Ein Garten in Grün und Weiß

Ein Artikel von GMH/GARTEN+HAUS | 26.07.2022 - 11:10
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Weißer Kugel-Lauch (Allium ’Mount Everest‘) und silbrige Schafgarbenbänder sorgen für Wellengang im frischgrünen Meer aus Wolfsmilch, Frauenmantel und Duftnesseln © GMH/Bettina Banse

„Ist ein grün-weißer Garten nicht ziemlich langweilig?“, werden Sie sich vielleicht fragen. „Ganz und gar nicht“, entgegnet Staudengärtner und Freiraumplaner Jan Weinreich. „Weiß reflektiert das Licht maximal und betont dadurch auch Bereiche, die sonst eher im Dunkeln liegen. Das kann bei entsprechender Inszenierung äußerst spannend sein! Bei der Farbe Grün wiederum hat das Pflanzenreich eine unglaubliche Fülle unterschiedlichster Schattierungen hervorgebracht, zum Beispiel Gelbgrün, Blaugrün, Graugrün, Silbergraugrün und Schwarzgrün, um nur mal einige wenige zu nennen.“

Während wir Weiß als rein und frisch empfinden, aber auch als modern und nach vorn gewandt, wirkt Grün beruhigend und entspannend. Beides gemeinsam fühlt sich einfach perfekt an und kann ein tiefes Glücksgefühl hervorrufen.


Jan Weinreich, Staudengärtner und Freiraumplaner

Blattschmuckstauden gekonnt einsetzen

Der Besuch eines grün-weißen Gartens ist Balsam für die Seele. Je hektischer und reizüberfluteter unser Alltag wird, umso wohltuender ist der Schritt zurück. Die freiwillige Beschränkung auf Weiß und Grün weitet nicht nur den Blick für den Facettenreichtum der Natur, sie lenkt ihn auch auf Aspekte, die in farbenfrohen Pflanzungen leicht untergehen. „In einem auf wenige Farben reduzierten Gartenbereich rücken Formen, Strukturen und Oberflächenstrukturen der Pflanzen in den Vordergrund“, so Jan Weinreich.

Ein zusätzlicher Vorteil für Gartenneulinge: Mit Fokus auf unterschiedliche Blatt-, Blüten- und Pflanzenformen geht die Gestaltung oft wesentlich leichter von der Hand, als wenn noch diverse Farbtöne aufeinander abzustimmen sind.

Die Wirkung der Farben

Besonders häufig sind grün-weiße Pflanzungen im Halbschatten und Schatten anzutreffen. „Farben wie Rot oder Dunkelblau, die in der Sonne sehr leuchtstark sind, büßen ihre Wirkung in absonnigen Bereichen weitgehend ein“, erläutert Weinreich. „Helle Blüten wie die von Silberkerzen (Cimicifuga) und Waldastern (Aster divaricatus) hingegen leuchten dort umso intensiver.“

Besondere Hingucker sind Stauden mit sogenanntem panaschiertem Laub wie das weißblühende Kaukasus-Vergißmeinnicht ’Mr. Morse’ mit seinem silberdurchwirkten Laub oder die zahlreichen Funkien mit eleganter weißer Blattzeichnung.

Ideal für „Mondscheingärten“

Auch in sonnigen Gärten lässt sich die aufhellende Wirkung von Grün-Weiß einsetzen, am besten vor dunklen Hintergründen wie Ziegelmauern, Holzwänden oder Eibenhecken. Auch abends, wenn dunklere Farben nach und nach in der Dämmerung verblassen, treten helle Blüten wie kleine Lichtpunkte in den Vordergrund.

Solche ‘Mondscheingärten’ sind gerade für Berufstätige sehr interessant. Wenn dann auch noch ein betörender Duft hinzukommt, wie ihn die Blüten des Wander-Phloxes ’Alba‘ (Phlox stolonifera) verströmen oder die der Weißen Nachtviole (Hesperis matronalis ’Alba‘), können die lauen Sommernächte kommen.

Empfehlenswerte Stauden für grün-weiße Gärten

Pflanzenart Schmuckwert Standort
Wald-Aster
(Aster divaricatus)
Blüte (IX–X) sonnig bis halbschattig
Teppich-Myrten-Aster ’Snowflurry‘
(Aster pansus)
Blüte (IX–X) sonnig bis halbschattig
Kaukasus-Vergißmeinnicht
(Brunnera macrophylla)
Laub und Blüte (IV–V) halbschattig
Hängepolster-Glockenblume ’Silberregen‘
(Campanula poscharskyana)
Blüte (VI–VII, IX)
sonnig bis halbschattig
Japan-Segge ’Icedance‘
(Carex foliosissima)
Laub halbschattig bis schattig
Grünweiße Segge ’Everest‘
(Carex oshimensis)
Laub halbschattig
Silberkerze
(Cimicifuga)
Laub und Blüte (VII–X) halbschattig
Riesenschleierkraut
(Crambe cordifolia)
Laub und Blüte (V–VII)
sonnig
Prachtkerze
(Gaura lindheimeri)
Blüte (VII–X) sonnig
Japan-Waldgras
(Hakonechloa macra)
Laub halbschattig
Nachtviole ’Alba‘
(Hesperis matronalis)
Blüte (V–VII) sonnig bis halbschattig
Zottiges Silberglöckchen
(Heuchera villosa var. macrorrhiza)
Laub und Blüte (VIII–X) sonnig bis halbschattig
Riesen-Funkie ’Sum and Substance‘
(Hosta plantaginea)
Laub und Blüte (VIII–IX) halbschattig
Schleifenblume ’Zwergschneeflocke‘
(Iberis sempervirens)
Blüte (IV–V) sonnig
Taubnessel ’White Nancy‘
(Lamium maculatum)
Laub und Blüte (V–VI) halbschattig bis schattig
Lavendel ’Alba‘
(Lavandula angustifolia)
Laub und Blüte (VI–VII) sonnig
Lilientraube ’Monroe White‘
(Liriope muscari)
Laub und Blüte (VIII–X) halbschattig bis schattig
Wander-Phloxes ’Alba‘
(Phlox stolonifera)
Blüte (IV–VI) sonnig bis halbschattig
Polster-Phlox ’Maischnee‘
(Phlox subulata)
Blüte (IV) sonnig
Immergrüner Gamander ’Alba‘
(Teucrium x lucidrys)
Laub und Blüte (VII–IX) sonnig