Pfingstrose: Staude oder Strauch?

Ein Artikel von Gerald Stiptschitsch/Christiane Bartal | 19.05.2023 - 09:17
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Die Chinesische Pfingstrose (Paeonia lactiflora) treibt als Staude jedes Jahr neu aus und wächst innerhallb weniger Wochen zu einem regelrechten Busch heran © photowind/Shutterstock

In der Antike verehrt, gilt die Pfingstrose (Paeonia) in China bis heute als ein Symbol für Glück und Reichtum. Im Barock erlebte die Blume einen ­regelrechten Boom und steht bis heute im Garten als Synonym für barocke Üppigkeit. Die Blüten sind es auch, die jeden Pflanzenliebhaber begeistern lassen. Bekannt sind sie v. a. für ihre großen, gefüllten Blütenkugeln.

Pfingstrosen als Staude und Strauch

Grundsätzlich gibt es bei den Pfingstrosen zwei offensichtliche Gruppen: die Stauden und die Sträucher. Während die Triebe und Blätter der Staudenpfingstrosen den Winter über einziehen und im Frühjahr wieder austreiben, wirft die Strauchpfingstrose im Herbst zwar die Blätter ab, ihre Zweige ­bleiben aber wie bei anderen Sträuchern das ganze Jahr über sichtbar.

Hunderte Kulturformen sind bis heute bekannt, wobei nur wenige in den Gärten vorkommen. Was aber freut, ist, dass aus dieser Auswahl alle robust und winterfest sind und selbst mit Spätfrösten gut zurechtkommen. Lediglich die Strauchpfingstrosen haben ihre Frühjahrsknospen bereits im Herbst angelegt und sind spätfrostgefährdet.

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Schon der Austrieb der Staudenpfingstrosen ist spektakulär © Marta Jonina/Shutterstock

Die aus Europa stammende Bauernpfingstrose (Paeonia officinalis) blüht etwas früher und ist weniger standfest gegenüber der Chinesischen Pfingstrose (Paeonia lactiflora), die Ende des 18. Jh. nach Europa gelangte, der europäischen Art erst die nötige Beachtung als Zierpflanze bescherte und als Staudenpfingstrose im Anspruch identisch ist.

Chinesische Strauchpfingstrosen (Paeonia x suffruticosa) stammen ursprünglich aus den Bergregionen Chinas – von Nordwestchina bis Tibet und Bhutan – und sind dort die Blume der Poesie, was sich an ihren Namen wie „Traum einer Jungfrau“, „Weißes Gewand, zerknittert vom Sohn des Himmels“, „Flug der Kraniche“ oder „Wasser, das im Mondlicht schläft“ erkennen lässt. Die etwa 1 m hohen Sträucher mit den fein ziselierten, gegenüber den Staudenpfingstrosen helleren Laubblättern und den handtellergroßen, duftenden und stark gefüllten Blüten werden bereits seit über 2.000 Jahren in China kultisch verehrt.

Gefüllte und ungefüllte Blüten

Pfingst­rosen haben allgemein den Ruf, als Nahrungsquelle für Bienen nicht in Frage zu kommen, wenn man an die gefüllten Blüten denkt. Allerdings ist die Palette bei dieser Gattung so groß, dass es auch unzählige einfache oder halb gefüllte Arten und Sorten gibt, die reichlich Pollen bieten. Selbst zwischen einigen gefüllt blühenden Sorten bilden sich noch Staubgefäße, die sie für Insekten wertvoll machen. Unter bestimmten Witterungseinflüssen wird sogar an den Knospen ein zuckerhaltiger Saft ausgeschieden, der v. a. Ameisen, aber auch Bienen anlockt.

Tipps zu Standort und Pflege

Im Staudenbeet werden Pfingstrosen als Leitpflanze eingesetzt. Auf jeden Fall benötigen sie viel Platz, damit sie sich entfalten können. Ein Standort mit mindestens 6 Sonnenstunden pro Tag ist für eine üppige Blüte erforderlich. Auch sollte die Pflanze an ihrem Standort ungestört wachsen können, denn Pfingstrosen werden sehr alt und vertragen keine Umpflanzung.

