So wild ist Wien – Wildtiere im urbanen Raum

Ein Artikel von Barbara Grünbart | 14.07.2025 - 13:00
shutterstock_1889796799.jpg

© Jakub Rutkiewicz/Shutterstock.com

Wien scheint nicht mehr nur eine Metropole für Menschen zu sein, immer mehr Wildtiere fühlen sich in der Stadt so wohl, dass sie sie zu ihrem Lebensraum gemacht haben. Das liegt daran, dass sich die österreichische Hauptstadt in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Hotspot für Wildtiere entwickelt hat. Ob mitten im Stadtpark oder am Rande eines Kleingartens: Die Großstadt bietet vielen Arten erstaunlich gute Lebensbedingungen.

Die wilden Stadtbewohner

Der bekannteste Stadtbewohner ist wohl der Rotfuchs. Er streift längst nicht mehr nur durch die Randgebiete, sondern ist auch in innerstädtischen Bezirken unterwegs. So ist es nicht ungewöhnlich, wenn man ihm mal in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden in Vorgärten, Parks oder ruhigen Gassen begegnet. Besonders beliebt bei Füchsen sind strukturreiche Gärten mit dichter Bepflanzung und wenig Störungen.

Ebenfalls auffällig sind die vielen Ziesel, eine streng geschützte Art, die bekannte Lebensräume auf der Perchtoldsdorfer Heide bei Wien und in den Blumengärten Hirschstetten haben. Sie können aber auch durchaus auf Wiesenflächen in der Nähe von Wohnanlagen oder Parks vorkommen. Die tagaktiven Nager buddeln ihre Baue in offenen Wiesenflächen – ein Beispiel dafür, wie wichtig unversiegelte, naturnahe Flächen selbst im dicht bebauten Raum sind.

In der Nähe von Gewässern wie Donaukanal, Alte Donau oder Lobau trifft man auf Biber, Fischotter und gelegentlich sogar auf Ringelnattern. Die Rückkehr dieser Arten ist ein Beleg für die gute Wasserqualität und die naturnahe Gestaltung vieler Uferzonen.
Auch die Vogelwelt Wiens ist vielfältig: Turmfalken brüten an hohen Gebäuden, Mauersegler jagen durch enge Gassen, Eulen und Buntspechte finden Unterschlupf in alten Bäumen. Selbst Exoten wie der Eisvogel oder die Mandarinente machen regelmäßig Station in der Stadt.

Warum sich die Wildtiere in der Stadt so wohl fühlen

Diese Artenvielfalt ist kein Zufall. Rund 50% der Stadtfläche bestehen aus Grünraum – darunter nicht nur große Parks wie der Lainzer Tiergarten oder der Augarten, sondern auch tausende private Gärten, Gemeinschaftsgärten und Kleingärten. Sie alle bieten wertvollen Lebensraum für Tiere. Wichtig sind dabei Strukturvielfalt, heimische Pflanzenarten, offene Bodenflächen – und ein wenig Toleranz für tierische Mitbewohner.

Projekte wie Stadtwildtiere Wien rufen Bürger aktiv zur Beobachtung und Meldung auf. So werden nicht nur wissenschaftliche Daten gesammelt, sondern auch das Bewusstsein für die Wildtiere direkt vor der eigenen Haustür gestärkt.

Wien zeigt eindrucksvoll: Wer seinen Garten naturnah gestaltet, kann mit etwas Geduld und Achtsamkeit zum Gastgeber für erstaunlich viele Tierarten werden – sogar mitten in der Stadt.