Nützlingshotel: Bitte mit Lehmblock!

Ein Artikel von Christiane Bartal | 20.04.2022 - 09:30
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Mit einem Pfropfen aus mit Speichel vermischtem Lehm verschließen die Wildbienenmütter die Brutröhren © PRILL/Shutterstock

Solitär lebende Wildbienen nutzen ganz unterschiedliche Materialien für den Bau ihrer Nester. Während Hummeln, die ebenfalls zu den Wildbienen gehören, kleine unterirdische Erdhöhlen (Erdhummeln) oder warme, geschützte Hohlräume mit trockenem, weichem Füllmaterial nutzen (z. B. Baumhöhlen oder ungenutzte Vogelnistkästen), buddeln Sandbienen ihre Nester in lehmig-sandige Böden oder in den Fugensand zwischen Pflastersteinen – erkennbar durch die kleinen Krater mit Loch. Holzbienen benötigen Totholz oder trockene, hohle Pflanzenstängel, viele Mauer-, Seiden- und Maskenbienen-Arten lieben wiederum Lehmwände, wo sie häufig bereits vorhandene Spalten oder alte Fraßgänge von Käfern nutzen.

Doch Lehm ist in unseren Gärten Mangelware. Wenn Sie Wildbienen mittels Nützlingsquartieren fördern möchten, sollten Sie daher auch einen Lehmblock integrieren.

Wichtiges Baumaterial

Ein Lehmblock erfüllt gleich zwei Aufgaben: Die nur einige Zentimeter tief vorgebohrten Löcher dienen als Niströhre, die von den Tierchen selbst erweitert wird. Gleichzeitig kratzen ­andere Wildbienen-Arten mit ihren Mundwerkzeugen Baumaterial für das Verschließen ihrer in Hölzern und hohlen Stängeln angelegten Brutzellen ab – erkennbar daran, dass die Verschlusspfropfen die gleiche Farbe aufweisen wie der Lehmblock.

Tipp: Eine kreative Variante, wenn Sie keinen Platz für ein größeres Nützlingshaus haben: eine Beetkante als Wildbienenquartier! Einfach Pflanz- oder Hohlblocksteine mit Lehm ­füllen (mit der Öffnung nach oben hinlegen und feuchte Lehmmasse fest hineinstampfen), einige Löcher bohren und trocknen lassen. Jeweils zwei bis drei aufgestellte Steine übereinanderstapeln – fertig ist der nütz­liche Beetrand.

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Über Lehmblöcke und mit Lehm verschmierte Zwischenräume freuen sich Steilwandbewohner wie Mauer-, Seiden- und Maskenbienen © Bastian Kienitz/Shutterstock

Praxistipp: Einen Lehmblock selber machen

Lehm und Löss – woher nehmen?
Wenn Sie keine natürlichen Lehm- oder Lössvorkommen und kein Ziegelwerk in Ihrer Umgebung haben, können Sie auch feinen Lehm-Oberputz oder abgemagerten Töpferton aus dem Fachhandel verwenden. Das „Abmagern“ des Tons mit sehr feinem Sand (z. B. Verlegesand) ist wichtig: Die Masse muss im trockenen Zustand so weich sein, dass Sie sie mit den Fingern gut abkratzen können.

So gelingt der Lehmblock:

Lehmgemisch feucht in das vorgesehene Fach (oder eine Kastenschablone) stampfen – das Insektenhotel dafür hinlegen. An einem luftigen, aber schattigen Ort vollständig durchtrocknen lassen (je nach Wassergehalt und Blockgröße dauert das mehrere Wochen bis Monate), damit sich keine Rissen bilden. Erst dann das Nützlingshotel fertig befüllen und aufstellen.