Mit Ollas wasser- und zeitsparend gießen

Ein Artikel von Denise Wachschütz | 08.05.2025 - 15:35
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© Weronika Kozinska/Shutterstock.com

Die Ollas-Bewässerung, abgeleitet vom spanischen Wort „Olla“ für Tongefäß, zählt zu den ältesten und zugleich effizientesten Bewässerungstechniken der Welt. Bereits vor mehr als 3.000 Jahren setzten antike Kulturen im Nahen Osten und in Mittelamerika auf poröse Tonkrüge, um ihre Pflanzen in trockenen Regionen gezielt mit Wasser zu versorgen. Dieses alte Wissen erlebt heute ein bemerkenswertes Comeback, denn im Angesicht des Klimawandels und zunehmender Trockenperioden erkennen immer mehr Hobbygärtner und Permakultur-Experten den unschlagbaren Wert dieser Methode.

Im Zentrum der Ollas-Bewässerung steht ein unglasiertes, speziell gebranntes Tongefäß, dessen Wandung so beschaffen ist, dass sie mikroskopisch kleine Poren enthält. Wird dieses Gefäß bis knapp unter den Rand in die Erde eingegraben und mit Wasser gefüllt, gibt es die Feuchtigkeit langsam an den Boden ab. Der Clou: Der Wasserfluss reguliert sich ganz von selbst. Solange das Erdreich um die Olla herum ausreichend feucht ist, dringt kaum Wasser aus dem Tontopf aus. Trocknet der Boden jedoch aus, saugen die Pflanzenwurzeln das Wasser aktiv durch die feinen Poren – ein Prinzip, das sich perfekt am tatsächlichen Bedarf orientiert und Trockenstress wie Staunässe gleichermaßen vermeidet.

Das Ergebnis überzeugt: Im Vergleich zu herkömmlichen Bewässerungsmethoden können Gärtner 60–70 % Wasser einsparen. Verdunstungsverluste an der Oberfläche werden nahezu vollständig eliminiert, da das Wasser exakt dort ankommt, wo es gebraucht wird – in den Wurzelzonen. Zudem bleibt die Beetoberfläche trocken, was nicht nur die Unkrautentwicklung hemmt, sondern auch das lästige Jäten im Sommer reduziert. Ein weiterer Vorteil: Einmal installiert, müssen die Ollas während der Vegetationsperiode nur noch regelmäßig nachgefüllt werden, sodass sie gerade für Berufstätige und Urlauber eine perfekte Lösung bieten.

Wie funktioniert das Ganze?

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ALte Tontöpfe müssen nicht auf dem Müll landen - auch sie können als Ollas verwendet werden. © oksanatukane/Shutterstock.com

Wer sich für die Ollas-Methode entscheidet, benötigt nur wenige Werkzeuge: einen passenden Tongefäßtyp, je nach Beetgröße und Pflanzenbedarf zwischen einem und zehn Litern Fassungsvermögen, sowie eine Grabhacke oder einen schmalen Pflanzstab. Der Tonkrug wird fast vollständig im Beet eingegraben und bis knapp unter den Rand mit Wasser befüllt. Ein einfacher Deckel verhindert, dass Schmutz oder Algen in das Gefäß gelangen und reduziert gleichzeitig die Restverdunstung.

Die Auswahl der richtigen Größe spielt eine entscheidende Rolle: Kleinere Gefäße mit zwei bis drei Litern Volumen genügen für einzelne Starkzehrer wie Tomaten oder Paprika, während 5 bis 10 Liter-Ollas ganze Pflanzreihen im Gemüsebeet zuverlässig versorgen. Wer seine Tonkrüge vor dem ersten Einsatz für einige Stunden in lauwarmem Wasser einweicht, sorgt dafür, dass sich der Ton ausdehnt und anfangs eine etwas gleichmäßigere Wasserausgabe liefert.

Ein besonders wirksames Kombinationskonzept entsteht, wenn man die Ollas-Methode mit einer Mulchschicht verbindet. Eine Abdeckung aus Rindenmulch, Stroh oder Holzschnitzeln stabilisiert die Bodenfeuchte, schützt das Erdreich vor übermäßiger Erwärmung und verringert zusätzlich die Verdunstung. Im Gartenalltag erweist es sich als vorteilhaft, die Wasserstände in den Tontöpfen einmal wöchentlich zu kontrollieren – bei heißen Temperaturen kann ein Nachfüllen im Abstand von drei bis fünf Tagen nötig sein.

Zum Jahresende, wenn die Gartensaison in frostgefährdeten Regionen vorüber ist, sollten die Tonkrüge sorgfältig geleert und idealerweise aus dem Boden genommen werden. Andernfalls drohen beim ersten Frost Risse im Ton. Wer seine Ollas im Winter dennoch im Beet belassen möchte, kann sie unter einer dicken Mulchabdeckung vor Frost schützen und im Frühjahr wieder reaktivieren.

Abschließend sei erwähnt: Die Ollas-Bewässerung beschränkt sich nicht auf klassische Gartenbeete. Auch in Kübelpflanzungen auf Balkon oder Terrasse haben sich Mini-Ollas bewährt, die speziell für Pflanzkübel entwickelt wurden. Selbst Zimmerpflanzen lassen sich mit winzigen Tonkrügen in Töpfen unkompliziert, punktgenau und ressourcenschonend gießen.