Kapuzinerkresse-Kräuterbutter mit antiviraler Wirkung

Ein Artikel von Claudia Ritter/Ulmer Verlag, Red. | 12.04.2021 - 08:54
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Kapuzinerkresse eignet sich beispielsweise zur Behübschung des Zauns © Esin Deniz/Shutterstock

Die orangefarbenen, roten oder gelben Blüten der Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) wachsen erst seit wenigen Hundert Jahren in europäischen Gärten. Ihre Heimat sind die Feldfluren Südamerikas, wo sie von Peru bis Kolumbien gerne an kleinen Bächen dahinrankt. Erst im Zuge der großen Entdeckungen nach 1500 wurden Kapuzinerkressen erstmals bei uns in den Klostergärten und zunächst nur zur Zierde gezogen. Seit dem 18. Jh. gibt es in Europa schriftliche Aufzeichnungen über die medizinische Verwendung. Gegen Skorbut, Hautkrankheiten, Husten und Bronchitis wird das Kraut in seiner südamerikanischen Heimat jedoch schon bedeutend länger verwendet.

Kapuzinerkresse im Garten

Die Kapuzinerkresse mit ihren großen, trompetenförmigen Blüten rankt sich gerne an Zäunen und Sichtschutzwänden entlang. Bis zu 3 m wachsen die Triebe pro Saison. In unseren Breiten wird die frostempfindliche Pflanze nur einjährig kultiviert. Ein auffälliges Merkmal sind die sattgrünen, schildförmigen Blatter. An ihnen haftet so gut wie kein Schmutz, da das Laub eine wachsartige Oberfläche hat – ein Phänomen, das als Lotuseffekt bezeichnet wird.

Zwischen Juli und Oktober zeigen sich die auffälligen Blüten, die wegen ihres zipfelförmigen Aussehens in frühen Zeiten mit den Kapuzen der Mönche verglichen wurden. Die Kapuzinerkresse bevorzugt einen sonnigen, trockenen Standort und nährstoffarmen Boden.

Schon gewusst? Die Kapuzinerkresse hat eine Verwandtschaft zu heimischen Kreuzblütengewachsen, zu denen Kresse, Senf oder Rettich zählen.

Verwendete Teile und Ernte

Blätter, geschlossene und offene Blüten sowie Samen sind in der Medizin und Küche verwertbar. Die Ernte kann beginnen, wenn die ersten jungen zarten Blätter groß genug sind. Bis zum ersten Frost wachsen immer wieder Blüten und Blätter nach. Zum Trocknen eignen sich die Blätter weniger, da durch diesen Prozess medizinisch bedeutsame Inhaltsstoffe ihre Wirkung verlieren.

Tipp: Blüten, Blätter und Samen sind essbar, sollten jedoch nur frisch verwendet werden. Sie besitzen ein scharferes Aroma als die Gartenkresse. Ihr würziger Geschmack kommt bei Salaten, als Brotbelag oder in der Kräuterbutter zur Geltung. Noch geschlossene Knospen und unreife Samen konnen Sie in Essig einlegen und als Kapernersatz verwenden.

Inhaltsstoffe

Senfolglycoside (auch Glucosinolate genannt) stecken im Kraut und v. a. in den Samen, zudem reichlich Vitamin C und K, Flavonoide, Carotinoide in den Blüten, Oxalsäure, Mineralstoffe (Kalium, Magnesium, das Spurenelement Eisen) und etwas ätherisches Öl.

Antivirale Wirkung

In der europäischen Volksmedizin werden Zubereitungen aus der Frischpflanze schon lange zur Behandlung von Infektionen der oberen Atemwege (Bronchitis, Schnupfen, Mandelentzündung, Nebenhöhlenentzündung), bei unkomplizierten Harnwegsinfekten, Vitamin-C-Mangel (Skorbut) und zur Blutreinigung verwendet.  Der hohe Vitamin-C-Gehalt stärkt das Immunsystem, das bei akuten Infekten Hochstleistungen erbringen muss, und festsitzender Schleim löst sich besser. Vor allem der Gehalt an Senfolglycosiden begründet die antimikrobielle Wirkung. Sie sind für den scharfen Geschmack verantwortlich.

