Johanniskraut ernten

Ein Artikel von Christiane Bartal | 24.06.2021 - 11:20
shutterstock_1108589561.jpg

Wenn das Johanniskraut in voller Blüte steht, ist der richtige Zeitpunkt für die Ernte © Madeleine Steinbach/Shutterstock

Das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) ist bekannt für seine stimmungsaufhellende,  entzündungshemmende und wundheilende Wirkung. Es wird bei Depressionen, Nervosität, Verdauungsbeschwerden, schlecht heilenden Wunden, Neurodermitis bzw. Schuppenflechte und rheumatischen Erkrankungen eingesetzt. Zur Anwendung kommt das Johanniskraut in Form von Tee, Öl, Tinkturen und Salben bis hin zu Likör und Gewürzmischungen.

Woran erkennt man das Echte Johanniskraut?

Die wissenschaftliche Bezeichnung „perforatum“ deutet bereits darauf hin: Die Blätter des Echten Johanniskrautes sehen aus, als hätten sie viele winzige Löcher. Tatsächlich handelt es sich dabei um durchscheinende Drüsen, die ätherische Öle enthalten.
Eine Verwechslung ist mit dem Gefleckten Johanniskraut (Hypericum maculatum) möglich, das jedoch keine Heilwirkung und weniger Öldrüsen an den Blättern aufweist. Im Gegensatz zum Echten Johanniskraut, das einen zweikantigen Stängel mit deutlich erhabenen Längsleisten besitzt, hat das Gefleckte Johanniskraut einen vierkantigen Stängel.

Wann und was wird geerntet?

Beim Johanniskraut werden hauptsächlich die Blüten verarbeitet. Grundsätzlich könnten Stängel und Blätter auch genutzt werden, was aber seltener der Fall ist. Der Hauptwirkstoff Hypericin ist in den Blüten enthalten. Er ist es auch, der für die rote Färbung sorgt, wenn man die Blütenknospen zerreibt oder die Blüten im Öl ansetzt. Diese Eigenschaft machte das Johanniskraut lange Zeit zu einer wichtigen Färberpflanze.

Am höchsten ist der Wirkstoffgehalt der Pflanze zur Blütezeit, also um den Johannistag (24. Juni) herum, wenn die Pflanze üblicherweise in voller Blüte steht. Möglich ist das Sammeln bis Ende August/Anfang September. Der beste Zeitpunkt für die Ernte sind die Vormittagsstunden eines trockenen Tages.

shutterstock_1475350826.jpg

Johanniskrautöl soll u. a. gegen rheumatische Beschwerden helfen sowie Linderung bei leichten Verbrennungen und Wunden verschaffen © Madeleine Steinbach/Shutterstock

Möglichkeiten zur Verarbeitung und Anwendung

Die Blätter und Blüten können frisch verwendet oder für eine spätere Verwertung getrocknet werden.

So funktioniert das Trocknen:

Zum Trocknen werden die Triebe zu kleinen Bündeln zusammengebunden und kopfüber an einem dunklen, trockenen und luftigen Ort aufgehängt (nicht in der Sonne!) – etwa am Dachboden. Die Temperaturen sollten 40 °C nicht übersteigen. Nach ein bis zwei Wochen sollten die Sträußchen fertig getrocknet sein. Einzelblüten werden zum Trocknen einfach auf einem Backblech verteilt. Alternativ können Sie das Kraut im Dörrapparat oder im Backrohr bei geöffneter Backofentür trocknen.

Johanniskraut-Öl:
Frisches, blühendes Kraut (mit einem Mörser leicht angequetscht) oder getrocknete Blüten locker in ein gut verschließbares Glas geben, mit Oliven- oder Sonnenblumenöl aufgießen, sodass alle Pflanzenteile bedeckt sind, und verschließen. 6 Wochen an einem dunklen Ort stehen lassen, dazwischen ab und zu schütteln. Das Öl färbt sich im Laufe der Zeit rot („Rotöl“). Öl abseihen und bei Zimmertemperatur dunkel lagern – am besten in dunklen Glasflaschen.
Johanniskraut-Öl kann äußerlich beispielsweise bei leichten Verbrennungen wie Sonnenbrand, Schürfwunden  und rheumatischen Beschwerden verwendet werden. Innerlich hilft das Öl gegen Schlafstörungen und Angstzustände.

Johanniskraut-Tee:
1–2 gehäufte TL getrocknete Blüten oder Blätter mit heißem Wasser zu Tee aufgießen und 10 Minuten ziehen lassen. Das Johanniskraut kann auch mit den Blüten von Ringelblume, Rose und Kamille gemischt werden. Über einen längeren Zeitpunkt regelmäßig getrunken soll der Tee eine stimmungsaufhellende und nervenberuhigende Wirkung entfalten. Pro Tag dürfen nicht mehr als 2 bis 3 Tassen über den Tag verteilt getrunken werden.

Achtung: Echtes Johanniskraut kann unerwünschte Wechselwirkungen mit Medikamenten verursachen. Fragen Sie daher vor der Anwendung bei Ihrem Arzt nach.
Die Inhaltsstoffe des Johanniskrautes wirken zudem lichtsensibilisierend, machen die Haut also empfindlicher für Sonnenlicht. Meiden Sie die Sonne daher während der Anwendung.