Vogelzählung: Weniger Gartenvögel durch falschen Frühling

Ein Artikel von Christiane Bartal | 23.01.2023 - 15:49
shutterstock_2244574475.jpg

Der Haussperling wurde zur „Stunde der Wintervögel 2023“ am häufigsten in den Gärten gesichtet. Im Gegensatz zum Feldsperling ist der Kopf an der Oberseite grau und nur seitlich braun © W. de Vries/Shutterstock

Mit 24.532 Teilnehmern verzeichnet die „Stunde der Wintervögel“, Österreichs größtes Citizen-Science-Projekt von BirdLife Österreich, einen neuen Rekord (Jahr 2022: 23.464). Weniger rekordverdächtig sind hingegen die Vogelzahlen, die von den Teilnehmern gemeldet wurden: Mit rund 26 Vögeln pro Garten liegt der österreichweite Durchschnitt deutlich hinter dem Vorjahreswert von 31 Vögeln und unter dem Schnitt der vergangenen drei Jahre (30 Vögel). Das ist der niedrigste Wert, der seit Beginn der „Stunde der Wintervögel“ im Jahr 2011 erreicht wurde. In 458 Gärten wurde sogar kein einziger Vogel gesichtet. Das entspricht einer Steigerung von nahezu zwei Drittel gegenüber dem Vorjahr.

Zusammenspiel aus Mastjahren und warmen Temperaturen

Grund zur Sorge ist dies dennoch nicht: Das Ergebnis zeigt lediglich, dass die Vögel im Zählungszeitraum (6. bis 8. Jänner 2023) in ihren natürlichen Lebensräumen genug Futter gefunden haben und deshalb die Siedlungsräume weniger häufig aufsuchen mussten. Auslöser dafür waren die warmen Temperaturen, die in diesem Zeitraum herrschten. „Die Vögel waren witterungsgünstige Selbstversorger!“, fasst Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife, zusammen. „Es war ausreichend natürliche Nahrung vorhanden, weil wichtige Nahrungsbäume wie Fichten und Buchen im vergangenen Herbst erneut besonders viele Früchte ausbildeten, die zu Jahresbeginn kaum von Eis oder Schnee bedeckt waren.“

Aufgrund der Klimaerwärmung häufen sich in den vergangenen zehn Jahren derartige Mastjahre. Aus der inzwischen 14-jährigen Datenreihe lässt sich auslesen, dass ein starker Zusammenhang zwischen Winterhärte und Anzahl der Vögel im Siedlungsraum besteht. Auch ein geringerer Zuzug von Vögeln aus dem Norden oder Nordosten Europas aufgrund milderer Winter, wie auch eine mögliche bessere Nahrungsverfügbarkeit ebendort, führen zu einem Rückgang unserer Wintervögel im Garten.

Das Ergebnis im Detail: Haussperling auf Platz 1

Auch im Ranking der häufigsten Wintervögel gibt es Veränderungen: Der Haussperling verwies den Vorjahressieger Kohlmeise und den Feldsperling auf die Plätze 2 und 3. Seit Anbeginn der winterlichen Zählungen im Jahr 2011 machen sich diese drei Arten das „Siegerstockerl“ untereinander aus.

Ergebnis 2023:
1. Haussperling
2. Kohlmeise
3. Feldsperling

4. Amsel
5. Blaumeise
6. Stieglitz
7. Buchfink
8. Erlenzeisig
9. Türkentaube
10. Grünfink

>> Endergebnis der „Stunde der Wintervögel 2022“: Die Kohlmeisen sind zurück
>> Endergebnis der „Stunde der Wintervögel 2021“: Weniger Vögel am Futterhaus
>> Wo bleiben die Vögel?

Der allgemeine Rückgang der Vogelbesuche war in allen Bundesländern zu beobachten. Dabei konnten jedoch Vogelarten, die auch im Winter stark auf Siedlungen konzentriert sind, wie der Haussperling, die Türkentaube oder auch der Stieglitz, die Vorjahresergebnisse halten.

Bei Aaskrähen und Saatkrähen (im Ranking auf Platz 11 bzw. 16) war eine leichte Zunahme im Vergleich zum Vorjahr bemerkbar, nachdem die Krähen in der Vergangenheit deutlich im winterlichen Bestand abgenommen hatten. Jeder zehnte Teilnehmende konnte sich über Schwanzmeisen an der Futterstelle freuen, was etwas über dem Vorjahrswert lag.

Das Auftreten der Stieglitze im winterlichen Garten blieb hingegen über die Jahre stabil. Die meisten anderen Arten waren weit weniger häufig als im Vorjahr anzutreffen. Auch die Schwarmgröße (das gleichzeitige Auftreten in einem Trupp – „Truppgröße“) der Top-10-Arten reduzierte sich um 10 Prozent über die gesamte Zählreihe.

Ergebnisse für Ihre Region

Die Ergebnisse zu Ihrer Region finden Sie unter www.stunde-der-wintervoegel.at: Klicken Sie auf den Button „Ergebnis ansehen“ oder „Ergebnis Karte ansehen“ und filtern Sie nach Bundesland oder Region.