeit gebunden ist, meistens jedoch in die lichtarme Winterzeit fällt, muss die Pflanze genau beobachtet werden. Der neue Jahrestrieb, der am unteren Teil der Bulbe sichtbar wird, setzt den Beginn der Wachstumszeit fest. Man entdeckt zunächst frische Wurzeln und der neue Spross streckt sich, bis schließlich die Blüten erscheinen, die mehrere Wochen anhalten. Danach wird der Spross bräunlich und vertrocknet. Die Pflanze wird nun kühler gehalten und natürlich auch viel weniger gegossen. Erst wenn man feststellen kann, dass sich eine neue Knospe zeigt oder dass erneut ein Wurzelwachstum einsetzt, wird wieder mehr gegossen und wärmer kultiviert.
Durch Hybridisierung, auch mit ähnlichen und verwandten Gattungen, kann man heute Cattleya zu jeder Jahreszeit und in vielen verschiedenen Farben kaufen.
Kultur und Pflege der Cattleya
Licht:
Helles Licht, aber keine Mittagsonne. Empfehlenswert ist ein Fensterbrett, das nicht direkt nach Süden orientiert ist.
Temperatur:
Nachts sollte die Temperatur zwischen 13 °C bis 16 °C und während des Tages 20 °C bis 30 °C betragen (Spitzenwerte von 35 °C werden toleriert).
Gießen:
Wichtig ist, dass nicht zu viel gegossen wird. Weniger ist besser als mehr. In der Ruhephase wird wenig gegossen. Das Wasser sollte kalkfrei sein, Regenwasser ist am besten geeignet. Das tägliche Besprühen vormittags mit Regenwasser erhöht die Luftfeuchtigkeit.
Düngen:
Verwendet wird ein spezieller Orchideendünger, der viel Stickstoff (N:P:K=30:10:10) enthält, jede 4–6 Düngung sollte Phosphorbetont (10:30:20) sein. Gedüngt wird in der Wachstumsphase mit jeder dritten Wassergabe, in der Ruhephase wird nicht gedüngt.
Umtopfen:
Wenn der neue Trieb über den Topfrand hinauszuwachsen droht oder wenn nur mehr wenig Substrat vorhanden ist. Jungpflanzen sollten alle 2 Jahre umgetopft werden. Verwendet wird spezielles Orchideensubstrat, das aus Rinde mit etwas Sumpfmoos besteht.
Quelle: GARTEN+HAUS Jänner-Februar 2005, Autor: Gerald Stiptschitsch