Rund 2,1 Millionen BesucherInnen besuchten die "WIG 64", die mit vielfältigen Attraktionen aufwarten konnte: Neben dem 252 m hohen Donauturm gab es u. a. einen Sessellift, mit dem man über Blumenbeete schweben konnte, eine Liliputbahn, 12 Nationengärten, temporäre Sonderschauen im Freien, den neu angelegten „Irissee“, ein 41 m hohes Turmgewächshaus und einen skurrilen „Garten des 21. Jahrhunderts“ mit Pflanzen, die als Ernährung für Astronauten dienen sollten.
Als Großereignis der Nachkriegszeit hinterließ die WIG 64 nicht nur Spuren im kollektiven Gedächtnis, sondern auch eine der größten Wiener Parkanlagen des 20. Jahrhunderts.
Die Ausstellung beleuchtet die WIG 64 im Kontext der planerischen Utopien und der Wiener Imagepolitik der Nachkriegszeit, erzählt aber auch von zeitgenössischen Trends in der Gartengestaltung sowie von den Nachnutzungen und den Veränderungen des Areals bis heute. Als Objekte fungieren zeitgenössische Fotografien, Modelle, Filme, Plakate und persönliche Erinnerungen von Wienerinnen und Wienern.
Wussten Sie das ?
Die WIG 64 wurde buchstäblich auf Müll gebaut
Ein vorrangiges Ziel der WIG 64 war es, die Stadt „jenseits der Donau“ aufzuwerten. Das Areal zwischen Alter Donau und Donauhauptstrom – nur 4 km vom Stephansdom entfernt – galt seit langem als „Problemgebiet". Im östlichen Teil des heutigen Donauparks befand sich schon in Zeiten der Monarchie eine Militärschießstätte, zwischen 1940 und 1945 wurden hier 129 Menschen (Deserteure, „Wehrkraftzersetzer“, Regimegegner) von den Nationalsozialisten hingerichtet.
Ein weiterer Teil der WIG 64 wurde auf der Fläche des ehemaligen „Bretteldorfs“ errichtet, einer behördlich nicht bewilligten Siedlung, die als „Slum von Kaisermühlen“ verschrien war. Die BewohnerInnen hatten sich bis dahin teils erfolgreich gegen Absiedelungsversuche gewehrt, u. a. 1926 in einer Auseinandersetzung, die als „Bretteldorfer Krieg“ bezeichnet wurde.
Zum Areal zählte außerdem die ehemalige Mülldeponie Bruckhaufen, auf der einst „Banlstierer“ und „Koksstierer“ im Abfall nach Verwertbarem suchten. Noch in den 1950er Jahren arbeiteten 70 Personen auf der Deponie, deren Kapazität allerdings erschöpft war. Zur gleichen Zeit beschloss die Stadtverwaltung, in Zukunft auf Verbrennung statt Ablagerung des Mülls zu setzen.
Die WIG 64 hatte jedenfalls mit den Altlasten zu kämpfen: Gase traten aus, das Grundwasser war stark kontaminiert. Dennoch erwies sich die Großausstellung als nahe zu ideale Lösung für ein „Problemgebiet“, über dessen Geschichte man wortwörtlich das Gras wachsen lassen konnte.
Info: www.wienmuseum.at