Zecken im Garten: Wie groß ist die Gefahr?

Ein Artikel von Christiane Bartal | 07.07.2020 - 08:23
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Zecken lauern auch in Gärten. Kontrollieren Sie daher Ihre Beine und Arme nach der Gartenarbeit auf krabbelnde Blutsauger! © Erik Karits/Shutterstock.com

Zecken lieben hohes Gras, Gehölze und krautigen Unterwuchs – ihr natürlicher Tummelplatz sind daher Wiesen, Wegränder und Laub- und Mischwälder, wo wir sie im Vorübergehen unfreiwillig einsammeln. Die in Europa vorkommenden Zecken sind sogenannte „Lauerer“: Sie sitzen etwa auf einem Grashalm, auf einer Staude oder auf einem Strauch in max. 1,50 m Höhe und warten darauf, dass ein Opfer vorbeikommt. Mit dem sogenannten „Haller'schen Organ“ (Öffnungen an den Vorderbeinen) nehmen sie Körperwärme, Atemluft und Hautausdünstungen von Warmblütlern sowie Vibrationen durch die Annäherung war. Kommt ein Opfer in ihre Nähe, klammern sie sich blitzschnell an ihm fest. Von Bäumen fallen Zecken übrigens nicht – das ist nur ein Mythos. Aber wie kommen die Blutsauger in den Garten?

Auch Gärten sind Grünräume und daher für Zecken interessant. Über Wildtiere wie Igel, Mäuse, Vögel, Rehe, Füchse, Marder und Haustiere gelangen Zecken selbst in waldfernere Gärten. Dabei macht es kaum einen Unterschied, ob ein Garten akkurat gepflegt oder naturbelassener ist. Besonders wohl fühlen sich die Lästlinge bei hoher Luftfeuchtigkeit und warmen Temperaturen – der Sommer ist daher ihre Lieblingsjahreszeit. Als Zeckensaison gilt generell der Zeitraum März bis Oktober, wobei die Zeckengefahr auch in milden Wintern nicht gebannt ist. Sobald die Außentemperaturen über 6 °C liegen, werden die aktiv und legen sich auf die Lauer.

Zecken „beißen“ nicht

Der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus, die bei uns häufigste Zeckenart) und seine Zeckenfreunde sind grundsätzlich völlig harmlos, wäre da nicht die Gefahr der Übertragung von Krankheiten wie Frühsommer-Meningoenzephalitis (FMSE) oder Borreliose. Obwohl alle von „Zeckenbiss“ reden, stimmt die Bezeichnung nicht ganz: Zecken beißen nicht, sie stechen. In der Praxis macht es aber keinen Unterschied, denn die Übertragung der Erreger findet so oder so mit dem Speichel der Spinnentiere statt.

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Zecken wittern ihre Opfer von weitem und klammern sich beim Vorübergehen an ihnen fest © PHOTO FUN/Shutterstock.com

FSME

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FMSE) ist eine durch Viren hervorgerufene Entzündung des Hirngewebes, die schwere neurologische Folgen nach sich ziehen kann. 30 bis 40 % der Infizierten zeigen nach wenigen Tagen bis zu 4 Wochen nach dem Zeckenstich grippeähnliche Symptome mit Fieber und Kopfschmerzen, wobei bei etwa 10 % Komplikationen, also eine schwere Gehirnhautentzündung, auftreten.

FMSE kann übrigens das ganze Jahr übertragen werden, nicht nur im Frühsommer. Der Name rührt von den statistisch im Frühsommer gehäuften Zeckenstichen (zur Zeit der Eiablage). Eine FSME-Impfung kann vor der Erkrankung schützen.

>> FSME-Verbreitungsgebiete in Österreich

Borreliose

Weitaus häufiger als FSME wird Borreliose durch Zecken übertragen. Je nach Region tragen etwa 35 % der Zecken die bakteriellen Krankheitserreger in sich. Gegen diese Borrelien gibt es keine Impfung. Sie sitzen im Darm der Zecke und werden erst 12 bis 24 Stunden nach dem Stich übertragen.

Eine Infektion macht sich nach wenigen Tagen oder bis zu 4 Wochen durch eine meist kreisförmige Hautrötung um die Stichstelle bemerkbar, die oft wandert. Diese Rötung kann auch ohne Behandlung verschwinden, die Infektion jedoch weiter voranschreiten. Bei etwa der Hälfte der Infizierten tritt diese sogenannte Wanderröte gar nicht auf, wodurch eine Infektion zunächst mitunter unbemerkt bleibt. Manchmal wird die Rötung begleitet von Fieber, Muskel- und Gliederschmerzen und Lympfschwellungen. Wird die Infektion nicht erkannt, kann die Borreliose Wochen oder Monate später u. a. auf Nervensystem, Gelenke, Augen und Herz übergehen, wobei die Symptome sehr vielfältig und schwer zuordenbar sind.

So können Sie sich schützen

  • Kontrollieren Sie Ihre Kleidung und Ihre Haut während und gleich nach der Gartenarbeit auf etwaige noch krabbelnde Zecken – allen voran die Beine und Arme. Tipp: Auf heller Kleidung sieht man die dunklen Zecken besser!
  • Spezielle Zeckenabwehrmittel können gegen die Blutsauger helfen, sollten aber alle zwei Stunden neu aufgetragen werden.
  • Wenn Sie bereits festsitzende Zecken entdecken, entfernen Sie diese so schnell wie möglich – je rascher das geschieht, desto geringer ist die Gefahr einer möglichen Ansteckung mit FSME oder Borrelliose.
  • Entfernen Sie Zecken mit einer speziellen Zeckenzange oder einer spitzen Pinzette an ihrem Kopf und möglichst hautnah, ohne den Blutsauger dabei zu quetschen. Einfach gerade herausziehen oder dabei leicht drehen – das lockert die Widerhaken. Keine Sorge, wenn Zeckenteile in der Haut zurückbleiben – sie werden vom Körper abgestoßen. Vergessen Sie angebliche Hausmittel wie Klebstoff, Öl oder Wachs – im Todeskampf speichelt die Zecke vermehrt in die Wunde, wodurch das Infektionsrisiko nur steigt.
  • Behalten Sie die Stichstelle etwa 4 Wochen im Auge und beobachten Sie, ob sich eine Rötung zeigt. Notieren Sie sich gegebenenfalls Datum und Stichstelle in einem „Zeckentagebuch“.
  • Lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten, ob eine FSME-Impfung für Sie ratsam ist.
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Fassen Sie Zecke mit der Pinzette ganz vorne am Kopf und ziehen Sie sie gerade oder mit einer leichten Drehbewegung heraus – nicht hinten drücken, denn dann sondert die Zecke noch mehr Speichel in die Wunde ab © Elena Preo/Shutterstock.com