DIY: Hummelkasten selber bauen

Ein Artikel von Christiane Bartal | 31.01.2023 - 14:29
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Der Hummelkasten sollte an einer ruhigen Stelle im Halbschatten seinen Platz finden. Der Standort sollte vor Regen und Ameisen geschützt sein, da diese zu den größten Feinden der Hummeln zählen © Christiane Bartal

Wer Hummeln im Garten hat, darf sich freuen: Sie zählen – noch vor den Bienen – zu den fleißigsten Bestäubern. Das liegt neben ihrer Robustheit auch daran, dass sie besonders früh im Jahr unterwegs sind: Schon ab Außentemperaturen von 3 °C werden die bereits im Vorjahr begatteten Jungköniginnen aktiv und suchen einen Nistplatz, um ein neues Volk zu gründen. Hat die Königin ein geeignetes Quartier gefunden, baut sie eine erste Wabe, legt die ersten Eier hinein und versorgt die daraus schlüpfenden Larven mit Blütenpollen. Als Schlechtwettervorrat sammelt sie Nektar, den sie zu Honig umwandelt und in Wachstöpfchen lagert.

Im Gegensatz zu den Honigbienen, bei denen immer auch einige Arbeiterinnen den Winter überleben, sind die Hummelköniginnen die einzigen aus ihrem Volk, die überwintern. Je nach Witterung sind sie ab Mitte oder Ende Februar unterwegs, um eine geeignete Brutstätte für die Gründung eines neuen Volkes zu finden. Dabei zehren sie noch von Nahrungsvorräten aus dem Vorjahr. Wird die Königin nicht rechtzeitig fündig, stirbt sie – und mit ihre die Chance auf ein neues Hummelvolk.

Geeignete natürliche Nistplätze für Hummeln sind beispielsweise Totholzhaufen, Spalten zwischen losen Steinen oder Erdlöcher, weshalb ein Naturgarten derartige Strukturen bieten sollte. Auch in Vogelnester ziehen sie gerne ein. Zusätzlich können Sie auch einen Hummelkasten anbieten. Mit relativ wenig Materialeinsatz lässt sich ein solcher auch selber bauen. In Anlehnung an eine Bauanleitung von Ambros Aichhorn – Priester, Biologe, Bergbauer und als „Hummelpfarrer“ über die Grenzen Salzburgs bekannt – haben wir einen Hummelkasten selbst gebaut und eingerichtet.

Sie benötigen:

  • Naturbelassene Holzbretter (die Holzart nicht entscheidend – bloß keine Pressspanplatten oder Sperrholz),  ca. 1,5 cm stark:
    2x Vorder- und Rückwand: 22 x 13 cm
    2x Seitenwände: 15 x 13 cm
    1x Dach: 22 x 18 cm (evtl. zusätzlich eine Plexiglasscheibe zum besseren Beobachten)
    2x Boden: 19 x 15 cm
  • evtl. Draht und kleine U-Haken oder Scharniere zum Öffnen des Daches
  • Dachpappe oder große Baumrinden-Stücke (z. B. von der Schwarzkiefer)
  • 1 kleines Stück Fliegengitter
  • möglichst feines Moos (z. B. von Baumrinden), Tapeziererwatte, Polsterwolle oder Kapok (wollartige Naturfaser des Kapokbaumes – „Pflanzendaune“) zum Einrichten
  • Draht und kleine U-Haken zum Befestigen

So wird's gemacht:

1. Bohren Sie ein Belüftungsloch (ca. 20 mm Durchmesser) in eine der Seitenwände (ungefähre Position siehe Fotos). Das Einflugloch mit 18 bis 25 mm Durchmesser in das untere Drittel der Vorderwand bohren. Löcher mit einem Schleifpapier innen und außen abschleifen, um die Holzspäne zu entfernen.

2.
Seitenwände mit dem Bodenbrett zusammennageln oder -schrauben.

3. Fliegengitter an der Innenseite des Belüftungsloches anbringen (mit Heißklebepistole kleben oder mittels Klammern). Das Gitter verhindert das Eindringen von Parasiten, beispielsweise Wachsmotten.

4. Hummelkasten einrichten: Zuunterst mind. 1 bis 2 cm feines Moos. Größere Teile mit der Schere klein zerschneiden. Darüber evtl. zerkleinerte und zerzupfte Tapeziererwatte oder Kapok legen. Wenn ausreichend natürliche Materialien in der Umgebung zu finden sind, richten sich die Hummeln auch selbst ein.

5. Dach zum Öffnen mittels Draht und U-Hakerln bzw. Scharnieren anbringen: Für unseren Hummelkasten haben wir zunächst Plexiglas angeschraubt, um das Geschehen im Inneren gegebenenfalls beobachten zu können. Darüber kommt die öffenbare Holzplatte.

6. Als Witterungsschutz Dachpappe annageln bzw. Rindenstücke auf das Dachbrett schrauben.

7. Hummelkasten mittels Draht, der an der Rückseite des Kastens befestigt wird, an einem Baum, einem Holzpfahl oder an einer Hauswand anbringen oder auf eine kleine Mauer oder dergleichen stellen – ohne Kontakt zum Gras als Schutz vor Ameisen.

Der richtige Standort

Grundsätzlich ziehen Hummeln ein natürliches Nest gegenüber einem Hummelkasten vor. Nur rund ein Viertel der bereitgestellten Hummelkästen wird tatsächlich besiedelt. Hummelhäuser bieten jedoch mancherorts eine willkommene Ergänzung zu fehlenden natürlichen Strukturen. Folgende Parameter sollten erfüllt sein, damit der Hummelkasten von den Brummern angenommen wird:

  • Ausreichend Blütenpflanzen in der näheren Umgebung. Frühblüher wie Weiden, Haselnuss, Krokus etc. sind besonders wichtige Nahrungsspender.
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  • Halbschattiger und regengeschützter Standort
  • Ruhiger, ungestörter Platz abseits von Wegen und häufig genutzten Flächen
  • Ideal ist Morgensonne. Mittagssonne sollte vermieden werden, da die Hitze die Brut zerstören kann.
  • In Bodennähe aufstellen bzw. anbringen, aber unbedingt mit ausreichend Abstand zum Gras, damit Ameisen keinen leichten Zugang haben.
  • Anbringung z. B. an einem Baum, einem Holzpfahl oder an einer Hauswand
  • Der Hummelkasten kann auch auf eine kleine Mauer gestellt werden.
  • Das Einflugloch sollte von der Hauptwetterseite abgewandt sein.
  • Spätestens Mitte/Ende Februar sollte der Hummelkasten bezugsfertig sein!
  • Nach der Besiedelung nicht mehr umplatzieren (max. 1 m pro Tag verrücken), damit die Hummeln den Kasten sicher wiederfinden.

Muss ich den Hummelkasten reinigen?

Im Herbst geht die Hummelsaison dem Ende zu. Mit der alljährlichen Reinigung warten Sie dennoch besser bis Ende Jänner/Anfang Februar, denn manchmal nutzen die jungen Hummelköniginnen den Kasten zum Überwintern. Die Reinigung im zeitigen Frühjahr ist wichtig, um Parasiten zu entfernen, die sich im Moos einnisten und die neue Brut im kommenden Jahr gefährden.

1. Altes Nistmaterial Ende Jänner/Anfang Februar ausräumen und entsorgen.
2. Innenraum des Kastens mit heißem Wasser auswaschen.
3. Hummelkasten mit neuem Nistmaterial befüllen. Kasten an die gleiche Stelle platzieren, damit die Königinnen aus dem Vorjahr ihn evtl. wiederfinden.

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