Einfach mal hängen lassen

Ein Artikel von Redaktion/BG | 11.07.2025 - 11:59
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© rattiya lamrod/Shutterstock.com

Kletternde und hängende Zimmerpflanzen eröffnen in Räumen ganz besondere Gestaltungsmöglichkeiten. In der Natur ranken sie sich auf Bäume, schlingen sich aus Astgabeln oder hängen aus Felsritzen – in der Wohnung werden sie zum lebenden Blättervorhang, grünen Raumteiler oder wachsenden Wandschmuck.

Befreit von Stab und Bügel

Die meisten Kletterpflanzen fürs Zimmer bekommen wir im Blumenhandel an Stützstäbe gebunden oder um Bügel geschlungen. Sehr üblich ist dies etwa bei Kranzschlinge (Stephanotis), Passionsblume (Passiflora), Wachsblume (Hoya) oder Perlrebe (Rhoicissus). Natürlich können Sie die Pflanzen auf diese Weise weiterziehen und neu entstehende Triebe immer wieder in das bestehende Gerüst einflechten.

Sie können die Triebe aber auch vorsichtig von ihrer Stütze befreien und Ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Mit einem selbst gebauten Spalier in Form eines Weidengeflechts oder eines gut geformten Zweigs aus dem Wald können Sie eine originelle grüne Skulptur schaffen. Sie können die weichen hängenden Triebe aber auch einfach von einem höher platzierten Topf an einem Regal entlang hinunterwachsen lassen. Sehr schön sind auch Hängeampeln: An einem Haken in ein Fenster gehängt, erzeugen diese ein leicht flimmerndes Licht, wenn die Sonnenstrahlen durch die grünen „Gardinen“ gebrochen werden.

Kletterpflanzen mit Blütenschmuck

Viele Monate lang verhalten sich Kranzschlinge (Stephanotis floribunda) und Wachsblume (Hoya) mit ihren ledrigen, dunkelgrünen Blättern sehr zurückhaltend. Wenn aber ihre Blütezeit gekommen ist, werden sie durch ihren Duft und ihre Schönheit schlagartig zu den Stars im Zimmer.

Richtig gepflegt, blühen sie jedes Jahr über lange Perioden sehr bereitwillig stets aufs Neue. Beide werden am besten moderat gegossen, das Substrat sollte zwischen den Wassergaben immer wieder leicht austrocknen dürfen. Nur während der Wachstumsperiode zwischen Februar und Oktober empfehlen sich sparsame Düngergaben. Beide brauchen gute Lichtverhältnisse, sollten aber von praller Sonne eher ferngehalten werden, da diese zu Blattschäden führen kann.

Manche Sorten von Hoya carnosa verfügen übrigens über sehr attraktives buntes Laub. Die Blätter von ‘Variegata’ haben einen weißen Rand, während ‘Tricolor’ neben grün und weiß gemusterten Blättern im Austrieb auch gerne rötlich überhaucht ist. Interessant ist auch ‘Compacta’ mit ihren gekräuselten Blättern. Wichtig bei Wachsblumen: Nach der Blüte sollten Sie die verblühten Triebe unbedingt stehen lassen – aus ihnen entwickeln sich beim nächsten Mal die neuen Blütenstände.

Üppig wuchernde Zimmerweine

Neben diesen blühenden Schling- und Kletterpflanzen stehen auch Arten zur Verfügung, die haupsächlich durch ihren Wuchs interessant sind. Eine große Vielfalt finden wir etwa in der Familie der Weinrebengewächse (Vitaceae). Die imposanteste Vertreterin dieser Gruppe ist bestimmt die Kastanienrebe (Tetrastigma voinierianum). Ihre bis zu 20 cm breiten, handförmig gefiederten Blätter erinnern tatsächlich an das Laub der Rosskastanie. Die Kastanienrebe ist für ihre Wuchsfreudigkeit bekannt und erobert binnen kurzer Zeit ganze Zimmerwände. Bieten Sie der Pflanze am besten gleich zu Beginn ein größeres Gerüst oder gespannte Schnüre an und wählen Sie das Pflanzgefäß entsprechend groß. Wird Ihnen der Kletter-Gigant einmal gar zu wild, können Sie ihn aber jederzeit zurückschneiden.

Noch relativ unbekannt, aber sehr hübsch mit rotvioletten und silbergrauen Blattzeichnungen ist Cissus discolor. Sein spektakuläres Laub erinnert an die bunten Begonia-Rex-Hybriden, weshalb er im Englischen als „Rex Begonia Vine“ bekannt ist. Sehr viel langsamer wüchsig als die bisher genannten Arten ist übrigens der Perlrebe (Rhoicissus digitata), der sich mit seinem überhängenden Wuchs auch für Blumenampeln eignet.

