Schwarzblauer Ölkäfer: Schön, aber giftig

Ein Artikel von Christiane Bartal/naturschutzbund | 14.02.2022 - 10:44
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Zwischen Februar und Juni lassen sich die unverkennbaren Ölkäfer beobachten. Sie produzieren ein hochgiftiges Sekret, daher nicht berühren! © Inge Endel/naturbeobachtung.at

Das Aussehen des Schwarzblauen Ölkäfers (Meloe proscarabaeus) ist durch den großen Hinterleib und die stark verkürzten Flügeldecken unverkennbar. Der Käfer wird bis zu 35 mm lang und schillert schwarz-blau, was ihm auch den Namen verliehen hat. Der ebenso gebräuchliche Name „Maiwurm“ bezieht sich auf das vorwiegende Auftreten der Tiere im Mai und auf den wurmförmigen Habitus der Weibchen.

In Österreich gibt es rund 30 Ölkäferarten, der Schwarzblaue Ölkäfer ist der wohl am weitesten verbreitete. Die Käferart bevorzugt warme Standorte mit sandigen und offenen Bereichen. Deshalb hat man von Februar bis Juni besonders in Heidegebieten, auf Trockenrasen, an Waldrändern und auf Lichtungen gute Chancen auf eine Beobachtung aus nächster Nähe. Durch Lebensraumverluste hat der Bestand des Schwarzblauen Ölkäfers in Mitteleuropa bereits stark abgenommen.

Vorsicht, giftig!

Allen Ölkäferarten gemein ist, dass sie bei Gefahr das Gift Cantharidin absondern. Das Sekret ist für Warmblütler hochgradig giftig. Für einen erwachsenen Menschen beträgt die LD50 (jene Menge, die im Experiment die Hälfte der Probanden töten würde) nur 0,05 mg pro kg Körpergewicht. Ein einziger Käfer enthält eine tödliche Dosis. Bitte Ölkäfer daher nicht anfassen!

Trotz seiner Giftigkeit wurde das Sekret in kleinen Dosen über Jahrtausende hinweg als Heilmittel eingesetzt. Bereits die Ärzte der griechischen Antike verordneten Cantharidin zur Behandlung einer Fülle von Krankheiten. In neuerer Zeit hat man es sogar gegen Tollwut eingesetzt, jedoch bei dieser unheilbaren Krankheit keine Erfolge damit erzielt. Es war auch, in Honig zubereitet, Bestandteil von Liebestränken zur Steigerung der sexuellen Potenz – schwere gesundheitliche Schäden waren oftmals die Folge davon.

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Ausgeklügelte Überlebensstrategien

Das hochgiftige Cantharidin wird auch an die Eier, Larven und Puppen des Käfernachwuchses weitergegeben, sodass diese während der Entwicklungsstadien vor räuberischen Feinden geschützt sind.

Um zu überleben, verfolgen die Larven des Ölkäfers außerdem eine heimtückische Taktik: Sie klettern auf Blüten und warten dort auf Wildbienen. Sie klammern sich an alles, was vorbeikommt – ihre Entwicklung können die Larven aber nur bei einem passenden Wirt, der sie in sein Nest mitnimmt, fortsetzen. Dort angekommen ernähren sie sich dann von den Eiern und Larven des Wirts.

Häufig landen die Larven jedoch bei falschen Transportwirten wie anderen blütenbesuchenden Käferarten, wodurch bereits in diesem frühen Lebensabschnitt starke Verluste auftreten. Diese werden durch eine außerordentlich hohe Reproduktionsrate ausgeglichen: Ein einziges Weibchen kann fünf- bis sechsmal im Abstand von ein bis zwei Wochen bis zu 10.000 Eier legen.   

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Ölkäfer-Larven lassen sich von Wildbienen in ihre Nester transportieren, wo sie sich von den Eiern und Larven des Wirts ernähren © Henrik Larsson/Shutterstock

Insekten bestimmen und Beobachtungen teilen

Im Rahmen des Projektes „Erlebnis Insektenwelt“ hat der Naturschutzbund den Schwarzblauen Ölkäfer zum Insekt des Monats Februar auserkoren. Der Naturschutzbund lädt dazu ein, die heimische Insektenvielfalt kennenzulernen: Wer seine Sichtung auf naturbeobachtung.at oder der gleichnamigen kostenlosen App teilt, erhält Bestimmungshilfe durch Fachleute, kann sich im Forum mit anderen Naturinteressierten austauschen und erfährt Spannendes über die Insekten in Österreich. Gleichzeitig profitiert die Wissenschaft von den so gesammelten Daten: Sie werden für Kartierungen, wissenschaftliche Publikationen und als Basis für fundierte Naturschutzmaßnahmen herangezogen.

Info: www.insektenkenner.at