Hexenring und Elfengarten

Ein Artikel von Mag. Eva-Maria Mayr | 12.01.2015 - 13:17
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 "Elfengarten" nannte man im Mittelalter die runden Flecken, in denen das Gras nur schütter wächst. Und der Pilz, den die Menschen am häufigsten rund um die Rande fanden, hieß Elfengartling. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das zu Egerling verkürzt.
In Süddeutschland bezeichnet dieser Namen noch heute unseren beliebtesten Speisepilz, den Champignon. In der Zeit der Inquisition veränderte sich die romantische Vorstellung zur gruseligen. Jetzt tanzten nicht mehr die Elfen, sondern die Hexen. Sie hatten auch die Pilze, ihre unterirdischen Gesellen, aus der Erde ans Licht geholt. Natürlich haben Hexenringe, wie sie bis heute heißen, nichts mit Magie und Hexerei zu tun. Das radiale Wachstum des Wurzelgeflechts von Pilzen wie dem Champignon ruft die Erscheinung hervor.

Warum das so ist? Rasenpilze ernähren sich bekanntlich von organische Substanzen, die sie mit ihren Hyphen, den Pilzfäden, zersetzen. Im Zentrum des Hexenringes ist das bereits geschehen. Hier sind die Nährstoffe stark verbraucht. Das schütter wachsende Gras signalisiert die Nährstoffknappheit deutlich. Am Rande des Hexenrings aber leuchtet ein sattgrüner Streifen. Hier sind die Hyphen aktiv dabei, die Nährstoffe aufzuschließen und dabei fällt auch für die Gräser was ab. Also wachsen sie kräftig und lebhaft grün. Stimmen die Witterungsbedingungen schieben sich jenseits dieser aktiven Zone die Fruchtkörper aus dem Boden. Sie entstehen an den Spitzen des Mycels, des Pilz-Geflechts, das gerade neues Terrain erobert. Perfekte Hexenringe sind dann von einem geschlossenen Kreis von Pilzkörpern umgeben.

Quelle: GMH/BDC