Weißanstrich: Nicht nur an Obstbäumen

Ein Artikel von Christiane Bartal | 01.10.2019 - 16:55
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„Echte“ Frostrisse (hier bereits überwallend) treten meist einzeln auf und sind oft 20 cm und mehr lang © Christiane Bartal

Stammschäden, etwa Sonnennekrosen oder Frostrisse, sehen oberflächlich betrachtet oft nicht so dramatisch aus – sie haben weitreichende Folgen, und zwar noch jahrelang nach der eigentlichen Schädigung: Verletzte Bäume vergreisen vorzeitig und wachsen schlecht weiter. Vor allem aber sind „Wunden“ am Stamm willkommene Eintrittspforten für Schadorganismen – sowohl pilzlicher als auch tierischer Art.

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Sonnenbrand-Schäden treten flächig an der Süd- oder Südwestseite des Stammes auf © Christiane Bartal

Hat sich erst einmal ein Holz zerstörender Pilzbefall (z. B. mit dem Rotpustel-Pilz) etabliert, kann der Baum die Schadstelle nicht mehr vollständig schließen – Fäule breitet sich unbemerkt im Stammquerschnitt aus. Unter dem geschädigten Stammquerschnitt leidet auch der Saftfluss und somit die Versorgung der Krone. Frühzeitige Laubverfärbungen und abgestorbene Kronenbereiche sind die Folge. Dabei hat alles nur mit ein bisschen Sonne und Frost begonnen.

Weiße Stammfarbe schützt

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Mit den Jahren wird die Schicht durch das Dickenwachstum immer rissiger und lichtdurchlässiger – der Baum kann sich nach und nach an die Sonneneinstrahlung gewöhnen © Christiane Bartal

Vorsorgen lautet also die Devise, wenn Sie Ihrem frisch gepflanzten Bäumchen – egal ob Apfelbaum, Ahorn oder Zierkirsche – einen guten Start in ein langes Baumleben ermöglichen möchten. Eine einfache Methode, um thermischen Stammschäden vorzubeugen, sind weiße Stammanstriche, wie sie bereits seit langem als Kalkanstriche im Obstbau praktiziert werden. Im Fachhandel werden auch Produkte für Ziergehölze angeboten. Aber was bewirkt die weiße Farbe?

Auftreffende Sonnenstrahlung wird größtenteils reflektiert und so eine Aufheizung des Stammes verhindert. Voraussetzung dafür sind eine anfangs gute Deckkraft der Farbe, eine Haltbarkeit für mindestens fünf Jahre und dass der Stamm sorgfältig bis zum Kronenansatz bestrichen wurde.

Durch das natürliche Dickenwachstum entstehen langsam feine Risse, die sich erweitern, bis die Farbe nicht mehr zu erkennen ist – der Baum kann sich nach und nach an die Sonneneinwirkung gewöhnen. Derartige Anstriche werden auch bei schützenswerten Altbäumen, deren Stamm- und Astpartien z. B. durch Kronenausbrüche plötzlich sonnenexponiert sind, angewendet.

Tipp: Der beste Zeitpunkt für den Weißanstrich

Der Herbst, noch vor Beginn der Frostperiode, ist ein geeigneter Zeitpunkt, um den Pinsel anzusetzen. Wichtig ist, den weißen Stammanstrich bis zum Kronenansatz aufzutragen – das ist jener Stammbereich, der am meisten besonnt wird.