Forscher bestätigen: Gestresste Pflanzen geben Laute von sich

Ein Artikel von Christiane Bartal | 03.04.2023 - 14:37
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Neuesten Erkenntnissen zufolge machen Pflanzen mit Ultraschalllauten auf sich aufmerksam, wenn es ihnen nicht gut geht. Ihre Interaktion mit der Umgebung ist also intensiver als bisher angenommen © OlgaS.Helga/Shutterstock, verändert

Manche Pflanzenfreunde haben es schon immer vermutet: Pflanzen sind keinesfalls stille Wesen. Sie kommunizieren nicht nur durch Farben, Düfte und Botenstoffe (um beispielsweise Bestäuber anzulocken oder andere Pflanzen in ihrer Umgebung vor Schädlingen zu warnen), sondern geben in Stresssituationen sogar Geräusche von sich.

Herausgefunden hat das ein Forscherteam der Universität Tel Aviv rund um den Pflanzenforscher Jizchak Chait und Evolutionsforscherin Lilach Hadany anhand von gesunden und gestressten Paradeiser- und Tabakpflanzen. Die Ergebnisse der Studie wurden nun im Fachjournal „Cell“ veröffentlicht. Stressfaktoren waren einerseits Trockenstress durch mehrtägigen Wassermangel und andererseits mechanische Verletzungen durch das Anschneiden der Stängel.

Faszinierend: Pflanzen können „ploppen“

Die „Unmutäußerungen“ der Pflanzen kann man sich als Klick- und Ploppgeräusche vorstellen, die sie in unterschiedlichen Zeitabständen wiederholen, von 1 bis rund 35 „Plopps“ pro Stunde, je nach Dauer und Intensität der Stresseinwirkung. In 10 cm Entfernung erreichten diese Signale bis zu 65 Dezibel – eine Lautstärke, die auch noch in mehreren Metern Entfernung hörbar wäre. Da die Laute im Ultraschallbereich ausgesendet werden (im Bereich 40 bis 80 kHz – wir können nur Töne bis max. 16 kHz wahrnehmen), sind sie für das menschliche Ohr jedoch nicht wahrnehmbar. Dennoch ist es den Forschern gelungen, diese Laute durch Verstärkung und Verlagerung in einen tieferen Frequenzbereich für uns hörbar zu machen (wie das klingt, hören Sie im untenstehenden Video).

Noch dazu unterscheiden sich diese Lautäußerungen je nach Art des Stresses (z. B. Trockenheit oder mechanische Verletzung) und nach Pflanzenart. So haben die Wissenschafter die hochsensiblen Mikrofone auch auf Kakteen sowie Mais-, Weizen- und Weinpflanzen gerichtet, die ebenfalls Stresslaute von sich gaben. Aufgrund dieser Erkenntnis ist davon auszugehen, dass Pflanzen mit ihrer Umgebung (z. B. mit Tieren wie Insekten oder Fledermäusen, die Ultraschalllaute hören können) intensiver interagieren als bisher angenommen.

Wie die Pflanzen diese Laute erzeugen, ist bislang noch nicht erforscht. Vermutungen zufolge könnte es mit der Bildung und dem Zerplatzen von Luftbläschen im Gefäßsystem der Pflanzen in Zusammenhang stehen („Kavitation“). Für die Landwirtschaft und Pflanzenzucht könnten die Schallemissionen zukünftig ein wichtiger Gradmesser für die Gesundheit der Pflanzen sein – noch bevor man ihnen Trockenstress oder Krankheit ansieht.

Details zur Studie: www.cell.com/cell/fulltext/S0092-8674(23)00262-3