Vom Zauber der Leichtigkeit • Exotische Schönheiten ganz pflegeleicht • Wir brauchen Futter • Welche Raupe ist denn das? • Der Garten im Sommerstress Mehr lesen ...
Die Wildformen des Paradeisers stammen ursprünglich aus den westlichen Regionen Südamerikas – aus dem Gebiet des heutigen Peru, Ecuador, Nordchile und Teilen Boliviens. Bereits vor mehreren Tausend Jahren begannen indigene Völker, kleine, aromatische Wildparadeiser zu sammeln und zu kultivieren. Die Pflanze wuchs dort in warmen, trockenen Höhenlagen – Bedingungen, die ihrer heutigen Pflege im Gewächshaus oder sonnigen Gartenbeet durchaus ähneln.
Die Azteken in Mittelamerika machten den Paradeiser zu einem festen Bestandteil ihrer Küche und nannten ihn Xitomatl, was so viel wie „geschwollene Frucht“ bedeutet. Sie nutzten ihn in pikanten Soßen, oft kombiniert mit Chili und Kakao – Vorläufer der heutigen Salsa. In ihren Schriften erwähnten sie den Paradeiser nicht nur als Nahrungsmittel, sondern auch als Pflanze mit medizinischem Nutzen.
Europa und die Angst vor dem Nachtschatten
Als spanische Eroberer im 16. Jahrhundert aus der Neuen Welt zurückkehrten, brachten sie nicht nur Gold und Kakao mit, sondern auch den Paradeiser. Doch die neue Pflanze stieß in Europa zunächst auf Misstrauen – er war ein Nachtschattengewächs, verwandt mit der Tollkirsche und dem Stechapfel. Viele glaubten, er sei giftig. Und tatsächlich: Die grünen Pflanzenteile und unreifen Früchte enthalten Solanin – ein Alkaloid, das in größeren Mengen gesundheitsschädlich ist.
In aristokratischen Gärten Spaniens, Italiens und Frankreichs wurde der Paradeiser daher zunächst vor allem als exotische Zierpflanze gehalten – geschätzt wegen seinen leuchtend roten, goldgelben oder orangefarbenen Früchten. In England trug er bald den Namen „love apple“ (Liebesapfel), begleitet von allerlei Mythen: Er sei ein Aphrodisiakum, eine verbotene Frucht oder gar ein Werkzeug des Teufels.
Vom Misstrauen zur kulinarischen Liebe
Erst mit der Zeit begannen findige Köchinnen und Gärtner in Süditalien, den Paradeiser nicht nur zu bewundern, sondern auch zu probieren – vor allem in gekochter Form. Der Durchbruch kam im 18. Jahrhundert: In Neapel wurde der Paradeiser zur Basis für einfache, nahrhafte Gerichte. Der erste schriftlich dokumentierte Paradeisersugo stammt aus dem Jahr 1692.
Im 19. Jahrhundert fand der Paradeiser endgültig seinen festen Platz in der italienischen Küche – auf Pasta, auf Pizza und als Konserve in Gläsern. Von dort trat er seinen Siegeszug durch ganz Europa an. In Deutschland war der Paradeiser noch bis ins 20. Jahrhundert als „Paradeiser“ - "Paradies-Apfel" - bekannt. Ein Name, der heute noch bei uns in Österreich und in Süddeutschland verwendet wird.
Mit der europäischen Einwanderung in die USA kam der Paradeiser auch nach Nordamerika, wo er rasant an Beliebtheit gewann. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts galt er als eines der wichtigsten Gartengemüse. Inzwischen ist er weltweit verbreitet und wird in über 150 Ländern angebaut – mit einer jährlichen Erntemenge von mehr als 180 mio. Tonnen.