Topinambur im Garten anbauen

Ein Artikel von Christiane Bartal | 30.06.2021 - 12:00
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Bis zu 3 m hoch recken sich die Blüten himmelwärts. Fühlt sich der Topinambur wohl, bildet er dichte Bestände. Hat er sich einmal etabliert, wird man ihn kaum wieder los © Olga_Anourina/Shutterstock.com

Jerusalem-Artischocke, Indianerknolle, Winterbirne, Erdbirne – dem Topinambur (Helianthus tuberosus und Hybriden) wurde schon so mancher Trivialname zuteil. Auf den ersten Blick könnte man ihn mit der allseits bekannten Sonnenblume verwechseln. Kein Wunder, gehört er doch der gleichen Gattung Helianthus an, wie alle anderen Sonnenblumen-Arten.

Der Artname tuberosus deutet auf eine Besonderheit hin: seine Knollen, die im Herbst ausgegraben und wie Erdäpfel verarbeitet werden können. Ihr Geschmack ist leicht süßlich, etwas nussig und erinnert an Pastinaken oder Artischocken. Sie können roh, gedünstet oder gebraten gegessen werden. In Scheiben geschnitten und paniert, lassen sie sich wie ein Wiener Schnitzel zubereiten, als Stäbchen und frittiert werden sie zur geschmackvollen Pommes-Alternative.

Besonders wertvoll macht den Topinambur das anstelle der Stärke enthaltene Kohlenhydrat Inulin – ein Polysaccharid, das eng mit dem Sekret der Bauchspeicheldrüse, dem Insulin, verwandt ist und sich nicht auf den Blutzuckerspiegel auswirkt. Damit ist Topinambur eine ideale Heilnahrung für Diabetiker.

Während die Knolle bei uns mittlerweile als Feinschmecker-Gemüse gilt, wird in Frankreich daraus Alkohol gebrannt und Kosmetik hergestellt. Auch in einigen Regionen Deutschlands wird bis heute aus Topinamburknollen ein traditioneller Schnaps gebrannt, der „Erdäpfler“ bzw. „Rossler“.

Rückkehr in unsere Gärten

Französische Seeleute brachten die Sonnenblumen-Art ebenso wie den Paradeiser und den Erdapfel im 17. Jh. aus Nordamerika nach Europa. Noch im selben Jahrhundert erfuhr die Knolle eine erste Hochblüte als geschätzte Speise- und Futterpflanze. In Vergessenheit geriet der Topinambur schließlich, als der preußische König Friedrich den Erdäpfelanbau propagierte.

Nach und nach findet der Topinambur wieder den Weg in unsere Gärten. Mittlerweile gibt es ihn in diversen Sorten und unterschiedlichen Knollenfarben: frühreifende wie ‘Topstar’ (gelb) oder ‘Bianca’ (gelb) und mittel- bis spätreifende Sorten wie ‘Gute Gelbe’ (gelb), ‘Topianka’ (gelb), ‘Rote Zonenkugel’ (rot) oder ‘Violet de Rennes’ (rot).

Am besten gedeiht die bis zu 3  m hohe Staude auf leichtem, sandigem Boden. Eingearbeiteter Kompost sorgt für eine besonders reiche Ernte. Das Anhäufeln, sobald die Pflanzen 20 bis 30 cm hoch sind, sowie das Abzwicken der Blüten (z. B. für die Vase!) fördern zusätzlich die Knollenbildung.

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Topinambur liefert auf sandigem und wasserdurchlässigem Boden völlig unkompliziert eine reiche Ernte. Im Spätherbst, sobald die Pflanze oberirdisch abgestorben ist, geht‘s los © djhalcyonic/Shutterstock.com

Vorsicht, ausbreitungsfreudig!

Pflanzen Sie die Knollen im Frühjahr oder Herbst 15 cm tief in einem Abstand von etwa 40 cm. Aus jeder noch so kleinen Knolle entwickelt sich eine Pflanze. Das bedeutet gleichzeitig, dass jede bei der Ernte „vergessene“ Knolle im nächsten Jahr fleißig austreibt. Bedenken Sie dieses starke Regenerationsvermögen bei der Wahl des Plätzchens in Ihrem Garten! Eine Wurzelsperre kann dabei Abhilfe schaffen.

Ist der Topinambur bereits ausgeufert, dann hilft eine dreimalige Mahd in der Saison recht zuverlässig, ihn wieder in die Schranken zu weisen: die erste, wenn die Pflanzen kniehoch sind, die letzte Mitte September. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, setzen Sie die Knollen lieber in Töpfe mit mindestens 35 cm Durchmesser – aber pro Topf nur eine Knolle!

Die Ernte kann im Spätherbst beginnen, sobald die oberirdische Pflanze abgestorben ist. Ernten Sie nur so viele Knollen, wie Sie verarbeiten können – durch das Lagern werden sie rasch schlapp und geschmacklos. Mit ein Grund, warum man die Knollen im Supermarkt nur selten findet. Dafür ist Topinambur gegen sämtliche Schädlinge und Krankheiten resistent.

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