Indianernessel: Monarda ist Staude des Jahres 2023

Ein Artikel von GMH/BdS, GARTEN+HAUS | 20.09.2022 - 08:22
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Die Monarda-Sorte ’Bee Free‘ punktet mit einem fantastischen Blauviolett, attraktiven Hochblättern und einer hohen Widerstandskraft gegen Mehltau © GMH/Bettina Banse

Schon der deutsche Name „Indianernessel“ deutet an, was die botanische Gattung Monarda unverwechselbar macht: Die kugelartigen Blütenköpfchen schmücken sich von Juni bis September mit intensiv leuchtenden Lippenblüten, die nicht zuletzt an den Federschmuck der Indianer erinnern. Die Assoziation ist durchaus berechtigt, denn die Heimat der bezaubernden Stauden ist Nordamerika.

In Europa wurden Indianernesseln erstmals 1569 von dem spanischen Arzt und Botaniker Nicolás Monardes erwähnt, der sich mit potenziellen Heilpflanzen aus der „Neuen Welt“ befasste. Ihm zu Ehren hat der berühmte Naturforscher Carl von Linné die Gattung später Monarda getauft.

Schön und heilsam gegen Husten

Monarden wurden und werden als Heil- und Gewürzpflanzen verwendet, etwa für Tees gegen Bronchialleiden oder als ebenso aromatische wie attraktive Salatbeigabe. Wirklich bekannt wurden sie aber erst vor etwa 30 Jahren, als der Trend zu weitläufigen Pflanzungen mit Präriestauden einsetzte und man die Indianernessel als Zierpflanze wiederentdeckte.

„Seitdem ist die Gattung Monarda aus den Gärten nicht mehr wegzudenken, sowohl wegen ihrer extravaganten Blütenstände als auch aufgrund der intensiven Farben, vor allem wegen der leuchtenden Rottöne“, weiß Gartenbau-Ingenieurin Cornelia Pacalaj vom gartenbaulichen Lehr- und Versuchszentrum in Erfurt/D.

Gestalterisch sind v. a. zwei Monarda-Arten von Bedeutung: Die auch als Goldmelisse bekannte Monarda didyma und Monarda fistulosa, aufgrund ihres Dufts auch Wilde Bergamotte genannt. „Rein optisch ist Monarda didyma die spannendere Art, denn sie hält besonders klare Farbtöne bereit. Monarda fistulosa ist allerdings wesentlich robuster und kommt besser mit Trockenheit klar. Deshalb sind die allermeisten Sorten Kreuzungen aus beiden Arten“, erklärt Cornelia Pacalaj.

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Unter den zartrosafarbenen Blüten von Monarda ’Rebecca‘ leuchten dunkelviolett gefärbte Hüllblätter und Stängel hervor. Zu der 80 cm hohen Sorte passt das violett überhauchte Lampenputzergras ’Karley Rose‘ © GMH/Bettina Banse

Tipps zur Sortenwahl

Das Monarda-Sortiment ist riesig und jedes Jahr kommen neue Züchtungen hinzu. Besonders beliebt sind die langlebigen Stauden in leuchtstarken Rottönen, doch es stehen auch zahlreiche Rosa- und Violetttöne sowie reinweiß blühenden Sorten zur Wahl. „Mein Tipp zum Pflanzenkauf ist, gezielt Sorten zu wählen, die in der Staudensichtung positiv bewertet wurden. Das sind überwiegend Sorten, die einen hohen Anteil Monarda fistulosa 'im Blut' haben.“

Wer es verpasst hat, sich vorab zu informieren, dem gibt die Gartenbau-Ingenieurin eine Faustformel mit auf den Weg: „Je stärker die nesselartigen Blätter und die vierkantigen Stängel behaart sind, desto trockenheitsverträglicher sind die Sorten. Der feine Flaum dient den Pflanzen nämlich als Verdunstungsschutz.“

Besondere Monarda-Sorten

Die meisten Monarda-Sorten haben Monarda didyma und Monarda fistulosa als Eltern. Es gibt aber auch noch einige weitere, deren Bekanntschaft man nicht versäumen sollte. Da wäre beispielsweise die attraktive Zitronen-Monarde (Monarda citriodora; 70 cm hoch), deren intensiv nach Zitrone duftenden Blätter einen aromatischen Tee ergeben. Auch die hübsche Rosen-Monarde (Monarda fistulosa x tetraploid; 80 cm hoch) hält, was ihr Name verspricht: Ihre Blätter setzen beim Zerreiben oder Überbrühen einen intensiven Rosenduft frei, während die zarten Blüten Süßspeisen eine raffinierte blumige Note verleihen.

