Wissenschaftliche Sensation: 32.000 Jahre alte Pflanze blüht

Ein Artikel von Christiane Bartal | 24.06.2020 - 16:13

Es ist nur eine unscheinbare weiße Blüte, aber für die Forscher am Institut für Molekulare Biotechnologie an der Universität für Bodenkultur (BOKU) ist sie eine Sensation: Das Erbgut der Silene stenophylla, die die Plant Biotechnology Unit (PBU) unter der Leitung von Prof. Margit Laimer nun in vitro zum Blühen gebracht hat, ist unglaubliche 32.000 Jahre alt.

Zu neuem Leben erweckt

Die Vorarbeit dafür leisteten Kollegen aus Russland: Im Jahr 2012 war es dem Team rund um Svetlana Yashina von der Russischen Akademie der Wissenschaften in Pushchino gelungen, Pflanzen aus 32.000 Jahre alten Samen unbekannter Arten aus dem sibirischen Permafrostboden in vitro als Gewebekulturen wieder zum Wachsen zu bringen. Das Pflanzenmaterial stammte aus noch unreifen Früchten, die in 38 m Tiefe im Permafrostboden gefunden wurden.

Eine dieser Gewebekulturen ist es, die nun an der BOKU eine Blüte angesetzt hat. Und das ist bei einer in vitro gezogenen Pflanze keine Selbstverständlichkeit, wie Laimer versichert: „Die erfolgreiche Blütenbildung hängt von vielen Umwelteinflüssen ab. Nur eines sei verraten – für den Übergang zur Blühreife ist der Pflanzenhormongehalt im Medium ein entscheidender Faktor und benötigt viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl.“

Wertvolle Erkenntnisse

„Nun können wir mittels genetischer Analysen untersuchen, wie sich das Pflanzengenom entwickelt hat und an die damaligen Klimabedingungen angepasst war“, erläutert Laimer. Durch den Vergleich mit heutigen Verwandten, zu denen unter anderem Leimkräuter und Lichtnelken gehören, wollen die Wissenschafter nun Grundlagenwissen darüber gewinnen, wie die evolutionäre Entwicklung dieser Pflanzengattung vor sich gegangen ist, das heißt, was sich bei den nächsten Verwandten in den letzten 32.000 Jahren verändert hat.