Viele Studien und Erfahrungsberichte bestätigen eine hemmende Wirkung bei teils multiresistenten Keimen wie Staphylokokken, Shigellen, Salmonellen, Enterokokken, Klebsiellen und Candida-Hefepilzen. Während es zur antibiotischen Wirkung umfangreiche Studien gibt, ist die antivirale Wirkung noch nicht vollstandig erforscht. Vor allem die in den vergangenen Jahren durchgeführten Untersuchungen heben jedoch immer deutlicher die antivirale Wirkung hervor. In den Labors konnte eine Reduktion um 90 % des pandemisch verlaufenden Influenza-A-Virus (H1N1) gezeigt werden. Auch die Wirkung gegen Schnupfen- und Bronchitiserreger (Rhinoviren) gilt als gesichert.

Das Duo Kapuzinerkresse – Kren scheint ein noch größeres Heilpotenzial zu haben als die Mono-Anwendungen mit Kapuzinerkresse. Über das Blut verbreiten sich die Scharfstoffe im ganzen Körper und erreichen besonders hohe Konzentrationen in der Lunge. Daher eignet sich senfölhaltige Pflanzen gut zur Behandlung infektiöser Erkrankungen der Atemwege.

Kapuzinerkresse-Kräuterbutter

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Kapuzinerkresse-Kräuterbutter © H. Schmidt-Röger aus „Heilpflanzenkraft gegen Viren“, Verlag E. Ulmer

Genussmittel und Prävention. Auch für Kinder geeignet

• 250 g weiche Butter
• 1 Handvoll Mischung aus Blüten und Blättern
• 1 Prise Salz

Pflanzenteile möglichst klein hacken. Salz unter die Butter rühren und mit einer Gabel alle Zutaten vermengen. Bis zur Verwendung kühl stellen. Schmeckt am besten auf einem rustikalen Sauerteigbrot.

Weitere praktische Anwendungsbeispiele

Kapuzinerkresse-Tinktur
Für die Behandlung von Harnwegsinfekten und bei Erkrankungen der Atemwege

Eine Handvoll zerkleinerte Blätter und Blüten mit Doppelkorn im Verhaltnis 1:10 ansetzen und etwa 2 Wochen ausziehen lassen. Danach absieben und in Braunglasflaschen umfüllen. Bei akuten Infekten 3-mal täglich 30–50 Tropfen einnehmen, bei chronischen Beschwerden die Dosis um die Hälfte reduzieren.

Kapuzinerkresse-Blätter und -Blüten
Zur Steigerung der Abwehrkrafte

Verwenden Sie regelmäßig Blätter und Blüten in der Küche. Im Salat sorgen Blatter und Blüten für eine würzige Note.

Im Duo: Kapuzinerkresse und Kren
Scharfe Tinktur für robuste Erwachsene bei viralen und bakteriellen Infekten

• 1 Handvoll frische Kapuzinerblatter und -blüten
• 2 cm frische Krenwurzel, gerieben
• Doppelkorn oder Obstbrand

Kapuzinerblätter und -blüten verlesen, waschen, zerkleinern und zusammen mit der frisch geriebenen Krenwurzel in ein sauberes Schraubglas füllen. Mit Alkohol übergießen, sodass alle Teile bedeckt sind. Das Glas 2 Wochen auf dem Fensterbrett ziehen lassen, dann die Pflanzenteile absieben und die Tinktur in dunkle Flaschen umfüllen.
Hinweis: Bitte vorsichtig an die Dosierung herantasten. Mehr als 3-mal täglich 20 Tropfen über einen Zeitraum von 4 Wochen sollten es nicht sein.

Diese Informationen und Rezepturen stammen aus dem Buch „Heilpflanzenkraft gegen Viren“, Verlag E. Ulmer.

Buchtipp: „Heilpflanzenkraft gegen Viren“

Die Naturheilkunde bietet eine Fülle von Heilpflanzen, Gewürzen und Wildkräutern, um sich sanft und nebenwirkungsfrei vor Angriffen und Infektionen durch Viren zu schützen. Die wirksamen Inhaltsstoffe der Pflanzen stimulieren die Abwehrzellen des Immunsystems, haben direkte antivirale Effekte oder hemmen die Vermehrung von Viren.

Wie man die körpereigene Abwehr mit virenhemmenden Heilpflanzen stärken kann, zeigt dieser praktische Ratgeber. Die erfahrene Heilpraktikerin Claudia Ritter beschreibt Möglichkeiten zur Prophylaxe, zahlreiche Rezepte und die richtige Zubereitung von Tees, Tinkturen und anderen Anwendungen mit bewährten antiviralen Heilpflanzen wie Sonnenhut, Zistrose, Bärlauch und vielen mehr.

Mit rund 100 Rezepten aus der Naturheilkunde.

Claudia Ritter, Verlag E. Ulmer
128 Seiten, € 14,95
ISBN 978-3-8186-1320-4