Wenn unreife Äpfel vom Baum fallen

Ein Artikel von GARTEN+HAUS | 05.06.2023 - 13:09
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Wenn Anfang Juni einige der kleinen Äpfelchen vom Baum fallen, handelt es sich um den natürlichen Juni-Fruchtfall © Masterovoy/Shutterstock

Beim sogenannten Juni-Fruchtfall trennt sich der Baum von jenen Früchten, die er nicht ausreichend bis zur Vollreife versorgen kann, ohne sich dabei selbst zu schaden. Es handelt sich also um eine Form der natürlichen Auslese: Die am Baum verbleibenden Früchte werden dadurch größer und aromatischer.

Der Baum wirft nur jene Früchte ab, die nicht ausreichend befruchtet wurden, um gute Samen für die Fortpflanzung hervorzubringen. Alle anderen Früchte senden bestimmte Signale (u. a. in Form von Hormonen) an den Baum, die ihm mitteilen, dass sie nun entsprechend mit Wasser, Nährstoffen und Zucker versorgt werden wollen. Früchte, die zu wenig Pflanzenhormone übermitteln, werden hingegen „aussortiert“: Der Baum kappt die Versorgung dieser Früchte mit einer Korkschicht am Stielansatz, wodurch die Früchte im Wachstum zurückbleiben und schließlich (meist Anfang Juni) abfallen.

Stellen Sie sich vor, wenn jede Blüte vom Frühjahr einen Apfel ergeben würde – der Baum könnte weder die Energie für die Ausreifung aufbringen noch die Last auf Dauer tragen. So ist es nur allzu verständlich, dass sich nur etwa 5 % der Blüten zu einem reifen Apfel weiterentwickeln.

Besonders deutlich ist das Phänomen bei Apfelbäumen zu beobachten. Aber auch bei Birnbäumen, Zwetschken, Marillen und anderen Obstarten tritt der Junifall auf.

Wenn übermäßig viele junge Früchte vom Baum fallen, kann es jedoch auch physiologische Ursachen haben, etwa durch eine zu hohe oder zu geringe Nährstoffversorgung oder durch plötzliche Hitze- oder Kälteeinbrüche.

Tipp: Ausdünnen für eine gleichmäßige Ernte

Den Effekt können Sie noch verstärken, indem Sie nach dem Junifall bis auf die zwei größten Früchte je Fruchtquirl alle anderen entfernen. Dadurch erhalten Sie nicht nur größere und aromatischere Äpfel oder Birnen, sondern verhindern auch die sogenannte „Alternanz“, also einen Ertragseinbruch nach einem besonders guten Apfeljahr. Je mehr Früchte am Baum heranreifen, desto weniger setzt er im darauffolgenden Frühjahr an. Dadurch reguliert sich die Fruchtbildung immer automatisch anhand der vorhandenen Ressourcen. Ein zusätzliches Ausdünnen bis spätestens zum 10. Juni (bevor die Blütenknospen für das nächste Jahr angelegt werden) hilft, die Erträge dauerhaft gleichmäßig zu halten.

Krebs beim Birnbaum

Achten Sie beim Birnbaum gleichzeitig auf Triebe, an denen die Blätter plötzlich zu welken beginnen. Dabei handelt es sich um den Obstbaumkrebs – eine gefährliche Pilzkrankheit, die sich bei feuchtem Wetter rasch ausbreitet. Schneiden Sie die Triebe mit der ­Gartenschere bis ins gesunde Holz zurück.