Keine Angst vor den Waldschaben!

Ein Artikel von Gerald Stiptschitsch | 02.08.2021 - 15:15
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Die Bernstein-Waldschabe ist nicht lichtscheu und daher auch tagsüber im Garten anzutreffen, wo sie an Früchten genauso frisst wie an totem Holz oder verrottenden Blättern © Sandra Standbridge/Shutterstock.com

Seit einigen Jahren sorgen kleine Tierchen, die Küchenschaben auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich sehen, für Verunsicherung: Nicht nur im Garten, auch in vielen Wohnungen sind sie anzutreffen. Doch keine Panik!

Es handelt sich in der Regel nicht um Küchenschaben (die Deutsche Schabe Blattella germanica oder die Gemeine Hausschabe Blatta orientalis), sondern um die Bernstein-Waldschabe (Ectobius vittiventris), die lieber am warmen Mittelmeer zu Hause ist, in den zuletzt wärmeren Sommern aber auch hierzulande für reichlich Nachwuchs gesorgt hat. Vor 20 Jahren tauchte sie erstmals nördlich der Alpen in der Schweiz auf, 2009 dann in Vorarlberg und seither macht sie sich bis nach Norddeutschland auf dem Weg. Vielerorts sorgt sie nun für Panik, weil der Schaben-Ruf schlecht und der Ekelfaktor hoch ist.

Völlig harmlos ...

Auch wenn die Tiere mit der gefürchteten Küchenschabe, die Krankheiten wie Hepatitis, Typhus, Salmonellen, Milzbrand, Tuberkulose und Cholera übertragen kann, wenig gemeinsam haben – gern gesehen ist die Bernstein-Waldschabe trotzdem nicht, selbst wenn sie harmlos ist. Und weil sie oft mit der Küchenschabe verwechselt wird, droht ihr überall der Tod. Und tatsächlich: Hört man sich bei einigen Schädlingsbekämpfungsfirmen um, so häufen sich derzeit die Fälle, wonach Leute um Hilfe bitten, weil sie mit der Bernstein-Waldschabe vermeintliche Küchenschaben entdeckt haben.

Doch keine Sorge – die Bernstein-Waldschabe ist kein Vorratsschädling und überträgt auch keine Krankheiten. Trotzdem verlässt sie immer häufiger waldige Gebiete und erobert zusehends Gärten. Eigentlich lebt sie von Nahrung, die sie im Wald und am Waldboden findet – etwa zersetzendes Holz und Blattwerk. Offenbar hat sie es auch geschafft, auf abgestorbene Pflanzenteile aller Art und damit ihre Fressgewohnheiten umzustellen.

Selbst auf ­Balkon und Terrasse sind die neuen Einwanderer zu finden, die in der feuchtwarmen Erde der Blumentöpfe Schutz suchen und auch dort eine Population aufbauen können.

Was tun, wenn eine Waldschabe in der Wohnung ist?

Wenn aber die Tiere den Wald und den Garten doch bevorzugen, was haben sie dann in den Wohnräumen zu suchen? Abends werden die Tiere vom Licht angelockt – und verirren sich damit auch in die Innenräume. Das ist übrigens auch ein deutlicher Unterschied zur Hausschabe, die absolut lichtscheu ist. Hausschaben leben gesellig in großen Verbänden in dunklen Ecken und man bekommt sie normalerweise nicht zu sehen. Sieht man aber doch mal eine, kann man davon ausgehen, dass sich mindestens hundert Kollegen irgendwo im Unter- oder Hintergrund halten.

Landet mal eine Bernstein-Waldschabe in den Innenräumen, hält sie es dort nicht lange aus, da sie hier zu wenig passendes Futter findet und innerhalb ­weniger Tage verendet. Vor allem in trockenen, heißen Sommern kann es zu einer massenhaften Vermehrung und damit zu einem stärkeren Aufkommen auch in den Innenräumen kommen.

Tun kann man gegen die Insekten nichts, denn die Bernstein-Waldschabe spricht nicht auf die im Handel erhältlichen Kontakt-Fraßgifte an. Experten raten hingegen das Einfangen der Tiere. Im Gegensatz zum zackigen Gerenne der Hausschabe sind sie langsam genug und können dann wieder in der Natur ausgesetzt werden.

Wie Sie die Bernstein-Waldschabe erkennen

Die Bernstein-Waldschabe ist
• 10 bis 15 mm groß,
• hat einen schlanken hellbraunen ­Körper und
• Fühler, die etwa so lang sind wie der Körper und nach vorne seitlich ab­stehen.
• Die Beine haben Dornen, der Halsschild hat eine hellbraune Färbung und ist am Rand durchscheinend.
• Zudem ist sie in der Bewegung langsam genug, damit man sie einfangen kann.
• Sie ist flugfähig und auch tagaktiv, tritt gerne bei Dämmerung oder kurz danach auf.