Winterschlaf der Zitrusbäume

Ein Artikel von Johanna Lassl | 04.11.2025 - 09:33
shutterstock_2468117939.jpg

Damit Zitronenbäume lange Freude bereiten, brauchen sie in unseren Breitengraden Unterstützung beim Überwintern
  © Grazziela/Shutterstock.com

Zitrusbäume als Statussymbol

shutterstock_2647300215.jpg

Die Orangerie in Schönbrunn, Wien überwinterte schon im 17. Jahrhundert die Zitrusbäume der Königsfamilie
  © csikiphoto/Shutterstock.com

Die Geschichte der Orangerien in Österreich – und besonders in Wien – ist eng mit der höfischen Gartenkultur des Barock verbunden. Zitrusbäume galten über Jahrhunderte als Inbegriff von Exotik, Luxus und botanischer Raffinesse. Schon im 16. Jahrhundert lassen sich erste Nachweise von Orangen- und Zitronenbäumen in den kaiserlichen Gärten der Hofburg finden. Mit der wachsenden Begeisterung des Adels für südliche Pflanzen entstanden bald eigene Gebäude, die speziell zur Überwinterung dieser kostbaren Gewächse errichtet wurden: die Orangerien.

Die Idee kam ursprünglich aus Frankreich und Italien, fand aber spätestens im 17. Jahrhundert ihren festen Platz auch nördlich der Alpen. In Wien wurde unter Kaiser Leopold I. und später besonders unter Kaiser Franz I. Stephan und Maria Theresia eine beeindruckende Zitruskultur aufgebaut. Die Orangerie von Schloss Schönbrunn, zwischen 1754 und 1755 errichtet, ist eines der bedeutendsten Beispiele: ein fast 190 Meter langes Barockgebäude, das zu den größten Orangerien Europas zählt. Sie diente nicht nur der frostfreien Überwinterung, sondern war gleichzeitig ein Repräsentationsraum – ein lebendiges Zeichen kaiserlicher Macht und weltweiter Handelsverbindungen. Die Pflanzen wurden im Sommer im Freien präsentiert, im Winter in großen Holzkübeln in das beheizbare Gebäude gerollt. Diesen Umzug kann man auch heute noch jedes Frühjahr und jeden Herbst beobachten. Es ist immer ein kleines Spektakel, wenn Baum nach Baum quer über den großen Vorplatz des Schlosses gefahren wird.

Im 18. und 19. Jahrhundert erreichte die Zitruskultur in Wien ihren Höhepunkt. Allein in Schönbrunn wurden zeitweise mehrere hundert Bäume gepflegt. Mit dem Ende der Monarchie verloren die Orangerien an repräsentativer Bedeutung, blieben aber als botanisches und kulturelles Erbe bestehen. Heute dienen sie teils wieder ihrem ursprünglichen Zweck und zusätzlich teils als Veranstaltungs- oder Ausstellungsräume.

 

Überwinterungsmöglichkeiten in Haus und Garten

shutterstock_2234957429.jpg

Indoor-Zitrusbäume dürfen über den Winter nur sehr spärlich gegossen werden, ansonsten droht ein Schildlausbefall
  © My July/Shutterstock.com

Doch was tun wir, wenn wir zufällig keine königliche Orangerie zu Hause haben? Es gibt weniger roylae Möglichkeiten, die eigenen Bäume zu überwintern. Zitrusbäume wie Zitronen, Orangen oder Mandarinen sind in Mitteleuropa nicht winterhart und sollten daher ab dauerhaft unter fünf Grad Celsius ins Winterquartier umziehen. Ein kurzer Kältereiz schadet nicht, aber Frost vertragen vor alle Orangen gar nicht. Bei ihm sollte auf Nummer sicher gegangen werden: Lieber etwas zu früh als zu spät ins Winterquartier bringen! Zitronenbäume sind grundsätzlich etwas robuster und vertragen auch eine Nacht im Frost. Doch wenn es bitterkalt wird, wollen auch sie hineingeholt oder eingepackt werden.

Ideal ist ein heller, kühler Standort mit fünf bis zehn Grad, etwa ein ungeheizter Wintergarten, ein helles Treppenhaus oder ein frostfreier Anbau. Je kühler und heller, desto weniger wächst der Baum und desto geringer ist das Risiko von Schädlingen. Steht nur ein dunkler Raum zur Verfügung, verliert der Baum meist seine Blätter – das ist normal. Wenn der Baum noch Früchte trägt, sollte man auf eine möglichst helle Überwinterung achten, damit die Fruchtbildung nicht völlig stoppt. In jedemvFall unbedingt sehr sparsam gießen: etwa alle vier bis sechs Wochen, gerade so, dass die Erde nicht völlig austrocknet. Gedüngt wird erst wieder ab März.

Wer keinen Innenplatz hat, kann Zitrusbäume auch draußen überwintern – aber nur in milden Regionen und mit konsequentem Schutz. Wichtig ist, den Topf zu isolieren: Eine Schicht Luftpolsterfolie oder Kokosmatten um den Kübel, darüber Jute oder Vlies, schützt vor Kälte, lässt aber die Erde atmen. Den Topf unbedingt auf Holz oder Styropor stellen, damit keine Bodenkälte hochzieht. Die Krone wird locker in Wintervlies eingepackt; Folie ist tabu, da sich Kondenswasser bildet und Fäulnis droht. Bei starkem Frost kann zusätzlich ein Lichterschlauch (keine LED, sondern leicht wärmend) helfen.

Während des Winters bei Indoor-Zitrusbäumen regelmäßig auf Schädlinge achten: Besonders Schildläuse lieben warme Zimmer. Lieber einmal zu wenig gießen als zu viel, denn Staunässe ist der häufigste Todesgrund. Im Frühjahr wird langsam ausgepackt und zuerst schattig aufgestellt. Direkte Sonne nach der Winterpause führt zu Blattverbrennungen, daher erst ab den Eisheiligen dauerhaft in die Sonne stellen. So starten Zitrus- und Olivenbäume gesund in die neue Saison und erfreuen viele Jahre lang mit Blüten und Früchten.