Diese Aloe aculeata hat sich zum Schutz vor Tierfraß und Austrocknung in ein Kaktus-Outfit geworfen
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Wie leicht kommt einem das Wort „Kaktus“ in den Sinn, wenn man eine dickfleischige, stechende Pflanze vor sich sieht, die offenbar bestens an Wüstenklima angepasst ist. Doch was sich Kaktus nennen will, muss auch ein Kaktusgewächs sein – und diese sind extrem mannigfaltig. Während Kandelaberkakteen baumhoch werden, bleiben manche Mammillarien klein wie Murmeln. Die Sprosse der Kakteen können kugelrund, säulenförmig oder flach wie Papier erscheinen, in faltige Rippen gelegt, von warzigen Auswüchsen übersät oder seidig glatt sein. Und Dornen? Kann es geben – muss es aber nicht. Denn während der Schwiegermuttersessel über und über bewaffnet ist, kommt ein Weihnachtskaktus stets wie glatt rasiert daher.
Kakteen erkennen
Bei Kakteen stehen die Dornen stets zu mehreren an polsterartigen Kurzsprossen
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Und doch gibt es ein paar untrügliche Merkmale, die sämtliche Kaktusgewächse miteinander vereinen. So stammen alle 1.800 Kaktus-Arten – bis auf eine einzige Spezies – aus Amerika. Dort besiedeln sie nicht nur Wüsten und Halbwüsten, sondern auch Gebirge und sogar Regenwälder. Doch egal, wie ihr Standort aussieht: Wasser ist immer wieder Mangelware, weshalb alle Kakteen über Speichergewebe verfügen. Speichernde Stämme, gerne in einer Säulen- oder Kugelform, sind der Klassiker. Es gibt aber auch Arten mit wasserspeichernden Wurzelknollen oder fleischigen Blättern. Gibt es Dornen, sind diese allesamt umgewandelte Blätter, welche polsterartigen, oft filzigen Kurzsprossen, den sogenannten Areolen, entspringen. Genau diese Areolen sind ein ureigenes Merkmal der Kakteen, das sie von fast allen anderen Sukkulenten unterscheidet.
Kaktus-Imitatoren
Viele Vertreter anderer Pflanzenfamilien erinnern an Kakteen, und zwar deshalb, weil sie an die gleichen Lebensräume angepasst sind und dementsprechend ähnliche Wuchsformen entwickelt haben. Der Begriff „Sukkulente“ ist für diese Pflanzen ganz treffend, denn sukkulent bedeutet so viel wie „safttragend“. Geradezu verblüffend ähnlich sind den Kakteen einige Arten der Wolfsmilchgewächse. Aber auch bei den Agavengewächsen, Mittagsblumengewächsen, Hundsgiftgewächsen, Dickblattgewächsen, Affodillgewächsen und sogar bei den Korbblütlern gibt es vereinzelt Kandidaten mit Verwechslungspotenzial.
Stechende Euphorbien
Besonders die stammsukkulenten Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae) mit kandelaberartigem Wuchs werden regelmäßig mit Kakteen verwechselt. Sie sind vorwiegend in Afrika beheimatet und leben dort an sonnigen, trockenen Standorten. Auch sie tragen Dornen, die aus Nebenblättern entstanden sind, diese entspringen aber niemals den kaktustypischen Areolen. Sehr häufig sitzen die Dornen zu zweit nebeneinander und entsprechen zwei Nebenblättern, die normalerweise ein Laubblatt begleiten. Nicht selten können wir bei sukkulenten Euphorbien Blätter und Dornen gleichzeitig an einer Pflanze beobachten. Denken Sie etwa an die Madagaskarpalme (Pachypodium lamerei), die am Ende ihres bedornten Stammes einen Blattschopf trägt, oder an den Christusdorn (Euphorbia milii), der als dorniger und zugleich belaubter Strauch wächst. Ein weiteres wichtiges Merkmal der Wolfsmilchgewächse ist ihr Milchsaft, der bei der kleinsten Verletzung aus dem Pflanzenkörper austritt. Er ist giftig und kann zu Hautreizungen führen, weshalb sie ihn bei Hautkontakt immer gleich abwaschen sollten. Halten Sie die Pflanzen auch von Haustieren und kleinen Kindern fern.