Vielseitige Klassiker

Wir kennen den Efeu (Hedera) hauptsächlich aus Gärten, Parks und Wäldern. Es gibt aber durchaus zimmerwürdige Sorten mit unterschiedlichen Blattformen- und farben, die in Hängeampeln und an Klettergerüsten äußerst pflegeleicht und dekorativ sind. Von Halbschatten bis zu Helligkeit ohne starke, direkte Sommersonne kommen sie mit vielen Lichtverhältnissen gut zurecht. Vermeiden Sie es allerdings, Efeu direkt über einem warmen Heizkörper aufzustellen – der daraus resultierende Blattfall lässt die Pflanze schnell kahl erscheinen. Gießen Sie Efeu regelmäßig ohne nennenswerte Austrocknung und düngen Sie ganzjährig in schwacher Dosis.

Ein weiterer Klassiker, der fast in jedem Zimmer-Garten zu finden ist, aber nur selten in Szene gesetzt wird, ist die Efeutute (Epipremnum). Sie ist eine der robustesten Hängepflanzen überhaupt, kommt auch in nordseitigen Zimmern gut zurecht und verzeiht unregelmäßige Wassergaben. Vielleicht wird sie gerade deshalb gerne ein bisschen vernachlässigt und sieht oft etwas mickrig und mitgenommen aus. Schade, denn bei guter Pflege ist Epipremnum sehr vital, wuchsfreudig und auch noch nützlich, da die Efeutute zu den besten Luftreinigern im Zimmer gehört. Untersuchungen haben ergeben, dass schon ein einziges Exemplar in der Lage ist, in anderthalb Stunden den maximalen Grenzwert von Formaldehyd in einem 50 m3 großen Raum zu entfernen. Nutzen Sie diesen Effekt und ziehen Sie Epipremnum an Moosstäben in die Höhe oder schaffen Sie üppige grüne Vorhänge. 

Hängende Sukkulenten

Senecio herreanus und Senecio rowleyanus, bekannt als Erbsenpflanze, Perlenschnur oder Bohnen an der Schnur, sind lustige und ungewöhnliche Hängesukkulenten mit Blättern, die Perlen oder aufgefädelten Erbsen ähneln. Ihre Triebe werden gut einen halben Meter lang und baumeln gerne von Blumenampeln oder aus hohen Pflanzgefäßen. Ihre eigenwillige Blattform ist eine Anpassung an Trockenheit. Die annähernd kugelförmigen Blätter haben relativ zu ihrem Volumen weniger Oberfläche als flächige Blattspreiten. Dadurch können sie Wasser gut speichern, weshalb die Pflanzen im Zimmer auf gar keinen Fall übergossen werden dürfen. Sie trocknen zwischen den Bewässerungen gerne aus. Beide Sukkulenten benötigen im Zimmer einen hellen Standort, jedoch ohne pralle Sonne.

Von äußerst spannendem Wuchs sind auch hängende Kakteen. Sie stammen ursprünglich aus Regenwäldern, haben oft nur ganz weiche oder gar keine Dornen und schnurförmige bis blattartig verbreiterte Triebe. Besonders beliebt ist zurzeit die Gattung Rhipsalis, die in vielen verschiedenen Arten und Sorten im Handel erhältlich ist. Entsprechend ihrer Wuchsform werden sie als Korallenkaktus, Binsenkaktus oder Peitschenkaktus verkauft. Sie alle benötigen etwas mehr Wasser als ihre Geschwister aus der Wüste und sind auch von praller Sonne nicht so begeistert.

Die Leuchterblume (Ceropegia linearis subsp. woodii) gehört ebenfalls zu den hängenden Sukkulenten, auch wenn ihre herzförmigen Blätter nicht allzu dickfleischig erscheinen. Sie hängen wie aufgefädelt an fadendünnen Trieben, die meterlang werden können. Besonders üppig wird die Leuchterblume nie, aber ihre oberseits silbrigen, unterseits oft röt lichen Blätterherzen haben etwas überaus Liebreizendes. Leuchterblumen benötigen nur wenig Wasser und ihr Substrat sollte zwischen den Wassergaben immer wieder austrocknen. Gerne stehen sie sehr hell, auch in direkter Sonne, sie kommen aber auch gut zurecht, wenn sie etwas zurückgezogen im Raum platziert werden.