Geheimnisvoller Gartenbewohner: das Wiener Nachtpfauenauge

Ein Artikel von Christiane Bartal | 13.06.2023 - 17:12
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Der Vergleich mit der Hand zeigt die Dimension des Wiener Nachtpfauenauges: Die seltene und wärmeliebende Nachtfalterart ist der größte Schmetterling Europas © Victor Tkachev/Shutterstock

Im dämmrigen Licht eines lauen Sommerabends taucht plötzlich ein faszinierender Gast im Garten auf – das Wiener Nachtpfauenauge (Saturnia pyri). Mit seinen majestätischen Flügeln, die an ein lebendiges Kunstwerk erinnerten, zieht der seltene Nachtfalter die ganze Aufmerksamkeit auf sich.

Das Wiener Nachtpfauenauge ist ein wahrhaftiger Juwel der Insektenwelt. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 16 cm und seinen auffälligen Augenflecken auf den Flügeln ist dieser Nachtfalter ein Meister der Tarnung und der Verwirrung. Deutlich kleiner mit „nur“ 8,5 cm Spannweite ist das Kleine Nachtpfauenauge. Tagsüber ruhen die Nachtfalter gut getarnt an Baumstämmen, und erst wenn die Sonne untergeht, erwachen sie zu ihrem geheimnisvollen Leben.

Was hat der Nachtfalter mit Wien zu tun?

Namensgebend für die Nachtpfauenaugen sind die augenförmigen dunklen Flecken auf den Flügeln, die der Abschreckung von Feinden dienen. Den Beinamen „Wiener“ erhielt diese Falterart, da ein Exemplar in der Nähe von Wien das erste war, das 1775 wissenschaftlich beschrieben wurde. Das ist umso erstaunlicher, da die wärmeliebende Art vorrangig im Mittelmeerraum verbreitet ist.

Unübersehbar, aber dennoch selten anzutreffen

Der Hauptverbreitungsgebiet des Wiener Nachtpfauenauges erstreckt sich von Nordafrika bis Südeuropa. In Mitteleuropa ist es äußerst selten geworden und findet nur noch vereinzelt Zuflucht in Gärten und Wäldern. Seine bevorzugten Lebensräume sind lichte Laubwälder, Parks und Alleen.

Die Beobachtung des für unsere Begriffe riesigen Nachtfalters ist eine Herausforderung, denn er ist nur während einer begrenzten Zeitspanne aktiv: in der Dämmerung und nachts. In den Sommermonaten von Juni bis August ist die beste Zeit, um diesem faszinierenden Nachtfalter auf die Spur zu kommen. Geduld und Ausdauer sind dabei unerlässlich, denn das Wiener Nachtpfauenauge zeigt sich meist nur für kurze Zeit und flattert geschickt zwischen den Bäumen umher.

Bereits einfache Maßnahmen können die gefährdeten Nachtfalter im Garten fördern:

• Eine vielfältige Bepflanzung mit blühenden Stauden und Sträuchern zieht nicht nur tagsüber Schmetterlinge an, sondern bietet auch dem Wiener Nachtpfauenauge eine Nahrungsquelle. Besonders beliebt sind z. B. Stauden wie Phlox, Nachtkerzen (Oenothera) oder Prachtkerzen (Gaura).

• Ein naturnaher und strukturreicher Garten mit einheimischen Gehölzen und Rückzugsmöglichkeiten wie Totholzhaufen fördert nicht nur Nützlinge, sondern auch Nachtfalter.

• Zur wichtigsten Raupennahrung zählen die Blätter von Kirsche, Walnuss und anderen Obstgehölzen sowie von Eschen. Anlagen mit alten Obst- und generell Laubbäumen kommen dem Wiener Nachtpfauenauge besonders entgegen.

• Lassen Sie um die Baumstämme einen Krautsaum stehen – dieser schützt die Puppen am Stammfuß davor, von Vögeln gefressen zu werden.

• Vermeiden Sie künstliche Lichtquellen im Garten bzw. versehen Sie diese mit Bewegungsmeldern, um die Leuchtdauer zu verkürzen. Durch Lampen werden die sensiblen Nachtfalter oft angezogen und fehlgeleitet, sodass sie energieraubend um diese herumschwirren. Dadurch werden sie nur allzu leicht Opfer von Fressfeinden oder gehen an Erschöpfung zugrunde. Verwenden Sie gegebenenfalls gelbes und oranges Licht, denn das irritiert die Falter weniger als weißes und bläuliches.

• Verwenden Sie keine UV-Insektenfallen – diese töten unspezifisch alle Insekten.

• Verwenden Sie keine chemischen Insektizide und Pflanzenschutzmittel!