Piepmätze natürlich füttern

Ein Artikel von Redaktion/JL | 30.12.2025 - 09:53
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An einer reich gefüllten Futterstelle gibt es viel zu beobachten   © Miodrag Zlatarov/Shutterstock.com

Meist sind es die vorlauten Spatzen, die als Erste das frisch gefüllte Futterhäuschen entdecken. Geschickt knacken sie mit ihren Schnäbeln die Sonnenblumenkerne und essen sich richtig satt, bevor sie gemeinsam weiterflattern und sich in der alten Fichte niederlassen. Nun traut sich auch das MeisenPärchen aus seinem Versteck und stochert im kippeligen Fettknödel, während ein Grünfink die Sämereien nach seinen Lieblingskörnern durchforstet. Auch der runzelige Apfel hat hungrige Abnehmer. Zwei Amseln haben ihn beschlagnahmt und streiten sich nun lautstark um die saftigsten Happen. Hoffentlich bleibt da noch was für das schüchterne Rotkehlchen. Ja, am Futterhäuschen ist stets was los. Besonders, wenn man seinen gefiederten Freunden eine bunte Auswahl an Leckereien zur Verfügung stellt. Und die bekommt man nicht nur zu kaufen. Eine große Vielfalt an Früchten und Sämereien können Sie im Garten anbauen oder in der Natur sammeln.

Winterfutter von Mutter Natur

Wer im Spätsommer und Herbst viel spazieren geht, sollte stets ein Stoffsackerl dabeihaben. Schließlich warten nicht nur Pilze und Beeren auf uns – auch nahrhaftes Futter für unsere Gartenvögel gibt es in Übermengen. Ein paar Dinge sollten Sie beim Sammeln allerdings beachten. Nehmen Sie zum Beispiel keine Früchte in der Nähe stark befahrener Straßen sowie frisch gespritzter Felder. Achten Sie bitte auch darauf, dass genügend Futter als natürliche Nahrungsquelle in der Natur bleibt.

Nahrhaftes vom Baum

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Auch die Fruchtstände von Kletten, Disteln und Karden sollten Sie über den WInter im Garten stehen lassen. Vögel lieben es, deren ölreiche Samen aus den Köpfen zu picken
  © Dark_Side/Shutterstock.com

Einfach zu sammeln sind natürlich die Zapfen von Nadelgehölzen. Fichten und Föhrenzapfen tragen zwischen ihren Schuppen fettreiche Samen, die geschickte Vögel pinzettengleich mit ihrem Schnabel herausholen. Spechte bearbeiten solche Zapfen besonders gerne und verwandeln sie in zerzauste Knäuel. Gut möglich, dass sich auch das eine oder andere Eichhörnchen einen solchen Zapfen zum Abknabbern aus dem Futterhäuschen stibitzt. Die zarten Samen aus Erlen- und Birkenzapfen sind bei den Zeisigen beliebt. Sie lesen ihr Futter am liebsten vom Boden auf, wenn man es dort breitwürfig auf einer Schneefläche verstreut. Auch Hänflinge sind für solch feine Sämereien dankbar. Für Vögel mit einem kräftigen Schnabel sind Bucheckern, Eicheln sowie Ahorn- und Lindenfrüchte reserviert. Buchfink, Kernbeißer und Eichelhäher kommen mit ihnen gut zurecht. 

Waldfrüchte und Wiesenleckereien

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Wildfrüchte, wie Hagebutten, die den Winter über an den Zweigen haften, sind bestes Futter für Weichfresser
  © Alexiev Photography/Shutterstock.com

Eine ganz andere Vogelschar locken Sie mit wilden Beeren und Steinfrüchten in den Garten. Weichfresser wie Amseln und Drosseln lieben kugelige, weiche Früchte, die mit einem Haps in den Schnabel passen. Dazu gehören Holunderbeeren, Hagebutten und Vogelbeeren, aber auch viele Früchte, die für den Menschen ungenießbar oder sogar giftig sind: so zum Beispiel Liguster, Pfaffenhütchen, Efeu, Geißblatt und Stechpalme. Sie können die Früchte frisch anbieten oder auf dem Heizkörper bzw. Kachelofen trocknen, bis sie eine ledrige Konsistenz haben. Am besten bewahren Sie die getrockneten Früchte in luftigen Stoff- oder Papiersackerln auf. Wer keine Trocken-Möglichkeit hat, kann die frisch gesammelten Früchte auch einfrieren. Diese können Sie im Winter jeden Tag portionsweise entnehmen und nach dem Auftauen relativ frisch verfüttern. Sie haben noch deutlich mehr Vitamine als die getrockneten. Nicht nur Bäume und Sträucher liefern Winterfutter für Vögel. Auch Gräser, Stauden und Wildblumen sind natürliche Nahrungsquellen. Die meisten Wildkräutersamen sind zwar nicht besonders ergiebig, ihre Ernte ist dafür aber einfach. Am besten gehen Sie mit einer Schere und einem Papiersack auf die Pirsch. Schneiden Sie die Früchte und Fruchtstände von Klatschmohn, Nachtkerzen, Ampfer, Melden, Knöterich und Wegerichen mit der Schere ab und lassen Sie sie kopfüber in der Papiertasche trocknen. Fallen Samen aus, können Sie sie als Körnermischung anbieten. Die trockenen Fruchtstände können Sie wie einen Trockenblumenstrauß ans Futterhäuschen binden. Die Vögel bedienen sich hier gerne selbst. Das gilt besonders für die Fruchtstände von Disteln, Kletten und Karden. Stieglitze und Grünfinken lieben es, auf den Fruchtständen herumzuturnen und picken die Samen aus den stacheligen Köpfen. Auch selbst gesammelte Rispen- und Hirsegräser sind bei vielen Gartenvögeln sehr willkommen.

