Es muss kein Schottergarten sein

Ein Artikel von Johanna Lassl | 17.11.2025 - 08:00
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Gärten wie dieser sind pflegeleicht, jedoch leider eine ökologische Wüste
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Schottergärten, oft auch als „Steingärten“ bezeichnet, sind in den letzten Jahren in vielen Städten und Vororten zu einem beliebten Gestaltungselement geworden. Sie gelten als pflegeleicht, modern und wasserfreundlich – doch die Realität sieht ökologisch betrachtet deutlich kritischer aus. Gleichzeitig nimmt die rechtliche Diskussion rund um Schottergärten Fahrt auf, während immer mehr Menschen nach umweltfreundlichen Alternativen suchen. Rechtlich gibt es noch keine Regelung bezüglich Schottergärten. Baubehörden können in bestimmten Fällen Schottergärten als Verstoß gegen die Landschaftsbild- oder Naturschutzauflagen werten, insbesondere wenn sie das Ortsbild negativ beeinflussen oder Schutzgebiete betreffen. Grundsätzlich wird jedoch eher mit positiven Anreizen gearbeitet, um besonders naturnahe Gärten zu fördern.

Ökologische Auswirkungen von Schottergärten

Biodiversitätsverlust 
Schottergärten bestehen meist aus Kies oder Schotter und sehr wenigen Pflanzen, oft aus Ziergräsern oder immergrünen Bodendeckern. Diese Struktur bietet kaum Lebensraum für Insekten, Vögel oder Kleintiere. Studien zeigen, dass Artenvielfalt in Schottergärten drastisch geringer ist als in naturnahen Gärten. 

Bildung von Hitzeinseln 
Kiesflächen heizen sich zudem schon ab dem Frühjahr stark auf und speichern Wärme. Dies führt zu sogenannten „Hitzeinseln“ in Städten und erhöht die lokale Durchschnittstemperatur. Pflanzen, die Kühle und Schatten spenden, fehlen weitgehend. Auch für die wenigen Pflanzen in den Schottergärten stellen die Temperaturen, in denen sie sich zurechtfinden müssen eine große Herausforderung dar. Sie müssen überdurchschnittlich viel gegossen werden.

Wasserhaushalt und Versiegelung
Obwohl Schotter oft als wasserdurchlässig gilt, kann verdichteter Schotter Regenwasser kaum in den Boden leiten. In Kombination mit angrenzenden versiegelten Flächen steigt das Risiko von Überschwemmungen und die Grundwasserneubildung wird gehemmt. In den letzten Jahren kamen sogar spezielle Klebstoffe auf, die auf den Schotter aufgetragen werden können, damit jeder Stein an Ort und Stelle liegen bleibt – diese Maßnahme ist dann der ökologische Supergau.

Unkrautbekämpfung und Chemikalien
Um ein Durchwachsen von Pflanzen zu verhindern, werden oft Unkrautvliese, Herbizide oder regelmäßiges Abbrennen eingesetzt. Dies belastet Böden, Wasser und Insektenpopulationen zusätzlich.

Nachhaltige und pflegeleichte Alternativen

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Mulchgärten sind vor allem im Bereich von Wegen eine gute Alternative
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    • Blühende Stauden- und Wildgärten
      Diese bieten Nahrung und Lebensraum für Insekten und Vögel. Sie verbessern die Bodenqualität und fördern die Biodiversität. Wählt man viele verschiedene regionale Arten, hat man das ganze Jahr über Freude an Blüten und Fruchtschmuck. 
    • Gründächer und vertikale Begrünung
      Auf Flächen, die schwer zu bepflanzen sind, können Gründächer oder vertikale Gärten Wärmeinseln reduzieren und Regenwasser speichern. Extensive Formen sind zwar einmalig etwas teurer, erhalten sich danach aber über viele Jahre komplett autark, wenn standortgerechte Pflanzen gewählt wurden.
    • Naturstein- und Mulchgärten
      Kiesflächen lassen sich mit Mulch, Rinden, Holzschnitzeln oder Naturstein dekorativ gestalten und gleichzeitig ökologisch sinnvoll auflockern. So entstehen versickerungsfähige und vielfältige Flächen, die sowohl fürs Auge als auch für Insekten angenehm sind.
    • Rasen und blühende Wiesenflächen
      Statt reiner Kiesflächen können extensiv genutzte Wiesen oder artenreiche Rasengärten angelegt werden, die pflegeleicht und ökologisch wertvoll sind. Wiesenflächen eignen sich vor allem für große Flächen. Einmal ausgesät, bringen sie viele Jahre Freude ohne viel Pflege zu benötigen. Je nach Artenzusammensetzung ist nur eine Mahd ein- bis zweimal jährlich nötig.