Gibt's eigentlich Reis aus Österreich?

Ein Artikel von Christiane Bartal | 13.05.2019 - 17:12

Reis liebt Feuchtigkeit und Wärme. Wir kennen die dauerhaft gefluteten Reisfeld-Terrassen aus den Hauptanbaugebieten in Asien – insbesondere China, Indien und anderen Teilen Südostasiens. Der Hauptgrund für diesen sog. „Nassreisanbau“ liegt darin, dass die Reispflanzen ständige Überflutung tolerieren (nicht zuletzt durch dahingehende Züchtung), Unkraut und Schädlinge dadurch jedoch unterdrückt werden. Rund 80 % der weltweiten Reisernte werden auf diese Weise produziert. Die Nachteile sind jedoch u. a. ein immenser Wasserverbrauch und die erhöhte Aufnahme von Schwermetallen (z. B. Arsen) aus dem Boden infolge der ständigen Überflutung.

Österreichische Reis-Pioniere

Dass der Anbau von Reis auch in unseren Breiten möglich ist, beweisen einige österreichische Landwirte, die sich auf den Anbau von Trockenreis spezialisiert haben.

Einer davon ist Gregor Neumeyer mit seinem bio-zertifizierten „ÖsterReis“ aus Gerasdorf/NÖ. Neben seinem Hauptberuf als Programmierer lebt der findige Neo-Landwirt seit 2015/16 trotz anfänglicher Rückschläge seinen Traum, den Reisanbau in Österreich salonfähig zu machen. Gregor Neumeyers ÖsterReis ist entweder online in seinem Webshop oder direkt ab Hof (Peter-Paulstraße 42, 2201 Gerasdorf) erhältlich.

Weitere österreichische Reis-Pioniere sind Erwin Unger aus Wallern/Bgld. und Erich Leyrer aus Pamhagen/Bgld. in der wärmeverwöhnten Nationalparkregion Neusiedler See-Seewinkel, die das Experiment erstmals 2014 gemeinsam mit Ja! Natürlich wagten. Die anfängliche Testphase war ebenfalls geprägt von witterungsbedingten Enttäuschungen: mal war es zu kalt und feucht, mal zu heiß und trocken. Ideal wäre ein warmes Frühjahr, ein nicht zu trockener Sommer und ein trockener Herbst. Die erste erfolgreiche Ernte war dann 2016 als „Ja! Natürlich Seewinkler Bio-Reis“ im Handel erhältlich. Mittlerweile gibt es drei Sorten: weißen, roten, schwarzen Reis, die Sie – solange die Ernte reicht – in Merkur- und Billa-Filialen in ganz Österreich kaufen können.

Auch die Steirer mischen mit beim heimischen Reisanbau: Unter dem Namen „SteirerReis“ bauen Franz Fuchs aus Klöch/Stmk. und Ewald Fröhlich aus Halbenrain/Stmk. in der Südoststeiermark Reis an. Von diesem Label gibt es nicht nur den frischen Reis, sondern auch verarbeitete Produkte wie Reisnudeln, Reismehl, Reisgrieß und sogar Reisbier, erhältlich – je nach verfügbarer Ernte bzw. Lagerbestand – online unter www.fuchs-kuerbishof.at oder www.so-froehlich.at bzw. ab Hof sowie in ausgewählten regionalen Läden.

Heimischer Bio-Reis aus dem „Trockenen“

Anstelle der dauerhaften Überflutung werden die Reisfelder in Österreich nur bei Bedarf gewässert. Eine Methode, die sich auch im niederschlagsärmeren Osten Österreichs eignet. Optisch unterscheiden sie sich also kaum von anderen Getreidekulturen. Der Nachteil des Trockenreisverfahrens: Konkurrenzpflanzen müssen regelmäßig und arbeitsintensiv händisch entfernt werden.

Ein ausschlaggebendes Kriterium für einen erfolgreichen Reisanbau ist die Temperatur: Erst ab 15 °C aufwärts gedeiht die Reispflanze. Die Aussaat erfolgt witterungsabhängig ab Ende April. Und weil die jungen Reispflänzchen richtige Diven sind, verwöhnt sie der Niederösterreicher Gregor Neumeyer sogar mit sonnengewärmtem Donauwasser aus dem nahen Marchfeldkanal. Erst wenn die Pflanzen erwachsen sind, werden sie robuster. Die Ernte erfolgt ab September – etwa einen Monat nach der Blüte im August. Danach wird er getrocknet und von den Spelzen befreit.

Zugegeben, der Preis ist zwar aufgrund der vielen manuellen Arbeitsschritte beim heimischen Anbau und der geringeren Erntemenge im Trockenreisanbau höher als bei Reis aus dem Fernen Osten – geschmacklich und aus ökologischer Sicht aber überzeugt der heimische Bio-Reis allemal.

Wussten Sie, dass ...

... es bereits vor 200 Jahren erste Versuche gab, Reis an den Rändern des Neusiedler Sees zu kultivieren? Weitere Anbauversuche fanden in den 1980er Jahren im Marchfeld und im Nordburgenland statt. Was damals jedoch noch nicht gelang, ist, Reis in einem nachhaltigen Anbauverfahren zu produzieren.