Stauden mit attraktiven Fruchtständen

Ein Artikel von GMH/GARTEN+HAUS | 18.08.2021 - 10:33
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Wie viele kleine Glockenspiele mischen sich die Fruchtstände der Purpur-Königskerze (Verbascum phoeniceum) unter die fluffigen Samenstände des Lampenputzergrases (Pennisetum) © GMH/Bettina Banse

In vielen Gärten fallen die verwelkten Blütenstände dem menschlichen Ordnungssinn zum Opfer. Schnipp schnapp – ab mit dem Abgeblühten. Bei vielen Stauden lohnt es sich jedoch, im Verblühen Begriffenes stehen zu lassen, denken Sie nur an die hübschen Kapseln von Mohn oder die Hagebutten der Rosen. Nicht nur aus optischen Gründen sollten sie so manchen Fruchtstand stehen lassen – auch die tierischen Gartenbewohner freuen sich über ein reiches Nahrungsangebot.

Karl Foerster erkannte es bereits

Einer der ersten, der mehr wahrnahm als Blüten, war der berühmte Staudenzüchter Karl Foerster. „Er machte die Menschen etwa auf die Schönheit zahlreicher Gräser aufmerksam, die ja maßgeblich mit ihren reizvollen Fruchtständen punkten – man denke nur an Lampenputzergras, Rutenhirse oder Chinaschilf“, so Michael Dreisvogt, gelernter Landschaftsgärtner und Leiter der Stiftung Arboretum Park Härle in Bonn/D.

„Gartengestalter wie Piet Oudolf knüpften um die Jahrtausendwende an diesen erweiterten Blickwinkel an und warben dafür, sich auch dem Herbst- und Winteraspekt der Gärten zu widmen. Damit bereiteten sie den Boden für die vielen Stauden, die auch nach dem Samenansatz noch ausgesprochen attraktiv aussehen: Sonnenhut, Schafgarben, Silberkerzen, Brandkraut, Fetthennen und wie sie alle heißen.“

Es war der Beginn einer völlig neuen Ästhetik – und eine prickelnde Herausforderung, denn „wer Ja zu attraktiven Fruchtstände sagt, sagt auch Ja zu Sämlingen und damit zu einer spannenden Dynamik“, bringt es Dreisvogt auf den Punkt.

Vorsicht bei ausbreitungsfreudigen Arten

Manche Pflanzen wie die Purpur-Königskerze (Verbascum phoeniceum) oder die Gelbe Kaukasus-Pfingstrose (Paeonia mlokosewitschii) werden trotz Samenbildung nie lästig. Andere wie der Fingerhut (Digitalis) erschaffen beim Wandern durch den Garten regelmäßig bezaubernde neue Pflanzenbilder.

Bei einigen Kandidaten allerdings ist eine gewisse Vorsicht durchaus empfehlenswert. Etwa beim Aronstab, der mit seinen roten Beerenzeptern zwar äußerst dekorativ ist, sich aber auch übermäßig versamen kann. Um das zu verhindern, sollte daher der gesamte Fruchtstand abgeschnitten werden, sobald die ersten Beeren abfallen.

Samenbildung: Schwächt das nicht die Pflanze?

Häufig hört man davon, dass die Bildung der Früchte sehr kraftraubend für die Pflanzen ist, weshalb Verblühtes rechtzeitig entfernt werden soll. Doch Michael Dreisvogt winkt ab. Der gelernte Staudengärtner und Leiter der Stiftung Arboretum Park Härle in Bonn/D beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Fruchtstände und kann in den allermeisten Fällen Entwarnung geben.

„Natürlich kostet die Fruchtbildung die Pflanzen Energie, deshalb schneidet man beispielsweise bei Zwiebelblumen Verblühtes zeitnah ab, da die Samenstände auch nicht übermäßig ansehnlich sind. Bei Pflanzen mit attraktiven Fruchtständen kann man diesen Energieverlust aber getrost hinnehmen, zumal die meisten Pflanzen auf unseren Gartenböden ohnehin eher überversorgt sind.“