Mauersegler: Rasante Sommergäste

Ein Artikel von Christiane Bartal | 29.06.2020 - 08:33
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Mauersegler fegen im Sommer blitzschnell an den Häusern vorbei. Ihre Nistplätze verstecken sich unter Dächern und in Gebäudenischen. © Dilomski/Shutterstock.com

Mauersegler (Apus apus) verbringen nahezu ihr ganzes Leben im Flug: Sie fressen, paaren sich und schlafen sogar großteils in der Luft. Wie man da oben rasten kann? Ganz einfach: Man gleitet in hohen Luftschichten (bis zu 3.000 m Höhe) einfach lange Zeit ohne Flügelschlag dahin.

Wenn sie nicht gerade bei uns sind, um zu brüten, fliegen die Flugkünstler während ihres Winterurlaubs im südlichen Afrika sogar über Monate hindurch, ohne zu landen. Und das unglaublich schnell: Mit bis zu 40–60 m/s (> 200 km/h!) zischen sie durch die Lüfte, was sie zu einem der schnellsten Vögel weltweit macht. Dabei stoßen sie die charakteristischen schrillen „sriih-sriih“-Rufe aus.

„Fußlose“ Vögel

Ihre wissenschaftliche Bezeichnung Apus (= der Fußlose) deutet auf die schwach ausgebildeten Füße hin. Trifft man einen Mauersegler „sitzend“ an (was nur selten vorkommt), so scheint er eher zu liegen. Auch beim „Gehen“ wirkt er unheimlich tollpatschig.

Ihre Füße benötigen Mauersegler auch kaum, schließlich sind sie ständig in der Luft. Dafür haben sie hochspezialisierte Krallen: Anders als bei anderen Vogelarten, bei denen gewöhnlich drei Krallen nach vorne und eine nach hinten zeigen, sind bei Mauerseglern alle vier Krallen nach vorne ausgerichtet. Sie sind so ideale Waffen im Kampf gegen Nistplatzkonkurrenten, aber auch perfekt, um sich an senkrechten Hauswänden festzukrallen.

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Derart sitzend trifft man einen Mauersegler nur selten an. Ihre verkümmerten Beine brauchen sie auch kaum, denn sie sind ständig in der Luft © Alexey Tolmachov/Shutterstock.com

Brutplätze in Gebäudenischen

Ab Mitte April bis Anfang Mai kehren die Weitstreckenflieger von ihren Winterquartieren südlich der Sahara zurück nach Mitteleuropa und kündigen damit lautmalerisch den Frühsommer an. Meist sind dann in den Innenhöfen und Straßenschluchten ganze Schwärme der geselligen Vögel bei ihren Flugspielen zu beobachten und zu hören – besonders bei Schönwetter in der Abenddämmerung, wenn sie auf Insektenjagd gehen. Danach steigen sie in höhere Luftschichten auf, um zum „Schlafen“ mit den leichten Aufwinden dahinzugleiten.

Zum Brüten ziehen sich die Kulturfolger unter Dächer und in Gebäudenischen zurück. Alleine in Wien sind es ca. 5.000 Mauerseglerpärchen, die sich – vorzugsweise in den hohen Altbauten und historischen Bauwerken – einen Nistplatz suchen.
Derartige Lebensräume werden jedoch durch Gebäudesanierungen, thermisch verschlossene Bauweisen und moderne Architektur immer seltener. Die verschwindenden Brutmöglichkeiten sind einer der Gründe, weshalb Mauersegler bereits auf der Vorwarnliste der Roten Liste gefährdeter Brutvögel stehen. Denn die ortstreuen Vögel suchen jedes Jahr die gleichen Brutreviere auf. Wenn sie dort keinen Ersatznistplatz finden, brüten sie mitunter in diesem Jahr überhaupt nicht.

Tipp: Mauersegler-Nistkasten bauen

Mit speziellen Nistkästen (>> Bauanleitung Mauersegler-Nistkasten) können Sie Mauersegler fördern. Wichtig dabei ist, dass es in der Umgebung bereits Mauerseglerkolonien gibt, und dass mehrere Nistkästen nebeneinander angebracht werden, da Mauersegler Koloniebrüter sind. Dennoch kann es mehrere Jahre dauern, bis die Vögel die Nistkästen finden und annehmen.

Die natürlichen Nistplätze der Mauersegler, noch bevor es menschliche Siedlungen gab, waren Felshöhlen und Bäume. Mit der Siedlungstätigkeit der Menschen zogen sie jedoch Dachnischen und Mauerspalten vor – eine aus heutiger Sicht verhängnisvolle Bindung an Dörfer und Städte.

Ihre Jungen versorgen Mauersegler mit Insekten, die sie mit weit geöffneten Schnabel im Flug fangen und zu einem Ballen geformt an die hungrigen Schnäbel verfüttern. Die Brutsaison dauert nur kurz: Bereits ab Mitte Juli bis Ende August machen sich die Mauersegler wieder auf den Weg in den Süden nach Afrika.

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In Gefiederfarbe, Flügel- und Schwanzform unterscheiden sich Mauersegler und Schwalben recht deutlich © Erni/Werner Baumgarten/Shutterstock.com

Mauersegler oder Schwalbe? Das sind die Unterschiede

Das eindeutigste Erkennungsmerkmal der Mauersegler sind die ständigen, schrillen Rufe während des Fliegens. Charakteristisch sind außerdem die schmalen, sichelförmigen Flügel und ein kurzer, gegabelter Schwanz. Mauersegler wird man außerdem kaum auf einem Ast oder am Dach sitzend antreffen. Ihr Gefieder ist schwarz-braun, nur an der Kehle tragen sie einen weißen Fleck. Mit einer Flügelspannweite von rund 40 cm sind sie zudem größer als Schwalben.

Schwalben (u. a. Mehlschwalben und Rauchschwalben brüten ebenfalls häufig in Siedlungen) hingegen sind durch ihren weißen Bauch und den längeren eingeschnittenen Schwanz gut von den Mauerseglern zu unterscheiden.

Verwandt sind Mauersegler und Schwalben übrigens nicht: Schwalben sind Singvögel, Mauersegler gehören zu den Seglern.