10 erstaunliche Fakten über Bienen

Ein Artikel von Christiane Bartal | 18.05.2021 - 14:23
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Ohne Bienen keine Nahrung – so lautet die einfache Gleichung, die verdeutlicht, wie wichtig die Bestäubungsleistung der Bienen für uns und das gesamte Ökosystem Erde ist © etraveler/Shutterstock

1. Weltweit gibt es rund 20.250 Bienenarten

Wenn wir von der Biene sprechen, meinen wir meist die honigproduzierende Westliche Honigbiene (Apis mellifera). Für die Ökosysteme und als Bestäuber sogar noch bedeutender sind jedoch die solitär lebenden Wildbienen, von denen alleine in Österreich rund 700 Arten nachgewiesen sind. Etwa jede zehnte Wildbienenart ist jedoch u. a. durch menschlich verursachte Lebensraumveränderungen und Pestizideinsatz vom Aussterben bedroht.

2. Bienen sind superschlau

Die Gedächtnisleistung ist – für ein derart kleines, wirbelloses Tier – überraschend gut. Tests zeigten, dass Bienen jeden Tag ganz bewusst Tausende Entscheidungen treffen, lernen, zählen (Wie viele Bäume sind es bis zur Nektarquelle?) und sich erinnern können, Pläne schmieden und die gesammelten Informationen – ähnlich wie wir Menschen – im Schlaf verarbeiten und abspeichern. Schon bei ihren ersten Ausflügen legen sie interne Landkarten an, indem sie sich an der Bodenstruktur und an markanten Landmarken orientieren. Diese Gedächtniskarten sind am bieneneigenen Sonnenkompass ausgerichtet. Die „schlaue“ Biene Maja kommt also nicht von ungefähr ...

3. Bienen können sogar besser riechen als Hunde

Bienen besitzen 170 verschiedene Geruchsrezeptoren. Mit ihren Fühlern als „Nase“ können sie winzigste Duftmoleküle aus mehreren Kilometern Entfernung wahrnehmen. Das würde sie – rein theoretisch – zu noch effizienteren Spürnasen machen als es Hunde sind. Und weil jede Biene den spezifischen Geruch ihres Bienenstocks an sich trägt, können Wächterbienen Eindringliche rasch identifizieren.

4. Bienen sind rotblind

Im Gegensatz zu uns Menschen können Bienen kein Rot sehen, dafür aber für uns unsichtbare Farben im Ultraviolett-Bereich wahrnehmen. So erkennen sie auf den Blütenblättern sogar Farbmuster, die uns verborgen bleiben. Eine reingelbe Blüte erscheint für Bienen beispielsweise gemustert – die Musterung zeigt den Landeplatz an. Die Rotblindheit ist auch der Grund, warum Bienen hauptsächlich blaue und gelbe Blüten anfliegen.

5. Bienen sind bärenstark

Die weiblichen Arbeiterbienen – sie verlassen den Bienenstock, um Nektar zu sammeln – können fast so viel Nektar und Pollen transportieren, wie sie selbst schwer sind, nämlich rund 100 mg.

6. Bienen haben fünf Augen

Ja, richtig gelesen – Bienen besitzen neben ihren großen Facettenaugen auch noch drei kleine, unbewegliche Punktaugen (Ocellen). Diese sitzen mittig auf der Stirn, sind kleiner als ein Stecknadelkopf und dienen lediglich zur Unterscheidung von hell und dunkel. Die Punktaugen dürften eine wesentliche Rolle für die innere Uhr und die Raumorientierung der Bienen spielen.

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Bei genauem Hinsehen sind die drei Punktaugen an der Stirn dieser Sandbiene erkennbar © Shotmedia/Shutterstock

7. Männchen sterben nach dem Sex

Die Natur ist beinhart. Jene Männchen (Drohnen), die beim Hochzeitsflug zum Zug gekommen sind und eine junge Königin besamen durften, sterben sofort nach dem Akt: Ihr Penis bleibt stecken und reißt ab. Doch selbst jene Drohnen, die unverrichteter Dinge zum Bienenstock zurückkehren, sind dem Tod geweiht, denn sie werden nicht mehr von den Ammenbienen gefüttert und können auch selbst keinen Nektar sammeln.

