Wo bleiben die Vögel?

Ein Artikel von Christiane Bartal | 01.12.2021 - 09:53
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Trotz bester Sämereien kommen keine Vögel ans Futterhaus? Dafür gibt es mehrere Gründe © Monika Wisniewska/Shutterstock

Draußen friert und schneit es längst, und dennoch werden die Körner im Futterhäuschen nicht weniger? Dass die gefiederten Wintergäste einfach ausbleiben, kann mehrere Gründe haben.

Falsches Futter?

Fettärmere Sämereien wie Hirse, Gersten- und Weizenkörner, die in fertigen Futtermischungen häufig enthalten sind, werden oft von Gartenvögeln verschmäht. Und das hat seinen Grund, denn im Winter müssen die Piepmätze in erster Linie ihre überlebenswichtigen Energiedepots füllen: möglichst effizient mit sehr energiereichem, also fetthaltigem Futter. Dazu zählen ölhaltige Sämereien wie ungeschälte Sonnenblumenkerne, Erdnüsse oder fettummantelte Haferflocken. Dazu werden einfach Haferflocken mit Sonnenblumenöl oder Kokosfett vermischt, bis alles Öl aufgesogen ist. Auch Meisenknödel enthalten eine Mischung aus Körnern, Haferflocken und Fett.

>> Körnerfresser oder Weichfutterfresser?

Altes Futter?

Haben Sie den Vögeln vielleicht Futter angeboten, das vom Vorjahr übrig geblieben ist? Vögel merken sofort, wenn etwa geölte Haferflocken ranzig sind oder die Körnermischung Schimmel enthält. Daher am besten nur frisch gekauftes oder zubereitetes Fettfutter anbieten und jenes aus dem Vorjahr zur Sicherheit entsorgen.

Lagern Sie Körnermischungen stets trocken und füllen Sie das Futterhäuschen lieber ­regelmäßig nach Bedarf auf. Achten Sie bei gekauften Meisenknödeln und -ringen unbedingt auf die Qualität. In günstigen Fabrikaten können billige raffinierte und ­dioxinhaltige Industriefette enthalten sein, die für Vögel schädlich sind.

Hart gefroren?

An sehr kalten Tagen oder während langer Frostperioden kann es passieren, dass die fetthaltigen Meisenknödel oder -ringe so sehr durchfrieren, dass sie mit dem Schnabel kaum zu bearbeiten sind. Dann sollten fettreiche Sämereien oder fettummantelte Haferflocken im Futterhaus bereitstehen.

Falscher Standort?

Vögel müssen sich am Futterhaus vor Feinden wie Katzen oder Sperber sicher fühlen. Wählen Sie daher einen übersichtlichen Platz, an dem sich keine Feinde unbemerkt anschleichen können. Ein schützendes (Dornen-) Gebüsch in der Nähe bietet den Federlingen bei Gefahr die beste Zuflucht. Futtersilos hängen Sie am besten in einen Baum oder ins Geäst.

Futterhäuschen auf Pfosten sichern Sie nach unten hin mit einer Schutzmanschette oder gebündelten Dornenzweigen gegen Katzen. Denken Sie beim Servieren des Vogelbuffets auch an die Weichfutterfresser, die gerne am Boden speisen, wie Rotkehlchen, Bergfink oder Amsel.

Fütterung pausiert?

Vor allem in harten Zeiten benötigen die Vögel verlässliche Futterquellen. Wenn die Fütterung etwa während des Skiurlaubs ausgesetzt wird, suchen sich die Tiere schnell andere Futterstellen und bleiben diesen mitunter treu, wenn sie immer gut gefüllt sind. Ideal für die Überbrückung mehrerer Tage sind größere Futterhäuser und Futtersilos, in denen der Inhalt bei Bedarf einfach nachrutscht.

Ausreichend natürliches Nahrungsangebot?

Im Idealfall finden die Gartenvögel ausreichend Nahrung in der Natur, weshalb sie die Futterstellen nicht anfliegen. In regelmäßigen Abständen gibt es sogenannte Mastjahre, das bedeutet, dass viele Waldbäume übermäßig viele Samen bilden. Solche Mastjahre wiederholen sich – je nach Baumart – etwa alle drei bis sieben Jahre. Kommen noch eine milde Witterung und ein schneearmer Winter hinzu, besteht kein Nahrungsmangel und die Vögel haben keinen Grund, sich in Menschennähe zu begeben.

„Stunde der Wintervögel“ vom 6. bis 8. Jänner 2023

Wussten Sie, dass es eine alljährliche „Volkszählung“ am Futterhaus gibt?
Bereits zum 14. Mal ruft die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich vom 6. bis 8. Jänner 2023 zur Teilnahme an der „Stunde der Wintervögel“, Österreichs größtem Citizen-Science-Projekt, auf. Dabei gilt es, eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zu zählen und zu melden. Im Mittelpunkt stehen vertraute Vogelarten wie Meisen, Spatzen und Finken, aber auch Wintergäste aus dem noch kälteren Norden und Osten. Je mehr Daten gesammelt werden, desto genauer können die Experten Veränderungen in der heimischen Vogelwelt feststellen. So wurden in den vergangenen Jahren laufend weniger Vögel pro Garten beobachtet.

Alle können mitmachen! Den Teilnahmefolder können Sie unter Tel. 01/522 22 28 bestellen oder online downloaden unter www.birdlife.at.