Warum leuchten Glühwürmchen?

Ein Artikel von Christiane Bartal | 07.07.2021 - 13:42
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Die männlichen, flugfähigen Glühwürmchen machen paarungsfähige Weibchen mit ihrem leuchtenden Hinterteil auf sich aufmerksam © Fer Gregory/Shutterstock

Wer heutzutage in seinem Garten Glühwürmchen sichtet, darf sich glücklich schätzen. Die kleinen, bei Tage unscheinbaren und braunen Käfer sind nur noch selten. Ihre bevorzugten Lebensräume sind feuchte Laubwälder, Auwälder, Feuchtgebiete und struktrurreiche Naturgärten. In Österreich sind hauptsächlich zwei Arten vertreten: der Große Leuchtkäfer (Lampyris noctiluca) und der Kleine Leuchtkäfer (Lamprohiza splendidula). Besonders aktiv sind die Leuchtkäfer während der Paarungszeit ab Mitte Juni bis in den August hinein, daher tragen sie häufig auch den Namen „Johanniswürmchen“ (Johannistag am 24. Juni).

Glühwürmchen fallen v.a. durch die kleinen leuch­tenden Pünktchen auf, die durch die Nacht schwirren – dann ist die Begeisterung jedes Mal groß. Was für uns romantisch erscheint, ist es in gewissem Sinne auch für die Glühwürmchen: Bei den fliegenden Lichtpunkten handelt es sich um die Männchen, die mit ihrem Lichtcode paarungswillige Weibchen auf sich aufmerksam machen. Die weiblichen, flugunfähigen Käfer sehen einer Larve bzw. „Würmchen“ ähnlich. Sie sitzen auf erhöhten Aussichtspunkten wie Grasspitzen, Ästen und Blättern, senden aber ebenso Lichtsignale aus, die aufgrund der fehlenden Flügel besonders gut sichtbar sind. Sobald das Männchen seine Angebetete erspäht hat, landet es wie ein Pilot auf der beleuchteten Landebahn punktgenau neben ihr.

Die Zweisamkeit dauert jedoch nicht lange an. Kurz nach der Paarung stirbt das Männchen. Das Weibchen hat noch einige Tage Zeit, um seine Eier in den Boden abzulegen, bis es ebenfalls für immer ausgeleuchtet hat.
Übrigens leuchten nicht nur die paarungsbereiten Adulten. An besonders dunklen Stellen sind auch die nur kurz dauernden Leuchtsignale der Larven zu erkennen.

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Die flugunfähigen Weibchen sitzen z. B. auf Grashalmen und weisen den Männchen ebenfalls mit Lichtsignalen den Weg © IanRedding/Shutterstock

Wie funktioniert das Leuchten?

Das schwache Glimmen entsteht an den Leuchtorganen, die an der Bauchseite des Hinterleibs liegen. Das Ganze funktioniert mithilfe des Leuchtstoffs Luziferin, den die kleinen Insekten mithilfe eines körpereigenen Enzyms produzieren. Durch einen Reiz wird das Luziferin in den Zellen aktiviert und eine biochemische Reaktion in Gang gesetzt. Sobald sich das Luziferin mit einem weiteren Stoff und Sauerstoff verbindet, entsteht schwaches gelbgrünes Licht. Diese natürliche „Lampe“ ist übrigens hocheffizient: 98 % der freigesetzten Energie ist tatsächlich Licht. Zum Vergleich: Eine elektrische Glühlampe nutzt lediglich 5 % ihrer Energie zum Leuchten, 95 % verliert sie in Form von Wärme.

Die Fähigkeit von Tieren und Pflanzen, selbst Licht zu erzeugen, nennt man „Biolumineszenz“.

Glühwürmchenlarven lieben Schnecken

Während die erwachsenen Tiere ausschließlich von „Luft und Liebe“ leben, also von den Fettreserven, die sie sich während der dreijährigen Larvenentwicklung angelegt haben, hegen die wurm- bis asselartigen Glühwürmchenlarven eine Vorliebe für Schnecken. Sie fressen Nacktschnecken, die größer als sie selbst sind, ebenso wie Gehäuseschnecken. Sie machen ihre Beute ausfindig, indem sie deren Schleimspur verfolgen.

>> So fördern Sie Glühwürmchen

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Wer seine Insekten-Beobachtungen auf naturbeobachtung.at oder der gleichnamigen App teilt, erhält Bestimmungshilfe durch Fachleute und leistet außerdem einen wichtigen Beitrag zur Gewinnung von Verbreitungsdaten. Eingeladen sind alle Naturinteressierten, die sich über die Sechsbeiner, deren Leben und Wirken informieren möchten.

Info: www.insektenkenner.at