Die Minzblättrige Monarde (Monarda fistulosa var. menthifolia) ist in anderer Hinsicht eine Spezialistin: Sie kommt hervorragend mit Wärme und Trockenheit klar und lässt Mehltau kaum eine Chance, zudem bleiben die Pflanzen recht niedrig und wachsen sehr kompakt. Die Sorte ’Mohikaner‘ beispielsweise wird nur rund 60 cm hoch, die Sorte ’Pummel‘ sogar nur 40 cm.

Klein, aber fein, das gilt auch für die Prärie-Indianernessel (Monarda bradburiana): Die nur etwa 40 cm hohe Art blüht bereits im Mai/Juni und schmückt ihre Blüten zudem mit einem feinen purpurroten Pünktchenmuster.

Wertvolle Hochsommerblüher

Erhalten Indianernesseln einen vollsonnigen bis maximal halbschattigen Platz mit nährstoffreichem, gut durchlässigen Boden, füllen sie mit ihrer Pracht zuverlässig die sommerliche Blühlücke. Das freut auch unzählige Insekten, berichtet Cornelia Pacalaj: „Monarden sind farbenfroh und formschön, duften angenehm, schmecken gut in Tees und wenn man zur Blütezeit an ihnen entlangstreicht, erhebt sich ein Summen und Brummen, das nicht zu überhören ist.“

Dass die Indianernessel keine heimische Gattung ist, schmälert ihren Wert für die Tierwelt keineswegs, erklärt die Staudenexpertin. „Mitte Juni ist bei unseren heimischen Pflanzen die Hauptblütezeit schon vorbei. Späterblühende Arten schließen die dann entstehende Trachtpause und ergänzen dadurch die heimische Pflanzenwelt.“

Cornelia Pacalajs Tipp für robustere Pflanzen und eine zweite Blüte:
„Zwischen Mitte Mai und Mitte Juni sollte man die dann gut entwickelten, frischgrünen Triebe in der Länge um etwa ein Drittel kürzen. Dadurch verzweigen sich die Pflanzen besser, werden buschiger und standfester und weniger anfällig für Mehltau. Außerdem blühen etwas später, dafür aber umso reicher“, erklärt Pacalaj. Ist das geschafft, gelingt später im Jahr auch der zweite Rückschnitt. „Wenn etwa zwei Drittel aller Blüten verblüht sind, sollte man sich ein Herz fassen und die Pflanzen noch einmal zurückschneiden. Sie danken es uns – gesund und standfest – mit einer zweiten Blüte im Herbst.“

Gestaltungstipp: Mit anderen Stauden und Gräsern kombinieren

Praktischerweise haben viele der späterblühenden Staudenarten ähnliche Standortansprüche wie die Indianernesseln und lassen sich auch optisch hervorragend kombinieren. Zwischen den sich im Wind wiegenden Halmen von Reitgras (Calamagrostis) oder Silber-Federgras (Stipa calamagrostis) sind beispielsweise Sonnenhut (Rudbeckia), Schein-Sonnenhut (Echinacea), Scheinbergminze (Pycnanthemum pilosum) und Astern gern gesehene Pflanzpartner.

Für die Übergangszeit vom Früh- zu Hochsommer wiederum eignen sich z. B. Prärielilien (Camassia leichtlinii), Goldlupine (Thermopsis lanceolata) und Schafgarbe (Achillea) oder – für eher klassische Gärten – Flammenblumen (Phlox), Dolden-Glockenblumen (Campanula lactiflora) und Kugellauch (Allium).