Ideal ist ein tiefgründiger, durchlässiger Boden. Bei schweren Böden sollte das Pflanzloch großzügig mit einer Dränage aus Kies und Sand ausgestattet werden. Damit die Blühfreudigkeit über die Jahre nicht nachlässt, benötigt die Päonie sowohl im Frühjahr als auch nach der Blüte eine Düngegabe. Pfingstrosen-Experten ­raten aber davon ab, mit Laubkompost oder Mist zu düngen.

Praxis-Tipp: Bei schlechten Standortbedingungen kann es passieren, dass die Pflanze von Grauschimmel (Botrytis) befallen wird. Dann müssen alle befallenen Pflanzenteile beseitigt werden. Bei einer Viruskrankheit hingegen, bei der die Pflanze deformiert oder gar nicht wächst, muss diese entfernt und durch eine neue ersetzt werden.

Bei Strauchpfingstrosen wird nur sehr sparsam geschnitten: Nach der Blüte schneidet man die Triebe um etwa ein Drittel zurück, was die Verzweigung anregt und die Pflanze buschiger wachsen lässt. Bei Staudenpfingstrosen kann man die Triebe den Winter über stehen lassen. Treiben dann im Frühjahr aus dem Boden neue Triebe, werden die alten vorsichtig entfernt.

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Auch Strauchpfingstrosen (Paeonia x suffruticosa) gibt es in mannigfaltigen Blütenfarben. An geeigneten Standorten können sie 50 Jahre oder älter werden © Sergii_Petruk/Shutterstock

Wann und wie pflanzen?

Die beste Pflanzzeit für Pfingstrosen ist der Herbst. Wenn Sie den Zeitraum allerdings verpasst haben, können Sie auch im Frühjahr Pfingstrosen, die im Topf kultiviert werden, setzen. Bis die Pflanze dann optimal wächst und blüht, vergehen bisweilen 2 bis 5 Jahre, bis sie sich an ihrem angestammten Platz eingelebt hat – dafür kann sie dann aber ­locker 50 Jahre alt werden und blüht Jahr für Jahr schöner, wenn sie an ihrem Platz in Ruhe gelassen wird.

Gepflanzt werden Pfingstrosen am besten einzeln, dann kommen sie gut zur Geltung. Beim Setzen sind einige Punkte zu beachten, damit sich ein Blüherfolg einstellt: So dürfen die Knospen der Staudenpfingstrose nicht mehr als 3 cm unter der Oberfläche liegen. Werden sie zu tief gepflanzt, bleibt die Blüte aus. Dann muss sie neu gesetzt oder abgewartet werden, da sich die Pflanze im Wachstum jedes Jahr ein Stück hebt und dadurch der Knospenansatz nach oben wandert.

Tipp: Ältere Pfingstrosen können trotz regelmäßiger Düngegaben blühfaul werden. Dann hilft es, sie im Herbst auszugraben, in Einzelstücke zu teilen und neu einzupflanzen.

Strauchpfingstrosen sind meist auf der Unterlage einer Staudenpäonie veredelt. Diese „Pfropfreiser“ dürfen keinesfalls zu flach gesetzt werden und die Veredlungsstelle muss 15 bis 20 cm unter der Ober­fläche liegen. Auf diese Weise wird die ­Staudenpfingstrosen-Unterlage bald abgestoßen und die Edelsorte bildet eigene Wurzeln. In das Pflanzloch kommt zuvor auch hier eine Dränageschicht aus feinem Kies und Sand, weil für sie Staunässe ebenfalls tödlich ist. Als Startdünger hat sich Knochenmehl bewährt, ansonsten wird eher sparsam mit einem Stauden- oder Gehölzdünger gedüngt.

Pfingstrosen als Schnittblumen

Pfingstrosen eignen sich gut als Schnittblumen und füllen mit ihren üppigen Blumen rasch die Vase oder peppen jeden Blumenstrauß mit nur drei bis fünf Blüten auf. ­Damit sie möglichst lange halten, schneidet man sie im knospigen Zustand, wenn die ersten Blütenblätter Farbe zeigen. Bei mehrtriebigen Sorten werden die Seitenknospen entfernt.

Kombinieren Sie Päonien mit ­anderen Schnittstauden wie früh blühendem Eisenhut, Fingerhut, Rittersporn oder zartem Frauenmantel, die alle einen tollen Kontrast zu den großen Blütenbällen setzen. Versuchen Sie auch eine Kombination mit spät blühenden Tulpen, Glockenblumen oder duftendem Flieder.