Malerische Stauden mit Nah- und Fernwirkung

Ein Artikel von GARTEN+HAUS/GMH | 13.06.2023 - 17:34

Ob knallgelbe Staubgefäße in der Blüte einer Kuhschelle, silbrig schimmernde Disteln oder die von Gräsern umspielten Blütenschirme des Purpursonnenhuts: Stauden sehen nicht nur kunstvoll aus, sondern können selbst zu Kunstwerken werden. Besonders pittoreske Pflanzen und Beete wecken den Wunsch, diese Schönheit festzuhalten: auf der Leinwand, mit der Kamera oder im aufmerksamen Betrachten.

Stauden mit Fernwirkung

Mit ihren üppigen Blütenbällen in brillanten Farben gehören die Stauden-Pfingstrosen (Paeonia lactiflora) zu jenen Pflanzen, die aus der Distanz Aufmerksamkeit erregen. Sie brauchen zwar etwas Zeit, bis sie sich etabliert haben. Dafür entwickeln sie sich mit den Jahren üppiger und blühen jeden Frühsommer wieder.

Auch Türkischer Mohn (Papaver orientale) ist nicht zu übersehen, vor allem wenn er als knallrote Sorte wie ‘Beauty of Livermere’ wächst. Die Vergänglichkeit seiner Schönheit, meist währt die Blüte nur wenige Tage, macht Mohn zu einem besonders faszinierenden Motiv.

Oft porträtiert wurden und werden auch die diversen Schwertlilien. Botanisch ist die Gattung nach Iris, der Göttin des Regenbogens, benannt. Zu Recht, denn ihre Farbpalette gilt als unübertroffen. In großen Stückzahlen gepflanzt, wird ihr Blütenmeer zum Blickmagnet.

Was müssen Stauden mit Fernwirkung können?

Nicht alleine die Größe der Blüten ist verantwortlich dafür, wie Stauden aus der Ferne wirken. Eine großblütige Rose wirkt zwar auch aus der Distanz, ihre volle Schönheit und vor allem ihren Duft entfaltet sie jedoch erst aus der Nähe. Gleichzeitig kann eine Vielzahl kleinblütiger Stauden eine immense Fernwirkung haben – etwa, wenn niedrige Glockenblumen oder Storchschnäbel ganze Blütenteppiche bilden.

Entscheidend sind u. a. diese Eigenschaften:

  • Farbintensität: Stauden mit auffälligen, leuchtenden Farben sind aus der Ferne leicht erkennbar und ziehen die Blicke auf sich. Sei es ein leuchtendes Rot, ein kräftiges Blau oder ein strahlendes Gelb – diese Pflanzen bringen Farbe in das Beet und erzeugen eine lebendige Atmosphäre.
  • Struktur und Form: Stauden mit interessanten Strukturen und Formen können aus der Ferne sehr wirkungsvoll sein. Ob es sich um fächerförmige Blätter oder auffällige Blütenstände handelt, diese Merkmale können das visuelle Interesse wecken und dem Garten eine zusätzliche Dimension verleihen.
  • Kontraste: Stauden, die durch starken Kontrast zu ihrer Umgebung stehen, ziehen die Aufmerksamkeit besonders auf sich. Das können z. B. Pflanzen mit dunkelgrünen Blättern inmitten gelblaubiger oder silbriger Pflanzen oder solche mit auffälligem Farbkontrast zwischen Blüten und Blättern sein. Durch solche Kontraste werden Stauden aus der Ferne noch deutlicher wahrgenommen.
  • Textur: Stauden mit einer interessanten Blatt- oder Blütenstruktur können aus der Ferne eine besondere Anziehungskraft entfalten. Pflanzen mit behaarten Blättern, gefransten Rändern oder ungewöhnlichen Blütenformen können das Auge fesseln und das Gartenbild bereichern.
  • Wuchshöhe: Je höher die Pflanze, desto mehr Aufmerksamkeit erregt sie aus der Distanz. Wichtig ist jedoch die Kombination mit unterschiedlichen Pflanzhöhen, um dem Beet eine gewisse Dramatik zu verleihen.
  • Standfestigkeit: Stauden mit Fernwirkung sollten trotz ihrer Größe und Farbintensität robust sein und Wind und Wetter standhalten. Nur so können sie über einen längeren Zeitraum ihre Erscheinung bewahren und den Garten zu einem wahren Blickfang machen.

Detailverliebte, bitte nähertreten

Bei aller Pracht, die Stauden aus großer Distanz entfalten können, lohnt sich auch bei den Stars im Beet ein genauer Blick. Der Rittersporn (Delphinium) begeistert nicht mit seinem leuchtenden Blau. Aus der Nähe betrachtet zeigen sich Kleinigkeiten wie das zum Sporn ausgebildete Blütenblatt. Außerdem haben alle Sorten eine helle oder dunkle Mitte. Weil sie in der Form daran erinnert, wird sie auch „Biene“ genannt.
Auch die Blütentürme des Fingerhutes (Digitalis) mit den unzähligen glockenfürmigen Blüten in Weiß, Gelb oder Rosa, oftmals mit einer gepunkteten Zeichnung im Inneren, lohnen einen genaueren Blick aus der Nähe.

Faszinierend sind ebenso die filigranen Farne – sie haben in jedem Stadium etwas Anziehendes: Wenn sie vor dem Entfalten zur Spirale eingerollt sind oder wenn sich der Wedel entfaltet.

Die Kunst, Kontraste zu kombinieren

Stauden sind nicht nur als Solisten ausdrucksstark, sondern können sich gegenseitig in ihrer Wirkung fördern. Das funktioniert manchmal eher subtil – über unterschiedliche Formen und Strukturen: Haben sich die Farne entrollt, sind ihre gefiederten Wedel ein wunderbarer Kontrast zu großen und glattrandigen Blättern wie sie Funkien (Hosta) und Bergenien (Bergenia) tragen.

Solche Kombinationen aus Blattschmuckstauden in sanften Grüntönen wirken beruhigend und erfrischend zugleich. Die Gegensätze der Blattformen machen dieses Bild spannend.

Eine natürliche Wirkung entfalten Stauden, die wie auf einer Blumenwiese miteinander kombiniert sind: Skabiosen (Scabiosa) und Akeleien (Aquilegia) mit ihrer ungeheuren Farben- und Formenvielfalt gehören hierbei zu den schönsten Zutaten. Wenn sie zusammen mit Gräsern, Mädchenauge (Coreopsis) und Wiesen-Ehrenpreis (Veronica longifolia) wachsen, sieht es aus, als würde man vor einem Blumenstrauß stehen. Morgen wird dieses Bild im Beet wieder anders aussehen, denn das ist das Besondere an den aus Pflanzen komponierten Bildern: Sie sind lebendig, ändern sich jeden Tag ein wenig und werden nie langweilig.

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Die Blütenkerzen des Wiesen-Ehrenpreises verleihen dem Arrangement eine verspielte Note. Am besten wirkt er in Gruppen gepflanzt © Tom Meaker/Shutterstock