Wie funktioniert ein Flaschengarten?

Ein Artikel von Christiane Bartal | 22.12.2021 - 08:23
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Flaschengärten brauchen, richtig angelegt und am passenden Standort platziert, kaum Pflege © qnula/Shutterstock

Vielfältige Mini-Pflanzen in verschließbaren Gläsern – die Idee für solche trendigen Flaschengärten ist nicht neu. Bereits Mitte des 19. Jhs. legte der englische Arzt Dr. Nathaniel Ward (1791–1868) einen Minigarten in einem verschlossenen Glasbehältnis an, den sog. „Wardschen Kasten“. Im Grunde handelte es sich um das erste transportable Mini-Gewächshaus. Diese Erfindung ermöglichte es Pflanzenjägern, ihre tropischen Pflanzenschätze während ihrer mehrmonatigen Schiffreisen unversehrt nach Hause zu bringen.

Experten bezeichnen einen solchen Flaschengarten als Hermetosphäre (von lat. hermetice für „verschlossen“ und griech. sphaira für „Hülle“). Der große Vorteil eines solchen Mini-Ökosystems ist, dass es kaum gewässert werden muss und absolut pflegeleicht ist. Das bepflanzte Behältnis wird einfach an einen warmen, hellen Platz in der Wohnung gestellt und sich selbst überlassen.

So funktioniert das Mini-Ökosystem

Wie im großen Ökosystem Erde durchläuft das Wasser im Glas einen stetigen Kreislauf: Es verdunstet im Inneren des geschlossenen Glases, kondensiert und fließt in flüssiger Form wieder herab, sodass es den Pflanzen erneut zur Verfügung steht. Dadurch entsteht ein feucht-warmes Klima, das genügsamen tropischen Pflanzen, die mit wenig Nährstoffnachschub auskommen, zugutekommt.

Pflege eines Flaschengartens

Es gibt lediglich zwei Dinge, die bei der Pflege von Flaschengärten berücksichtigt werden sollten:

1. Nicht zu viel gießen!
Zu viel Wasserzufuhr ist im geschlossenen System eines Flaschengartens problematisch, denn dadurch beginnen die Pflanzen im Glas zu faulen.

2. Bitte keine Sonne!
Zudem sollte der Flaschengarten niemals in der Sonne stehen, denn dann kommt der Glashauseffekt zum Tragen: Die Luft im Inneren heizt sich zu sehr auf, wodurch die Pflanzen absterben.

Bedenkt man diese zwei Grundsätze, begleitet Sie ein Flaschengarten mehrere Jahre lang. Durch das geschlossene System muss lediglich einmal im Monat gegossen werden. Das richtige Maß an Feuchtigkeit erkennen Sie daran, dass das Glas morgens innen beschlagen ist und tagsüber abtrocknet. Bleibt das Glas auch tagsüber beschlagen, sollte das Gefäß zwischenzeitlich geöffnet werden. Etwaige kranke oder faule Pflanzenteile regelmäßig entfernen. Wichtig: Gedüngt wird der Minigarten nicht, um das Wachstum der Pflanzen nicht anzuregen.

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Kakteen und andere Sukkulenten eignen sich nur für offene Glasgefäße © ivan_kislitsin/Shutterstock

Einen Flaschengarten selbst anlegen

Fertig bepflanzte Flaschengärten gibt es im Handel zu kaufen. Sie können aber auch ganz einfach selbst angelegt werden. Grundsätzlich gilt: Je größer das Glas, desto besser funktioniert die Hermetosphäre. Wählen Sie ein Glasgefäß mit mind. 2 l Fassungsvermögen und einem luftdicht verschließbaren Deckel, beispielsweise ein großes Einmachglas oder Bonbonglas. Am besten eignen sich bauchige Gläser mit großer Öffnung.

1. Glasgefäß mit kochendem Wasser gründlich von innen und außen reinigen und abtrocknen.

2. Boden des Glases mit einer 2 bis 3 cm hohen Drainageschicht (z. B. Blähton, Seramis-Tongranulat, Ziegelsplitt oder poröse Lavasteinchen) füllen und gleichmäßig verteilen.

3. Auf die Drainageschicht 2 EL zerkleinerte Holzkohle (z. B. Aktivkohle oder Grillkohle) streuen – dies beugt Fäulnis und Schimmelbildung vor.

4. Trockene Aussaaterde 3 bis 4 cm hoch über die Kohle streuen (am besten geht das mit einer leeren Küchenpapier-Rolle). Verwenden Sie keine Blumenerde – sie schimmelt im Gegensatz zur keimfreien und nährstoffarmen Aussaaterde leicht.

5. Mini-Pflanzen mit ausreichend Abstand zueinander in die Erde setzen. Dafür mit einem langen Löffel eine Mulde bilden, die Pflanzen hineinsetzen und leicht andrücken. Lange Wurzeln zuvor einkürzen. Tipp: Für die Bepflanzung können Sie auch Stecklinge oder Ableger von geeigneten Zimmerpflanzen verwenden.

6. Eventuell kleine Steine oder Muscheln als Deko zwischen den Pflanzen drapieren, sodass eine Landschaft im Miniformat entsteht.

7. Minigarten mit warmem, möglichst kalkarmem Wasser angießen – am besten in mehreren Durchgängen, damit die trockene Erde das Wasser besser aufnehmen kann und keine Staunässe am Gefäßboden entsteht.

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Die Mosaikpflanze (Fittonia) bringt mit ihren bunten Blattadern Farbe ins Glas © Metaphoreman/Shutterstock

Diese Pflanzen eignen sich für Flaschengärten

Sämtliche Pflanzen, die feuchte, tropische Bedingungen lieben und nur langsam wachsen, eignen sich für die Minigärten im Glas. Nicht geeignet sind hingegen trockenheitsliebende Kakteen und Sukkulenten. Sie sind in offenen Flaschengärten besser aufgehoben.

• Frauenhaarfarn (Adiantum raddianum): Mit seinen feinen Fiederblättern sehr dekorativ, mag es aber nicht zu feucht.

• Feder-Spargel (Asparagus setaceus ‘Nanus’): Zwergform des auch als Zierspargel bekannten Feder-Spargels mit drahtigen Trieben und fein verzweigter Krone

• Zierpfeffer (Peperomia angulata): kriechender Wuchs, sehr unkompliziert

• Mosaikpflanze (Fittonia verschaffeltii): sehr dekorativ durch die bunten Blattadern

• Zebrakraut (Tradescantia zebrina): dekorative Blattzeichnung

• Ufopflanze
(Pilea peperomioides): Runde Blätter an langen Blattstielen

• Blatt-Begonie (Begonia-Rex-Hybride): große Vielfalt an Blattzeichnungen und -formen, verträgt jedoch nicht zu viel Feuchtigkeit

• Wimpern-Begonie (Begonia bowerae): gemusterte Blätter mit „Wimpern“ an den Blatträndern

• Mini-Orchideen (z. B. von Phalaenopsis, Cymbidium, Dendrobium)

• Kleine Bromelien

• Diverse Moose