Pflanzen gegen Giersch

Ein Artikel von Christiane Bartal | 20.03.2023 - 17:07

Der ausbreitungsfreudige Giersch (Aegopodium podagraria) ist der Horror vieler Gärtner: Er wächst überall dort, wo die Bodenbedingungen eigentlich ideal für die meisten Gartenpflanzen wären (weil ausreichend feucht), nur lässt er, einmal etabliert, kaum einen anderen Bewuchs zu. Schon aus kleinsten zurückgelassenen Wurzelstückchen treibt er wieder neu aus, sodass seine Bekämpfung zur nervenaufreibenden Sisyphusarbeit werden kann. Wer mit dem Jäten nicht mehr nachkommt bzw. gar nicht mehr so viel Giersch essen kann wie nachwächst (Giersch ist schließlich ein wunderbares Wildkraut!), dem offenbart sich nun vielleicht eine neue Strategie: konkurrenzstarke Pflanzen gegen den Giersch pflanzen.

Pflanzen Sie Stauden gegen den Giersch!

Die Lösung lautet also: an den vom Giersch dominierten Problemstellen im Garten Pflanzen setzen, die seinem Wachstumsdruck locker standhalten oder ihn sogar zurückdrängen können. Diese sollten schneckenresistent sein (da Giersch gerne an feuchten Stellen wächst), konkurrenzstark, ausreichend wüchsig und nach Möglichkeit höher als der Giersch selbst, um den Boden zu beschatten.

Der Vorteil dieser Taktik ist der geringe Arbeitsaufwand: Nach der Anwachsphase halten die Konkurrenzstauden den Giersch ausreichend auf Trab, sodass das lästige Jäten entfallen kann, die Fläche aber dennoch ansehnlich ist.

Konkurrenzstrategen für „vergierschte“ Flächen

Deutsche Bezeichnung Wissenschaftl. Bezeichnung Wuchshöhe Blüte Anmerkung
Glöckchen-Knöterich 'Rosenrot' Aconogonon campanulatum 100–160 cm VII–X, rosa Ausladender, horstbildender Wuchs
Bergknöterich 'Johanniswolke' Aconogonon spec. 200–250 cm VI–X, cremeweiß Wächst horstig, entwickelt sich mit der Zeit bis zu 4 m breit – ausreichend Platz einplanen!
Strauch-Stockrose, z. B. 'Parkfrieden', 'Parkrondell' Alcalthaea (x) suffrutescens 120–200 cm VI–XI, rosa Ausdauernde Kreuzung zwischem Echtem Eibisch und Stockrose, lange Blütezeit, Stütze empfohlen
Weicher Frauenmantel Alchemilla mollis 30–50 cm VI–VII, grünlich-gelb Anpassungsfähige Staude mit samtigen Blättern, gut geeignet für den feuchten Gehölzrand
–  Amicia zygomeris 200–250 cm VII–IX, gelb Waldrandstaude aus Mexiko, winterhart bis –12 °C, bildet kurze Ausläufer, Laub geht abends in „Schlafstellung“
Kerzen-Knöterich 'Speciosa' Bistorta amplexicaulis 100–130 cm VII–X, scharlachrot Schöner Blüten- und Fruchtschmuck, Ausbreitung über Rhizome
Teppich-Waldrebe 'Praecox' Clematis x jouiniana 40–300 cm (kriechend oder kletternd) VIII–IX, bläulich-weiß Kann als Bodendecker oder als Kletterpflanze zum Einsatz kommen, erträgt Wurzeldruck, spätsommerliche Bienenweide
Scheinhanf
Datisca cannabina 200–300 cm VI–X, grüngelb Imposante, ausladende Großstaude
Elfenblume Epimedium 30–40 cm IV–V, je nach Sorte Konkurrenzstark in trockenem Schatten
Storchschnabel 'Rozanne' Geranium wallichianum 40–50 cm VI–X, violettblau Starkwüchsige, bewährte Sorte mit langer Blütezeit, besonders an sonnigen Standorten
Chinesisches Süßholz Glycyrrhiza yunnanensis 140–200 cm VI–VIII, hellviolett Aufrecht-überhängender Wuchs, elegante Strukturstaude mit kugeligen Blüten- und Samenstände
Weidenblättrige Sonnenblume
Helianthus salicifolius var. orgyalis 200–300 cm IX–X, gelb
Imposante Blattschmuckstaude
Chinaschilf 'Red Chief' Miscanthus sinensis 110–150 cm VIII–X, rot Niedriges, durchsetzungsstarkes Gras, dekorative Blütenbüschel und Samenstände
Dickmännchen Pachysandra terminalis 20–30 cm IV–V, weiß Immergrüner Bodendecker für den Schatten, verträgt auch starken Wurzeldruck von Gehölzen
Kleinkopfiger Knöterich 'Purple Fantasy' Persicaria microcephala 40–60 cm VI–VII, hellrosa Dekorative Blattschmuckstaude mit purpurfarbener Laubzeichnung, auffälliger Bodendecker
Kleinkopfiger Knöterich 'Red Dragon' Persicaria microcephala 60–160 cm IX–X, weiß Dekorative Blattschmuckstaude mit silbrig-dunkelroter Laubzeichnung, auffälliger Bodendecker
Russel-Brandkraut Phlomis russeliana 60–100 cm VI–VII, gelb Stark ausläuferbildend, wüchsig und anpassungsfähig, beliebte Bienenweide
Großer Wiesenknopf 'Blackthorn' Sanguisorba officinalis 160–190 cm VII–IX, rosa bis weinrot Dekorative Blüten- und Samenstände  mit guter Fernwirkung
Balkan-Immergrün Vinca balcanica 20–40 cm IV–V, dunkelviolett Ausläuferbildender Bodendecker, ideal unter Gehölzen, konkurrenzstärker als V. major
Teppich-Golderdbeere Waldsteinia ternata 10–15 cm IV–V, goldgelb Immergrüner Bodendecker, bildet durch kurze Ausläufer dichte Teppiche, ideal für den Schatten

Tipps zu Pflanzung und Pflege der Staudenfläche

Bis sich die frisch gepflanzten Konkurrenzstrategen am Giersch-Standort etablieren, sollte der Giersch höhenmäßig im Zaum gehalten werden: Es empfiehlt sich daher, ihn vor der Pflanzung der anderen Stauden zu mähen und ihn auch nach der Pflanzung regelmäßig zurückzuschneiden. Später, wenn die Konkurrenzstauden größer sind und mehr Schatten werfen, übernehmen sie die Aufgabe, den Giersch unter Kontrolle zu halten. Bis es so weit ist, können durchaus eine oder zwei Saisonen vergehen – aber dann hat man Ruhe. Bis auf den jährlichen Rückschnitt der Stauden (vorzugsweise im Frühjahr) ist die Fläche entsprechend arbeitsextensiv.

Ein guter Pflanzzeitpunkt ist beispielsweise nach der Gierschblüte, also im Herbst, wenn der Giersch zum Einziehen neigt. Die Stauden haben dadurch bereits einen leichten Startvorteil.

Ganz verschwinden wird der Giersch auch mit dieser Methode nicht. Aber das eine oder andere durch die Stauden hindurchlugende Blatt wird vielleicht zu verkraften sein.