Vanille derzeit teurer als Silber

Ein Artikel von Christiane Bartal | 09.11.2018 - 16:39

Sind die bei uns so beliebten Vanillekipferln in Gefahr? Vor vier Jahren noch zahlte man für 1 kg fermentierte Vanilleschoten etwa 30 Euro. Derzeit sind es mehr als 500 Euro (der Silberpreis liegt bei rund 400 Euro), was Vanille nach Safran zum zweitwertvollsten Gewürz der Welt macht. Mitursache dafür soll ein Zyklon sein, der Anfang 2017 viele Felder in Madagaskar, dem Hauptanbaugebiet für Vanille, zerstörte. Gleichzeitig steigt der Bedarf der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie stetig an – viele Produzenten steigen auf die Echte Vanille anstelle des künstlichen Vanillins um.

Der Boom ist für die Vanillebauern auf Madagaskar aber nicht nur Grund zur Freude: Die teuren Schoten locken Diebe an, weshalb viele Bauern die Nächte bewaffnet im Feld verbringen oder ihre Felder verfrüht ernten. Wegen der anhaltenden Vanille-Knappheit werde ihnen die Ware förmlich von den Händlern „aus der Hand gerissen“. Da die Schoten ihr volles Aroma jedoch erst in den letzten acht Wochen entwickeln, schlägt sich das wiederum auf die Qualität nieder. Ein Paradoxon in sich: Je teurer und beliebter Vanille wird, desto geringer ist ihre Qualität.

Warum Vanille generell teuer ist

Die Vanillepflanze ist eine kletternde Orchideenart, die praktisch nur im tropischen Regenwald wächst und erst nach mehreren Jahren blüht. Von der Aussaat zur Ernte vergehen etwa vier Jahre.

Nicht nur die aufwendige Kultur macht Vanille zu einem generell eher hochpreisigen Gewürz, sondern auch die Tatsache, dass jede einzelne Blüte von Hand bestäubt werden muss. Rund sechs Monate später sind die grünen Kapselfrüchte erntereif. Ihre typische schwarze Farbe erhalten sie durch Fermentation. Dazu werden die grünen Früchte für zwei Monate in die Sonne gelegt. Für 1 kg schwarze Vanilleschoten benötigt man rund 600 bestäubte Blüten.

Die anhaltend hohe Nachfrage nach Vanille in Top-Qualität deckt Madagaskar. Der Inselstaat vor der Südostküste Afrikas ist mit 60 % Anteil der wichtigste Vanille-Produzent. Missernten vor Ort haben daher einen großen Einfluss auf den Vanillepreis. In günstigeren Produkten kommt künstlich erzeugtes Vanillin zum Einsatz.

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Durch die Fermentation an der Sonne erhalten die grünen Schoten ihre dunkle Farbe © aaabbbccc/Shutterstock.com