Trendgemüse Pastinak

Ein Artikel von Red./AP | 10.12.2025 - 09:12
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Pastinak ist ertragreich und unkompliziert. Früher gehörte er deshalb zu den Grundnahrungsmitteln. © Art_Pictures/Shutterstock.com

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Entlang von Wegen und in frischen Wiesen finden Sie häufig die gelben Dolden des Pastinaks © Bildagentur Zoonar GmbH/Shutterstock.com

Fast könnte man glauben, er wäre eine erbleichte Karotte oder eine zu dick geratene Peterwurz. Aber nein: Der Pastinak ist eben ein Pastinak und damit eine ganz eigene Art. Und im Gegensatz zu vielen anderen Gemüsen ist er sogar heimisch. Wer die Augen offen hält, kann die Wildpflanze an Wegrändern, entlang von Gräben und in feuchteren Fettwiesen sogar relativ häufig entdecken. Zwar sind die Doldenblütler, zu denen er gehört, nicht immer ganz leicht zu bestimmen. Pastinaca sativa macht es einem mit seinen gelben Blütenständen und den breitgefiederten Blättern aber leicht. Wer jetzt erfreut zum Spaten greift und die Rübe ausgräbt, wird allerdings eine Enttäuschung erleben: Auf der Schaufel liegt eine magere Erscheinung, hart und holzig, so ganz anders als die dickfleischigen Exemplare vom Markt. Was ist passiert? Der Blühtrieb hat die Kraft der Wurzeln ausgesogen. Pastinake sind nämlich zwei­jährig. Im 1. Jahr bilden sie eine Blattrosette und speichern ihre Nährstoffe in einer unterirdischen Rübe. Im 2. Jahr beginnt die Pflanze zu blühen und bezieht dafür ihre Kraft aus der Rübe. Wer in der Natur Pastinake ernten möchte, muss also etwas früher dran sein und sich Pflanzen suchen, die im ersten Lebensjahr sind. 

Täglich Brot der Ritterzeit

Zum Glück kann man das Wurzelgemüse aber in unseren Gärten recht einfach kultivieren. Die Kultursorten kommen wunderbar mit unserem Klima zurecht und sind auch sehr ertragreich. Eine Rübe kann bis zu 40 cm lang werden und ein stattliches Gewicht von 1,5 kg erreichen. Eigentlich verwunderlich, dass der Pastinak im Hausgarten so wenig Aufmerksamkeit bekommt. Das war nicht immer so. Bis ins 18. Jh. gehörte er zu den Hauptnahrungsmitteln. Erst die spätere Karottenzucht und der Erdäpfelanbau drängten ihn langsam zurück. Besonders beliebt war der Pastinak im Mittelalter. Das einfache Volk schätzte die „Dickmöhre“ oder „Speckmöhre“ in nahrhaften Suppen und Eintöpfen. Auch Alte und Schwache päppelte man mit den stärkereichen Rüben auf. 
Wer es sich leisten konnte, reichte das Wurzelgemüse zu Wildbret, Hammel oder Rindfleisch. Vielleicht sogar mit edlen Kastanien oder Rosinen. Ritter und Minnesänger sollen den Pastinak noch aus einem anderen Grund geschätzt haben: Die kräftige Wurzel galt als Stärkungsmittel für die Manneskraft. Ob sich deshalb die Beliebtheit des Pastinaks in England, Frankreich und den USA gehalten hat, ist unklar, jedenfalls wird er dort noch regelmäßig angebaut. Bei uns kommt er allmählich wieder als Wintergemüse auf die Teller. 

Ein Baby-leichtes Essen

Auch als Babynahrung hat man die Rübe wiederentdeckt. Pastinaken-Brei ist schnell püriert, schmeckt von Natur aus süß, ist arm an Nitrit und dafür reich an Mineralien. Die vielen Ballaststoffe fördern die Aktivität der nützlichen Darmbakterien und halten den Stuhl weich. Im Gegensatz zu Karotten hinterlässt der Brei auch kaum Flecken am Latzerl. 
Größere Kinder lieben Pastinaken-Chips oder Pastinaken-Pommes. Dazu schneiden Sie die Pastinake in dünne Scheiben oder Stifte, reiben sie mit Öl ein und backen sie auf dem Backblech bei 200 Grad ungefähr 10 Minuten lang. Sie sind überraschend schnell durchgegart und werden schön knusprig. Kenner schätzen die aromatische Rübe auch als Rohkost und raspeln Sie zum Beispiel in Salate. Ganz so knackig wie eine Karotte ist der Pastinak allerdings nicht. Je nach Sorte und Lagerung kann er roh sogar etwas wattig oder holzig sein. Solche Rüben sollten Sie jedenfalls garen. Wunderbar sind pürierte Cremesuppen mit Pastinak, Erdäpfeln und anderen Wurzelgemüsen. Auch ein Gemüse-Eintopf wärmt das Herz. Kinder mögen auch Pastinaken-Schnitzel, die man wie panierten Zeller oder Kohlrabischnitzel zubereitet.