8. Männchen schlüpfen aus unbefruchteten Eiern

In der Tat entstehen die männlichen Bienen, die sog. Drohnen, aus unbefruchteten Eiern. Biologen nennen dies Jungfernzeugung (Parthenogenese). Welche Eier befruchtet werden, entscheidet die Königin.

9. Honig ist eigentlich Bienenspucke

Genau genommen ja. Mehr noch: Waldhonig ist sogar aus Läuseausscheidungen (Honigtau der Blattläuse) gewonnener Bienenspeichel. Doch wie wird daraus Honig? Die Arbeiterbienen nehmen den Nektar oder Honigtau mit dem Rüssel auf und transportieren ihn in ihrer Honigblase in den Bienenstock. Noch bevor sie das wässrige Sekret wieder hochwürgen, fügen sie ihm Enzyme bei, die Polysaccharide spalten. Der Saft wird an Stockbienen weitergegeben, die ihn wiederum mit Säuren, Enzymen und Proteinen anreichern und an andere Bienen im Stock weiterreichen. Dabei wird dem Saft Wasser entzogen, sodass er immer dickflüssiger wird. Sobald der Wassergehalt nur mehr bei 30 bis 40 % liegt, lagern die Bienen den noch unreifen Honig in Bienenwaben ein. Erst wenn der Honig reif ist (also weniger als 20 % Wasser enthält), wird die Wabe mit dünnen Wachsdeckeln verschlossen – bis der Imker kommt und einen Teil des Honigs herausschleudert.

10. Honigbienen kommunizieren durch einen Schwänzeltanz

Eine der wichtigsten Kommunikationsformen der Honigbiene ist die Tanzsprache, der sogenannte Bienentanz, der in Rund- und Schwänzeltanz unterteilt wird. Mit bestimmten Bewegungsabläufen teilen sie den wartenden Sammlerbienen mit, dass es in der Umgebung ergiebige Nahrungsquellen gibt. Aber nicht nur das: Sie verraten auch, welche Nahrungsquelle sie gefunden haben (ob Nektar, Pollen, Honigtau oder Wasser), wie ergiebig diese ist und in welcher Richtung und Entfernung sie sich befindet. Erstaunlich, oder?

Bereits Aristoteles (384–322 v. Chr.) hatte den Bienentanz erstmals beschrieben. Genauer erforscht und in seiner Bedeutung interpretiert wurde er schließlich um 1920 vom deutsch-österreichischen Verhaltensforscher Karl von Frisch (1886–1982).

Über den „World Bee Day“

Der „World Bee Day“ wurde 2018 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um auf den Rückgang der weltweiten Bienenpopulation und die Notwendigkeit von Gegenmaßnahmen aufmerksam zu machen. Die Bestäubungsleistung der Bienen ist essenziell für die Artenvielfalt, eine intakte Umwelt und die Produktion unserer Lebensmittel. Etwa 75 % der weltweiten Nahrungsmittelpflanzen sind von der Bestäubung durch die Bienen abhängig.

Mit gezielten Aktionen und Events zum Weltbienentag fördern Imkervereine und die Welternährungsorganisation (FAO) die Aufmerksamkeit für das gefährdete Insekt. Dabei geht es vielfach um Aufklärungsarbeit.

Bereits seit 2014 bestand die Idee zu einem Weltbienentag. Eine der größten Herausforderungen war jedoch, dass Imker sich weltweit auf den 20. Mai einigen. Der Grund: Mit dem 20. Mai wird nicht nur die Biene geehrt, sondern auch der berühmteste Imker Sloweniens – Anton Janša. Unter Kaiserin Maria Theresia gründete er in Wien die weltweit erste Imkerei-Schule. Imker Dr. Peter Kozmus, einer der treibenden Initiatoren des Welttags und Vice President von Apimondia, dem Internationalen Verband der Bienenzüchter, erklärt: „Jedes Land hat seinen eigenen berühmten Imker. Da wurde dann natürlich von einigen ein anderes Datum bevorzugt.“

Schlussendlich setzte sich der 20. Mai als Datum für den Weltbienentag bei der UNO durch. Sogar Russland, China und Brasilien stimmten zu – Länder, die nicht gerade durch Umweltschutz glänzen. „Bienen spalten die Weltpolitik nicht“, meint Kozmus. „Die haben alle erkannt, wie wichtig das Thema ist.“

Info: www.worldbeeday.org