Staude des Jahres 2019: Unterschätzte Disteln

Ein Artikel von GARTEN+HAUS/GMH | 29.08.2018 - 13:47

Das Wichtigste vorweg: „Die“ Distel gibt es nicht. Mit der Auszeichnung „Staude des Jahres 2019“ wird diesmal nicht eine einzelne Pflanzengattung vor den Vorhang geholt, sondern eine ganze Pflanzengruppe.

Viele Gartenbesitzer meiden die stachelige Stauden, die genau genommen Dornen besitzen, mit denen sie sich gegen Fressfeinde schützen. Dabei sind Disteln mehr als nur widerspenstige Kratzbürsten. Richtig eingesetzt haben sie das Zeug zum Gartenstar, sind sie doch robust, nützlich und beim genauen Hinsehen auch wunderschön.
 

Der ideale Distel-Standort

Die gängigen Disteln fürs Staudenbeet haben eines gemeinsam: Sie tolerieren Halbschatten, bevorzugen aber einen Platz in der vollen Sonne und durchlässigen Boden mit gutem Wasserabzug. Staunässe mögen sie überhaupt nicht. Wird das beachtet, sind sie ausgesprochen robust und pflegeleicht.

Arten wie die Gold- und die Silberdistel (Carlina vulgaris, C. acaulis) wachsen in der Natur auf eher mageren Böden. Spart man sie beim jährlichen Düngen aus, gedeihen sie aber auch in normaler Gartenerde.

Optisch und ökologisch wertvoll

Allen edlen Disteln gemein sind die Blütezeit im Hochsommer und die attraktiven Fruchtstände. Sie bringen einen fantastischen Herbst- und Winteraspekt in den Garten, gerade in Verbindung mit Raureif oder Schnee, und sollten daher erst im Frühjahr zurückgeschnitten werden.

Auch aus ökologischer Sicht sind Disteln äußerst wertvoll: Der Distel-Fink und viele andere Vögel, aber auch Insekten und Kleinsäuger lieben die nahrhaften Samen, die sie geschickt aus den starren Hüllen picken, anbohren oder vom Erdboden aufsammeln.

Die früher verpönten Wildarten produzieren im Sommer Unmengen an Pollen und Nektar, weshalb sie unzählige Bienen, Schmetterlinge und andere Nützlinge anlocken. Ihre Blätter dienen obendrein vielen Schmetterlingsraupen als Futter, etwa denen des Distelfalters.
 

Zauberhafte Distelarten fürs Staudenbeet

Viele Mannstreu-Arten etwa erinnern an stolze Ritter, die sich zum Turnier rüsten. Metallisch glänzend funkelt beispielsweise das Elfenbein-Mannstreu ‘Silver Ghost’ (Eryngium giganteum) dem Betrachter entgegen. Hocherhobenen Hauptes präsentiert es seine aus unzähligen Einzelblüten zusammengesetzten Blütenhelme, jeder gesäumt von einem zackigen Kragen über grün-silbrigem Laub.

Bewundernde Blicke rufen auch Gefolgsleute wie das faszinierende Flachblatt-Mannstreu (Eryngium planum) hervor, dessen Blütenstände in pulsierendem Stahlblau leuchten, oder die zahlreichen Arten und Sorten der Kugeldistel (Echinops). Deren morgensternähnliche bläuliche oder weiße Blütenstände sind für architektonisch gestaltete Gärten wie geschaffen, aber auch in Prärie- und Steppenpflanzungen sehr gefragt.

Gerade die hohen Arten von Eryngium und Echinops sind hervorragende Strukturbildner, die sowohl in Einzelstellung als auch in Gruppen großartig wirken. Es gibt aber auch niedrigere Arten und Sorten, die sich für die vorderen Beetreihen eignen.

Die deutlich niedrigeren Gold- und Silberdisteln (Carlina vulgaris, C. acaulis) glänzen vor allem in Stein- und Naturgärten – wortwörtlich, denn ihre harten Hüllblätter reflektieren das Sonnenlicht, wohingegen sie sich bei aufziehendem Regen oder Nebel schützend über dem Kreis von Röhrenblüten schließen.
 

Kombination mit Gräsern und anderen Stauden

Mannstreu und Kugeldisteln lassen sich effektvoll mit Ziergräsern kombinieren: Die sich sanft im Wind wiegenden Ähren und Halme von Federgras (Stipa tenuissima), Indianergras (Sorghastrum nutans) oder Reitgras (Calamagrostis) schmeicheln den wehrhaften Staudenschönheiten und betonen ihre markanten Konturen.

Eine ähnliche Wirkung haben filigrane Blütenstauden wie Prachtkerze (Gaura), Blauraute (Perovskia) oder Skabiose (Scabiosa): Ihre zierlichen Einzelblüten umflirren die hoch aufgerichteten Disteln wie die tatsächlich in großer Zahl anzutreffenden Insekten, die sich am Nektar und Pollen laben.

Zu den Blütensonnen von Sonnenhut (Rudbeckia), Sonnenbraut (Helenium) oder Rotem Sonnenhut (Echinacea) passen sie ebenso gut wie zu doldenförmigen Blütenständen – etwa der Schafgarbe (Achillea) oder verschiedener Wolfsmilcharten (Euphorbia) – oder zu den Blütenkerzen von Fingerhut (Digitalis), Königskerze (Verbascum) oder Fackellilie (Kniphofia).
 

Ideal für die Vase

Auch in der Vase glänzen edle Disteln mit ihrem extravaganten Aussehen. Zudem sind sie wie gemacht für lange haltbare Trockensträuße und -gestecke. Kugel-, Gold- und Silberdisteln werden geschnitten, sobald sich die ersten Röhrenblüten öffnen, Mannstreu sollte voll erblüht sein.