Frisches Saatgut und lockerer Boden

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Bis die ersten Keimlinge aufkeimen, können schon drei Wochen vergehen. © BMJ/Shutterstock.com

Ungeduldige Gärtner, die schon nach der Schneeschmelze mit den Gummistiefeln scharren, werden ihre Freude mit dem Pastinak haben. Er gehört nämlich zu den sehr frühen Freilandsaaten. Schon ab März können Sie eine Direktsaat im Beet vornehmen und so die Winterfeuchtigkeit des Bodens ausnutzen. Pastinak hat nämlich eine lange Keimdauer von bis zu 3 Wochen und darf während dieser Zeit nicht austrocknen. Dafür ist er absolut frostfest. So früh gesäte Pastinake sind bereits im Sommer erntereif. Möchten Sie das Wurzelgemüse einlagern, sollten Sie später aussäen. Juni wäre ideal, man darf aber dann nicht vergessen zu wässern.
Wichtig vor der Aussaat ist eine tiefgründige Bodenbearbeitung, bei der Sie den Boden spatentief umgraben. Arbeiten Sie dabei auch viel Kompost oder verrotteten Mist ein. Je lockerer die Erde, desto besser entwickeln sich die Rüben, ohne sich zu verzweigen. 

Saatgut immer schön frisch!

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Pastinaken-Saatgut können Sie auch selbst gewinnen. Allerdings hält es nicht so lange. Verwenden Sie es am besten gleich im kommenden Frühling. © D. Kucharski K. Kucharska/Shutterstock.com

Alte Pastinaken-Samen, die Sie irgendwo in einer Saatgutkiste aufstöbern, sollten Sie ­lieber gleich vergessen. Pastinaken-Samen verlieren ihre Keimfähigkeit recht schnell. Nach einem Jahr der Lagerung keimt oft nur noch die Hälfte der Samen. In alten ­Büchern werden Sie deshalb immer wieder lesen, dass man den Pastinak sehr dick aussäen soll. Die besten ­Erfolge werden Sie mit Saatgut aus dem Vorjahr haben. Dann reicht es, die Samen dünn in Rillen von etwa 4 cm Tiefe und einem Reihenabstand von 40 cm zu säen. Manche Gärtner schwören darauf, das Pastinaken-Saatgut mit Radieschensamen in ­einer Reihe zu mischen. Die Radieschen keimen rasch und markieren die Reihen, was das Hacken und Unkrautzupfen erleichtert. Tauchen dann nach 3 Wochen die ersten Pastinaken-Keimlinge auf, beschatten die Radieschenblätter ihre zarten Triebe. Und sobald die Pastinake Platz brauchen, sind die Radieschen auch schon wieder geerntet. Bei dieser Gelegenheit sollten Sie die Pastinake auch gleich vereinzeln. Dünnen Sie die Pflänzchen auf einen Abstand von 5 bis 10 cm aus. Wenn Sie Wert auf massige Exemplare legen, sollten Sie sogar auf 25 cm erweitern. Ab diesem Zeitpunkt benötigen Ihre Pastinake nicht mehr allzu viel Aufmersamkeit. In trockenen Sommern sind die Pflanzen für zusätzliche Wassergaben dankbar, ein Hacken zwischen den Reihen lockert die Erde und erleichtert das Wurzelwachstum. Auch Mulchen fördert das Bodenleben und sorgt für eine gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit. Eine zusätzliche Düngung können Sie sich aber in den Sommermonaten sparen. Pastinake sind Mittelzehrer und eine übermäßige Stickstoffgabe fördert zwar die Blattmasse, nicht aber den Ertrag.
Noch ein kleiner Dünger-Tipp: Bloß keinen frischen Mist nehmen! Er zieht Möhrenfliegen an, die ihre Gänge in die Rüben bohren.

Ernte und Lagerung

Pastinak ist ein sehr dankbares Wintergemüse. Da ihm der Frost nichts anhaben kann, können Sie sich beim Ernten getrost Zeit lassen. Es ist sogar möglich, die Rüben den Winter über in der Erde zu belassen und sie nach und nach an frostfreien Tagen auszugraben. Der Frost ist für die Rüben sogar zuträglich: Er macht sie zart und aromatisch. Wechseln die Temperaturen im Winter stark und herrscht viel Feuchtigkeit, kann es aber zu Fäulnis kommen. Auch Hasen, Wildschweine oder Wühlmäuse können die Ernte gefährden. Wer diesbezüglich Bedenken hat, sollte sie einlagern. Ungewaschen, aber ohne ihre Blätter werden Pastinake in feuchten Sand eingeschlagen und im kühlen Keller gelagert. Sie können auch eine Erdmiete anlegen, die Sie mit Hasendraht schützen. Gute Erfahrungsberichte gibt es auch von eingegrabenen Waschmaschinen-Trommeln. Wenn Sie in Ihrem Gemüsebeet noch eine Reihe frei haben, sollten Sie diesem ­selten gewordenen, aber unkomplizierten Gemüse auf jeden Fall eine Chance geben!