Vogelfutter aus eigenem Anbau

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Wer an die fettreichen Samen von Sonnenblume und Mohnkapsel kommen will, muss sich schon ein bisschen anstrengen. Diesen Geschicklichkeitstest nehmen die Vögelchen aber gerne an
  © Miodrag Zlatarov/Shutterstock.com

In einem vogelfreundlichen Garten ist es meist nicht notwendig, Futter aus der Natur zu entnehmen – schließlich wächst es hier an Ort und Stelle. Mit einer Hecke aus einheimischen Gehölzen ist zum Beispiel schon eine Menge getan. Pfaffenhütchen, Liguster, Eberesche, Eibe, Mehlbeere, Wildrose, Weißdorn und Schneeball haben Früchte, die besonders lange an den Zweigen haften und Vögel bis in den Hochwinter hinein verköstigen. Auch Blütenstauden, deren Fruchtstände nach dem Abblühen stehen bleiben dürfen, sind für Vögel eine Bereicherung. Wer es besonders gut mit den Piepmätzen meint, kann natürlich auch allerhand Vogelfutter für die Wintermonate kultivieren. Der Klassiker sind selbstverständlich Sonnenblumen. Ihre fettreichen Kerne gehören zu den beliebtesten Hauptmahlzeiten am Vogelbuffet. Finken, Sperlinge, Kleiber, Meisen und sogar Spechte fliegen einfach auf sie. Besonders wenn die Kerne noch im Sonnenblumenkopf stecken, ist das Gedränge groß. Den Vögeln tut es durchaus gut, wenn sie sich ihr Futter ein bisschen selbst erarbeiten müssen. Achten Sie bei der Sortenwahl auf Sonnenblumen mit einem großen Fruchtertrag und meiden Sie gefüllte Sorten. Gut ausgereifte Sonnenblumenköpfe, die sie für die Winterfütterung aufheben möchten, sollten Sie abschneiden und im Haus oder auf dem Dachboden trocknen. Im Winter hängen Sie sie dann kopfüber in einen Obstbaum. Jetzt müssen Sie sich nur noch auf die Lauer legen – die freudigen Abnehmer werden nicht lange auf sich warten lassen. Für die Gartenkultur eignen sich auch Gräser wie Kolbenhirse (Setaria italica) und Rispenhirse. Die stattliche Kolbenhirse ist sehr raschwüchsig und ertragreich. Ihre Ansprüche sind ganz ähnlich denen der Sonnenblumen – also warum nicht gleich ein Futterbeet für Ihre gefiederten Freunde anlegen? Beide Hirsen mögen es sonnig und warm und freuen sich über regelmäßige Wassergaben. Am besten säen Sie sie zwischen Ende April und Mai direkt ins Beet. Wer über den Sommer viel Obst verarbeitet, kann bei dieser Gelegenheit Obstkerne zur Seite legen. Die Steine von Kirschen und Pflaumen sehen zwar für uns unbezwingbar aus. Ein sportlicher Kernbeißer knackt sie mit seinem mächtigen Schnabel aber mit Leichtigkeit. Wem es nicht zu mühsam ist, der kann auch Apfel- und Birnenkerne sammeln und trocknen. Das funktioniert übrigens auch mit den Samen von Kürbissen und Melonen. So haben auch die Vögel was vom ausgekratzten Halloween-Kürbis. Können Sie einen Teil Ihrer Nuss-Ernte verschmerzen? Wenn ja, dann sollten Sie Ihren Gartenvögeln auch vorgeknackte Walnüsse und Haselnüsse anbieten. Kleiber nehmen sie liebend gerne mit in ihr Versteck, klemmen sie in einen Spalt und holen dort die öligen Samenkerne heraus.

Fleischtiger nicht vergessen!

Die meisten Gartenvögel ernähren sich im Winter rein vegetarisch. Etwas fleischliche Beikost nehmen Rotkehlchen, Zaunkönig, Baumläufer, Drossel, Heckenbraunelle und Bachstelze aber gerne an. Im Handel bekommen Sie eigene Weichfresser-Mischungen oder lebende Insekten wie Mehlwürmer zu kaufen. Wenn Sie das Futter selbst machen möchten, können Sie auch ungesalzenes Faschiertes im Backofen trocknen. Auch eine ungesalzene Speckschwarte, die Sie an einen Baumstamm binden, wird erfreute Abnehmer finden.