Natternkopf: Ein Muss im Naturgarten

Ein Artikel von Kristina Kugler | 19.10.2021 - 16:26
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Der Gewöhnliche Natternkopf ist bei uns heimisch und daher eine ideale Futterpflanze für Insekten © Vic and Julie Pigula/Shutterstock.com

Der bei uns heimische Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare) blüht unermüdlich von Mai bis Oktober. Anfangs sind die glockigen Blüten im ährenartigen Blütenstand purpurn bis violett gefärbt, später wechseln sie zu einem kräftigen Blauton. Wie viele hochgezüchtete Pflanzensorten haben noch so ein Farbenspiel? Was ihn außerdem bei uns Hobbygärtnern recht beliebt machen sollte, ist seine Genügsamkeit.

Als Pionierpflanze, die gerne neue Standorte erobert, finden Sie den Natternkopf an kargen Böschungen oder Bahndämmen, in Magerwiesen, am Wegesrand oder an Schuttflächen. An solchen Orten ist wenig Humusauflage vorhanden, die Sonne brennt den ganzen Tag hernieder und ­Regenwasser rinnt schnell ab. Dort, wo die meisten Pflanzen eingehen würden, noch bevor sie eine einzige Blüte hervorbringen, fühlt sich der Natternkopf in seinem Element.

Ein Wohlfühlort für den Natternkopf

Der Natternkopf ist eine zweijährige krautige Pflanze, die im ersten Jahr eine Blatt­rosette bildet und sich erst im zweiten Jahr mit einem Blütenstand schmückt. Während sie oberirdisch bis zu 1 m in die Höhe wachsen kann, bohrt sich ihre Pfahlwurzel bis zu 2,5 m in den Boden. Bei dieser Tiefe kommt die Staude noch relativ leicht zu Wasser, was ihre Toleranz Trockenheit gegenüber gut erklärt, mit ihrer empfindlichen Wurzel lässt sie sich aber leider schlecht verpflanzen. Natternköpfe sollten Sie daher am besten an Ort und Stelle aussäen.

Vorher müssen Sie aber noch einen für viele Gewächse richtig ungemütlichen Standort finden oder vorbereiten. Vollsonnig sollte es sein und um den Boden abzumagern und für mehr Durchlässigkeit zu sorgen, mischen Sie zwei Drittel Erde mit einem Drittel mineralischem Substrat wie beispielsweise Quarzsand, Zeolithsand oder Lava. Das Saatgut des Dunkelkeimers bitte etwa 2 bis 3 cm mit Erde bedecken. Nach ein bis zwei Wochen erscheinen die ersten Keimlinge.

Tipp: Ohne Kälte keine Blüte

Säen Sie den Natternkopf am besten schon im Herbst aus. Die Jungpflanzen erleben bereits im Winter eine Kälteperiode, die sie veranlasst, schon im darauffolgenden Jahr zu blühen. Wer im Herbst auf die Aussaat vergessen hat, holt dies im zeitigen Frühjahr, idealerweise schon im Februar, nach. Mit etwas Glück reicht der Kältereiz des ausklingenden Winters aus und die Staude blüht noch im gleichen Jahr.

Ansonsten sind Geduld und regelmäßiges Gießen der Jungpflanzen, bis sie gut angewachsen sind, gefragt. Düngen ist nicht erforderlich, sondern sogar kontraproduktiv. Zu viel Nährstoffe bringen zwar jede Menge Blätter, jedoch nur eine magere oder gar keine Blüte.

Natternkopf im Blumenbeet

Egal, ob im naturnahen Kiesbeet, in der Blumenwiese oder im mageren Staudenbeet, der Natternkopf mag durchaus Gesellschaft, solange er genug Platz (40 cm Pflanzabstand) hat und nicht beschattet wird. Spornblume (Centranthus), Igelkopf (Echinacea), Kugeldistel (Echinops), Wolfsmilch (Euphorbia), Habichtskraut (Hieracium), Witwenblume (Knautia), Margeriten (Leucanthemum), Katzenminze (Nepeta) und Ehrenpreis ­(Veronica) sind beispielsweise schöne und passende Beetpartner.

Und es muss auch nicht immer nur der Gewöhnliche Natternkopf sein. Von den rund 40 Echium-Arten, die in Europa, auf den Kanarischen Inseln, im Mittelmeer­gebiet, in Afrika und Westasien beheimatet sind, gibt es auch noch andere, die Sie in Ihren Garten holen können. Komplett winterhart wie E. vulgare ist z. B. auch der Pontische Natternkopf (Pontechium [syn. Echium] russicum). Diese aus Südosteuropa stammende Halbstaude ist zwar nicht so wüchsig wie ihr hiesiger Verwandter, dafür begeistert sie mit leuchtend roten Blüten auf bis zu 60 cm langen Blütenständen. Der Hohe Natternkopf (E. italicum) aus dem mittleren Süden Europas trägt dagegen trichterförmige hellviolette, fast weiße Blüten. Der Wegerichblättrige Natternkopf (Echium plantagineum) ist etwas frostempfindlich und einjährig. Die beiden Sorten ‘Blue Bedder’ in Blau und ‘White Bedder’ in Weiß sind mit ihren etwas größeren Blüten eine Zierde für jeden Garten.

Für den Naturgarten empfehlen wir aber ohnehin die heimische Art, ­bietet sie doch reichlich Pollen und Nektar für Bienen, Hummeln und Schwebfliegen. Auch Schmetterlinge, z. B. Großer Kohlweißling (Pieris brassicae), Schwalbenschwanz (Papilio machaon) oder Distelfalter (Vanessa cardui), und Nachtfalter wie etwa der Mittlere Weinschwärmer (Deilephila elpenor) besuchen gern die Blüten dieser Staude. So ist die Pflanze gleich noch einmal so hübsch anzusehen!

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Was für eine Blumenwiese: mit Margeriten und Gewöhnlichem Natternkopf © GMH/Bettina Banse