Seidenschwänze lassen sich bei uns – wenn überhaupt – nur blicken, wenn in ihrer nördlichen Heimat Nahrungsmangel herrscht © Menno Schaefer/Shutterstock
Dieser prächtige Paradiesvogel unter den Wintergästen ist der Seidenschwanz (Bombycilla garrulus). Er brütet in der Taiga im Norden Skandinaviens und Russlands in flechtenreichen Nadelwäldern und Hochmooren mit Zitterpappel- und Birkenmischwäldern und kommt nur als Wintergast in unsere Breiten. Er ist allerdings kein verlässlicher Besucher: In manchen Jahren bekommt man ihn gar nicht zu Gesicht; wenn in seiner Heimat jedoch das Nahrungsangebot knapp wird (im Winter sind es v.a. Ebereschenbeeren), fällt der Seidenschwanz mitunter invasionsartig ein.
Der überwiegend grau bis braun gefiederte Seidenschwanz ist ca. 20 cm groß (vergleichbar mit Amseln und Staren) und trägt eine auffällige zimtfarbene Federhaube, die sich bei Erregung aufrichtet. Die dunkle Augenmaske lässt ihn besonders elegant wirken. Typisch ist neben der schwarzen Kehle das gelbe Schwanzende und die weiß-gelb-rote Zeichnung auf den schwarzen Flügeln. Männchen und Weibchen sind optisch nicht unterscheidbar.
Was schmeckt dem Seidenschwanz?
Während der Brutzeit in seiner nördlichen Heimat ernährt sich der Seidenschwanz hauptsächlich von Insekten, die er geschickt im Flug erbeutet. Im Winter wechselt der Speiseplan: Beeren und Früchte stehen dann ganz oben. Auch bei uns ist der Seidenschwanz auf beerenreiche Vegetation angewiesen. Entsprechend gerne stürzt er sich auf die Früchte von Eberesche, Gemeinen Schneeball, Weißdorn, Feuerdorn, Wacholder, Zwergmispel und Mistel. Oft lassen sich die Vögel dann in größeren Gruppen auf beerentragenden Sträuchern und Bäumen nieder.
Tipp: Schneiden Sie fruchttragende Bäume und Sträucher nicht vor dem Ende des Winters zurück, damit Seidenschwänze und andere Vögel ausreichend Nahrung finden. Immerhin kann ein Seidenschwanz pro Tag das Doppelte seines Körpergewichts von 60 g vertilgen.
Wussten Sie, dass ...
... Seidenschwänze dank ihrer großen Leber auch überreife Beeren verzehren und den Alkoholgehalt der angegorenen Früchte dadurch rasch abbauen können? Auch der Darm arbeitet sehr effizient: Binnen 30 Minuten verlässt eine Beere bereits wieder den Verdauungstrakt.
... Seidenschwänze früher wegen ihres invasionsartigen Auftretens in Mitteleuropa als schlechtes Omen für bevorstehende Seuchen oder Kriege galten? Man nannte den Seidenschwanz deshalb auch „Pestvogel“.